Totgesagt
dem Mund zog, drückte er ihr absichtlich das Gesicht in den Schritt. Madeline war zwar bemüht, dies einfach zu ignorieren, konnte sich aber eines Schauderns nicht erwehren.
“Auf das, was ich für dich in petto habe, musst du noch ein Weilchen warten”, knurrte er. Immerhin war der Knebel nun aus ihrem Mund, worüber sie heilfroh war. Jetzt konnte sie ihre geschwollenen Lippen bewegen, die trockene Zunge anfeuchten und versuchen, gegen die Schmerzen am Kinn anzukämpfen.
“Und?”, fuhr er sie an. “Was sagt man?”
Ihr war schleierhaft, was er meinte. Als sie nicht reagierte, packte er sie so bei den Haaren, dass sie sich nicht rühren konnte, und versetzte ihr einen leichten Nasenstüber. “Ich hab dich was gefragt!”
“Was … was soll das?”, krächzte sie.
Der Kopfstoß erwischte sie wie aus heiterem Himmel, schleuderte ihr den Kopf in den Nacken und fuhr ihr schmerzhaft durch den ganzen Körper. Verängstigt blinzelte sie zu Ray auf. “Was …” Mehr brachte sie nicht mehr über die Lippen.
Er grinste nur, anscheinend sehr angetan von seinem Gewaltausbruch. “Wie heißt das? ‘Danke, Gebieter!’ So gehört sich das. Möchtest du’s noch mal versuchen?”
Am verräterischen Heben der Stimme erkannte sie, dass er sie herausfordern wollte, sich abermals zu widersetzen. Nichts hätte sie lieber getan als das. Doch für eine eventuelle Flucht musste sie möglichst im Vollbesitz ihrer Kräfte bleiben.
“Danke, Gebieter”, knirschte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
“Na, wer sagt’s denn! Das lernst du schon noch. Nicht mehr lange, dann wirst du mich auf Knien um alle möglichen Gefallen anbetteln. Mal sehen, wenn du ‘n braves Mädchen bist, kann ich dich vielleicht sogar ab und zu losketten.”
Losketten?
Bestürzt, wütend und fassungslos mit den Tränen kämpfend, sah sie zu, wie er sich über die Tasche beugte. “Ach, da haben wir’s ja”, säuselte er und zog ein Dornenhalsband hervor. “Ohne so ein Ding keine richtige Sexsklavin!”
23. KAPITEL
“I ch finde kein Adressbuch!”, rief Clay ungeduldig.
Hunter wusste, dass Madelines Stiefbruder nicht untätig herumsitzen, sondern nach ihr suchen wollte, und dass sie jetzt auch noch in aller Ruhe Harpers Domizil durchforsteten, steigerte seine Ungeduld. Der Grund leuchtete Hunter durchaus ein. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde die Distanz zwischen ihnen und Madeline möglicherweise größer; Harper konnte sie wer weiß wohin entführt haben. Andererseits brachte es nichts, aufs Geratewohl durch die Gegend zu fahren. Man musste Harpers Fährte aufspüren. Das war die einzige Hoffnung.
“Dann schauen Sie mal, ob Sie andere Hinweise finden!”, gab Hunter zurück. “Irgendwelche Zettel oder Zeitungsausschnitte, irgendwas mit Namen oder Nummern drauf. Kleinanzeigen, Quittungen und dergleichen!”
“Hat er Gepäck dabei?”, wollte Clay wissen. “Sind seine Sachen weg?”
Schwer zu sagen. Nach Hunters Eindruck hatte es Harper dermaßen eilig gehabt, dass er nicht allzu viel mitgenommen hatte.
“Da auf dem Küchenfußboden liegt ‘ne Quittung”, rief Clay kurz darauf. “Aus dem Baumarkt!”
“Welches Datum?”
“Von heute.”
Im Schlafzimmer fand sich kein Hinweis darauf, wohin Harper gefahren sein mochte. Daher nahm Hunter sich das Kämmerchen vor, in dem der Rechner stand. Vielleicht hatte er ja bei seinem ersten Besuch nicht genau genug nachgesehen. Eventuell tauschte Harper sich per E-Mail mit jemandem aus oder benutzte bestimmte Internetseiten, die Aufschluss geben konnten über sein Fahrziel. “Was hat er denn im Baumarkt gekauft?”, rief er hinüber zu Clay, derweil er sich gleichzeitig durch den Ordner “Gesendet” klickte.
“Eine Hundekette und ein Stachelhalsband.”
Zwangsmittel! Hunter hielt inne und rieb sich übers Gesicht. Vermutlich suchte Harper ein abgeschiedenes Plätzchen, an das er Madeline bringen und dort ungestört …
Was das bedeutete, wollte er sich lieber nicht ausmalen, obwohl er sich keinen Illusionen hingab. Der Bildschirmschoner sowie die Pornoseiten auf dem Computer sprachen für sich.
Die seelische Apathie, in die Hunter nach der Scheidung verfiel, war verflogen. Jetzt auf einmal von quälenden Gefühlen überwältigt, versuchte er verzweifelt, noch schneller zu denken und zu suchen … sich irgendetwas einfallen lassen.
Wie er bereits zuvor festgestellt hatte, war Harpers Mailbox voller Spam, vermischt mit ein paar Mails von Sexanbietern. Hunter ging nicht näher
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