Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
seinem Arzneischränkchen. Das Mittel sollte dafür sorgen, dass Madeline bei seiner Rückkehr noch hier sein würde. Nur: Wie viele von den Pillen durfte man ihr unbesorgt geben? Er wollte Madeline ja nur für ein paar Stunden außer Gefecht setzen, nicht für den Rest der Nacht. Das fehlte gerade noch! Schließlich hatte er Großes mit ihr vor, und dafür musste sie hellwach sein.
    Hunter hielt sich zurück, als Clay darauf bestand, er werde fahren. Madelines Bruder kannte sich in der Gegend besser aus. Inzwischen hatten sie das Sheriff’s Department von Sevier County alarmiert, und dort hatte man ihnen zugesagt, einen Hilfssheriff zu einer kleinen Ferienanlage namens
Misty Mountain Cabins
zu schicken. Gleichzeitig wies man sie darauf hin, dass diese Blockhäuser so spät in der Wintersaison nur spärlich angemietet würden. Die Hütten lägen weit auseinander; es werde einige Zeit dauern, sie alle abzuklappern.
    Von Beruhigung konnte bei Hunter somit nicht die Rede sein. Er fürchtete, der Hilfssheriff könne zu spät kommen, und außerdem graute ihm bei dem Gedanken, was er womöglich dort vorfinden würde.
    Womit hatten sie es hier eigentlich zu tun?
    Dass Barker pädophil gewesen war, ließ sich nicht mehr wegdiskutieren. Er war auf einigen der Fotos, die Hunter von Clay bekommen hatte, zu sehen. Wie aber passte Ray Harper in dieses Bild? Man hätte vermuten können, dass Harper den Reverend umgebracht hatte, weil der sich an Katie und Rose Lee verging. Nur war Barker sieben Jahre nach Rose Lees Tod ja immer noch am Leben gewesen – nicht gerade ein Hinweis auf die Spontanreaktion eines Vaters, der soeben erfahren hatte, dass seine Tochter Opfer eines Kinderschänders geworden war. Die Ekelpornografie auf Harpers Computer bewies zudem eindeutig, dass Ray selbst zu sadistischen Perversionen neigte.
    Je angestrengter er versuchte, die Puzzleteile zusammenzufügen, desto mehr Fragen gingen ihm durch den Kopf. Was mochte Harper angestellt haben? Und wozu war er wohl sonst noch fähig?
    “Halten Sie mal”, rief Hunter, als vor ihnen der Drugstore auftauchte.
    Clay guckte ihn verblüfft an. “Was?”
    “Ich muss noch etwas einkaufen.”
    “Dazu haben wir keine Zeit. Bis zu den Blockhütten, das sind sieben Stunden Fahrt!”
    Im Grunde durften sie auf ihre Rettungsaktion keine übertriebenen Hoffnungen setzen. Harpers Vorsprung war zu groß. Madelines Schicksal hing vielmehr von dem Hilfssheriff ab. Das wollte Hunter sich allerdings nicht eingestehen und es erst recht nicht aussprechen. “Dauert nur ‘n Moment. Außerdem muss der Deputy vom Sheriff’s Department jeden Moment in dem Feriengebiet eintreffen.”
    Clay zog ein düsteres Gesicht, schwenkte aber nach einigem Zögern doch in eine Parkbucht. “Aber dalli!”, knurrte er und blieb im Wagen sitzen, während Hunter in das Geschäft eilte.
    Seinen Dufflebag über die Schulter geschlungen, schlenderte Ray durch die Gänge des Tante-Emma-Ladens, sichtete die Auslagen und überschlug dabei im Kopf, was er bezahlen würde und was er wohl mitgehen lassen konnte. Noch hatte er zwar das Geld von Bubba, doch wenn das einigermaßen langen sollte, musste er clever haushalten.
    “Suchen Sie was Bestimmtes?”
    Eine Mollige mit rotem Lockenkopf und Stupsnase lächelte ihm von ihrem Sitz hinter der Ladenkasse aus zu. Vor ihr auf dem Tresen plärrte ein Mini-Fernseher, nach dem lauten Gedudel zu urteilen lief offenbar gerade ein Werbebreak.
    Er war schon drauf und dran, ihr mit Verschwörermiene zuzuraunen, was er am liebsten gekauft hätte: Sexspielzeuge nämlich. Darauf hätte sie aber vermutlich nicht sonderlich gnädig reagiert, also ließ er es lieber bleiben, um keinen Verdacht zu erregen.
    “Ach, schon gefunden … die Gurken hier”, nuschelte er und grinste zurück, während er das Glas mit den größten auswählte und in den Einkaufskorb legte.
    “Auf der Durchreise, wie?”, plauderte sie leutselig.
    “Nö, ‘n paar Tage bleibe ich schon.” Reden wollte er eigentlich nur, wenn es nicht anders ging, aber an seinen Einkäufen sah sie ja ohnehin, dass er hier nicht bloß einen Boxenstopp veranstaltete.
    “Woher stammen Sie?”
    “Aus Nashville”, flunkerte er.
    “Klasse Stadt.”
    Er tat so, als höre er gar nicht hin, und wandte sich zu der kleinen Kühltheke. Da hatte er nämlich eine Tube tiefgefrorenen Plätzchenteig erblickt. Die war noch dicker als eine der Gurken; die konnte er vermutlich ebenfalls gut gebrauchen.
    “Von dem Süßkram kann

Weitere Kostenlose Bücher