Totgesagt
darauf ein, sondern konzentrierte sich auf Hinweise, die ihn vielleicht zu Madeline führten.
Wohin mochte Harper sie gebracht haben? Doch wohl an einen vermeintlich sicheren Ort …
“Was gefunden?”, fragte Clay.
“Noch nicht.” Panik und Enttäuschung machten sich breit; allmählich gingen ihnen die Alternativen aus. Es musste dringend etwas her, eine Andeutung über ein mögliches Ziel, doch da half auch der Computer nicht weiter. Harper hatte lediglich alle möglichen perversen Internetseiten aufgesucht. Das war alles. Keinerlei …
Dann plötzlich sah er es. Das, was er die ganze Zeit gesucht hatte.
www.TNcabins.com … die schönsten Blockhütten von Tennessee.
Was mache ich bloß … was mache ich bloß …
Nervös klopfte Ray mit den Knöcheln auf den wackligen Küchentisch. Er hatte Madeline das Halsband angelegt, um ihr schon mal einen Vorgeschmack von dem zu geben, was ihr bevorstand. Als er es so fest zuzog, dass sie kaum Luft bekam, da hatte ihn die Todesangst in ihrem Blick regelrecht aufgegeilt. Schließlich hatte sie mit geschlossenen Augen nur noch um ihr Leben gerungen. Vermutlich hatte sie da begriffen, wie fein die Grenze zwischen Leben und Tod tatsächlich war – und dass die Entscheidung, ob und wann sie diese Linie überschritt, in seinen Händen lag.
So etwas nannte er Macht. Bei so etwas fühlte er sich unbesiegbar – und ein wenig überdreht dazu. Sie war ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wie damals Rose Lee. Nur war das hier alles noch viel erregender, denn jetzt hatte nicht mehr der Reverend das Sagen. Sondern er!
Wie Barker das wohl gefallen hätte? Seine herzallerliebste Maddy mit so einem Halsband?
Ray grinste. Er wäre außer sich gewesen, na klar. Weil dem, was er da angefangen hatte, letztendlich auch seine Madeline zum Opfer fiel. Andererseits wäre die perverse Sau zum Teil sogar darauf abgefahren. Genauso wie Ray. Möglicherweise hätte er sich den Spaß nicht mal entgehen lassen.
Ray malte sich aus, wie sie sich nach Luft ringend auf dem Bett wand, mit ihren nackten Brüsten völlig seinen Blicken ausgeliefert. Ihr erstes Mal stellte er sich absolut geil vor. Perfekt. Während sie wimmernd unter ihm lag, konnte er sich nach Herzenslust austoben.
Aber gut Ding will Weile haben. Es dunkelte bereits, und er hatte noch keinen Proviant eingekauft. So weit war er noch nicht gekommen, als er ihr über den Weg lief. Da hatte er gerade alles Notwendige von zu Hause geholt und war unterwegs zu ihrem Cottage, um die Lage zu peilen und zu entscheiden, wann und wo er sie sich schnappen würde. Um sich Zugang zu verschaffen, wollte er, falls niemand im Hause war, ein Kellerfenster einschlagen. Später dann, nach Einbruch der Dunkelheit, wenn alles in trockenen Tüchern war, wollte er wiederkommen und sie entführen, und zwar so leise, dass dieser Solozano nicht mal merken würde, dass sie weg war. Falls er sich überhaupt im Hause aufhielt, wohlgemerkt.
Dann kam sie jedoch mit Karacho aus ihrer Zufahrt herausgeschossen und düste geradewegs an ihm vorbei. Allein.
Flugs hatte er gewendet und war ihr hinterhergefahren.
Als sie auf der Farm hielt und Ray merkte, dass kein Mensch da war, da empfand er die Gelegenheit als viel zu günstig, um sie nicht beim Schopfe zu packen. Also hatte er seine Pläne kurzerhand über den Haufen geworfen und beschlossen, schnurstracks zum Blockhaus zu fahren. Aber mit ihr auf der Ladepritsche konnte er natürlich unterwegs nirgends anhalten. Das war zu riskant. Da hätte jemand das Stöhnen hören oder Bewegungen unter der Plane bemerken können.
Hast du genau richtig gemacht, versicherte er sich. Der Strick, die Plane, das Halsband – alles war da. Jetzt konnte er in Ruhe einkaufen gehen, bevor die Geschäfte in dieser gottverlassenen Gegend dichtmachten. Er verließ Madeline zwar ungern, doch andererseits hätten sie sonst am nächsten Morgen nichts zum Frühstück. Ihm knurrte sowieso schon der Magen.
Erst einmal häuslich einrichten, beschloss er, dann konnte es losgehen mit der Orgie. Er wollte sich ohnehin noch eine Digitalkamera zulegen, und außerdem brauchte er Holzbriketts und Feuerzeugbenzin für einige Tage. Danach konnte er sich Madeline voll und ganz widmen. Und nicht zuletzt die besten Momente auf einen Chip speichern – für seinen zukünftigen Internethandel.
Die Holzdielen knarrten, als Ray sich aus dem Sessel stemmte und zu seiner Reisetasche ging. Darin befand sich auch ein Fläschchen mit Schlaftabletten aus
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