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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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einen seiner Online-Kumpel, mit denen er Kinderpornos tauschte, dazu einladen. Ob einer von denen hier in der Nähe wohnte, wusste er nicht; dazu operierten die viel zu geheim – gezwungenermaßen, zur eigenen Sicherheit. Jedenfalls lohnte Madeline auch eine längere Anfahrt. Und nach Ablauf der Woche konnte er sie ja für eine Weile an interessierte Kunden vermieten, ähnlich wie der Eigentümer der Hütte, der ja auch mit der Vermietung seine Kohle verdiente. Keine schlechte Investition!
    Bei dieser Vorstellung gluckste er leise in sich hinein. Ja, er winkte sogar fröhlich, als er an einer Frau vorbeifuhr, der er im vorigen Sommer den Zaun instand gesetzt hatte. Im Übrigen konnte man auch noch Bilder machen und die übers Internet verscheuern. Manche verdienten mit so etwas ein Schweinegeld. Freilich, Madeline war kein Kind mehr; zu Höchstpreisen konnte man die Aufnahmen da sicher nicht an den Mann bringen. Aber immerhin – mit Fesseln und Ketten und so, das gab bestimmt gute Vergewaltigungs- und Folterszenen. Und sobald die Sache langweilig wurde – er trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad, denn plötzlich wurde er ganz kribbelig –, ließ sich eventuell noch ein Snuff-Movie drehen und dabei filmen, wie er sie umbrachte. Dafür gab es unter Garantie richtig Schotter: ein Filmchen, in dem eine schöne Frau abgemurkst wurde … live vor der Kamera.
    Angesichts solcher Aussichten bekam er jetzt doch etwas Bammel und fragte sich, ob er nicht ein wenig zu doll mit dem Spaten zugeschlagen hatte. “Los, Maddy, komm zu dir”, murmelte er und guckte ab und zu durch die Heckscheibe hinüber zu der mit der Plane bedeckten Ladefläche. “Versau mir jetzt bloß nicht den Spaß.”
    Nach einer weiteren Viertelstunde war er fast so weit, dass er noch einmal angehalten hätte, um nachzusehen. Er trat auch schon auf die Bremse, da sah er im Rückspiegel, dass sich unter der Plane etwas rührte.
    Der Stofffetzen schnitt ihr in die Mundwinkel und machte das Luftholen mühselig. Mit geschlossenen Augen versuchte Madeline, ihren rasenden Puls zu verlangsamen, die aufkommende, immer näher rückende Todesangst zu unterdrücken. Wo war sie? Was war geschehen?
    Sie war doch zu Hause gewesen … Halt, auf der Farm! Da hatte sie eine Scheibe eingeschlagen und …
    Langsam funktionierte ihr Gedächtnis wieder. Vor ihrem geistigen Auge erschien Ray, wie er mit dem Spaten ausholte und ihr das Blatt gegen den Kopf sausen ließ. Aber warum hatte er das gemacht? Sie kannten sich doch schon ein Leben lang!
    Allmählich wieder Herrin ihrer Sinne, spürte sie plötzlich alle Knochen im Leib. Sie hatte das Gefühl, als liege sie in einer … einer Kiste? Nein, auf der harten Ladefläche eines Pritschenwagens! Unter einer muffig riechenden Decke. Kopf und Kinnlade taten ihr höllisch weh; Hände und Füße brannten unsäglich, und etwas Stumpfes bohrte sich in ihre Hüfte. Sie wand sich, so gut es ging, um wenigstens eine bequemere Lage zu finden. Das führte jedoch nur dazu, dass ihre Schultern, auf denen die Hauptlast ihres Köpergewichtes ruhte, noch heftiger protestierten.
    Nun wieder der Ohnmacht nahe, versank sie in einen ständigen Wechsel zwischen Wachen und Hinüberdämmern, Wachen und Hinüberdämmern, rhythmisch wie an den Strand plätschernde Wellen. Ihr Körper schrie förmlich danach, sich einfach fallen zu lassen, sich mit der Flut davontragen zu lassen.
    Doch eine innere Stimme hielt sie davon ab, ermahnte sie, jetzt nicht aufzugeben …
    Bleib wach … Beweg dich … Lass dich nicht hängen … Kämpf um dein Leben!
    Unvermutet bog der Truck nun in eine scharfe Kurve, wodurch Madelines Schultern noch stärker belastet wurden. Sie stöhnte auf, schon kurz davor, sich wieder in die Bewusstlosigkeit sinken zu lassen, um ihrem Elend schnellstens zu entkommen. Doch da, kurz vor dem Hinüberdämmern, da drang ihr auf einmal ein ganz neuer Duft in die Nase: Kiefern! Sie war nicht nur aufs Schmerzhafteste gefesselt und geknebelt. Sie befand sich auch nicht mehr in Stillwater.
    Als Hunter in die Polizeiwache stürmte, guckte eine hinter einem kleinen Schreibtisch sitzende stämmige Frau verdutzt auf und versuchte, ihn abzufangen. Er wand sich einfach an ihr vorbei. “Warum unternehmen Sie nichts?”, herrschte er Chief Pontiff an, der gerade vor dem Wasserspender stand.
    “Sie haben hier gar nichts zu sagen”, blaffte Pontiff und nahm einen Schluck aus dem halb vollen Pappbecher.
    “Na und? Sie haben doch die Fotos gesehen! Die

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