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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Beweis.”
    Madeline ließ den Tragegurt ihrer Handtasche von einer Schulter auf die andere wandern. “Beweise gibt es bisher ja überhaupt nicht. Du sagst doch selbst, es sind alles bloß Indizien.”
    Elaine nahm den beweglichen kleinen Skiläufer vom Schreibtisch und spielte mit der Figur herum. Es war ein Weihnachtsgeschenk von Kirk, mit dem er versucht hatte, Madeline zum Skilaufen zu animieren. Er hatte ziemlich sauer reagiert, als sie den von ihm gebuchten siebentägigen Skiurlaub nicht antrat, weil sie lieber in Stillwater bleiben wollte. Und statt gemeinsam in die Ferien zu fahren, hatten sie ihre Beziehung lieber beendet.
    Es war paradox: Wäre sie mitgefahren, hätte sie die Bergung des Autowracks nicht miterlebt. Genau das war der Grund für ihre Absage gewesen. Sie durfte nicht riskieren, dass sie hier etwas verpasste, was möglicherweise zu des Rätsels Lösung führte.
    “Du zwingst mich doch noch dazu, es zu sagen, oder?”, murmelte ihre Tante.
    Madeline nahm ihr den Skiläufer ab und verstaute ihn in der Schreibtischschublade. Momentan war die Lage weiß Gott kompliziert genug; da brauchte sie keinen Hinweis auf Kirk und darauf, wie weitaus angenehmer ihr Leben gewesen war, als er noch dazugehörte. Eigentlich hatte sie erwartet, er ließe nach der Bergung des Cadillacs mal von sich hören. Schließlich hatten ja alle möglichen Leute angerufen. Aber es sah wohl so aus, dass er Nägel mit Köpfen machen wollte. Genau wie sie. “Es zu sagen?”, echote sie. “Was denn?”
    “Dass ich zu der Einsicht gelangt bin, du könntest vielleicht doch recht haben. Was die Montgomerys angeht.”
    Kirk und der Skiläufer waren schlagartig vergessen. “Inwiefern?”
    “Insofern, als dass sie möglicherweise doch schuldlos sind … an dem ganzen Geschehen.”
    Noch im vergangenen Sommer, als der Staatsanwalt die Anklage gegen Clay hatte fallen lassen, war der Aufschrei unter den Vincellis groß gewesen, genau wie von Madeline erwartet. Das hier kam einer Kehrtwende um hundertachtzig Grad gleich. “Ist das dein Ernst?”
    “Meinst du, ich wäre zum Spaßen aufgelegt?”
    Unter Garantie nicht. Mit einer Elaine Vincelli war weiß Gott nicht zu spaßen. “Joe und Roger halten Clay jedenfalls nach wie vor für den Täter”, stellte Madeline trocken fest.
    “Bereiten sie dir etwa Ärger?”
    Der ominöse Unterton in ihrer Stimme ließ erkennen, dass es in diesem Falle für die beiden wohl böse Folgen haben würde. In dieser Hinsicht kannte Elaine buchstäblich keine Verwandten. Obwohl beide schon Anfang dreißig waren, lebte Roger noch im Elternhaus. Joe hingegen, zweimal von derselben Frau geschieden, wohnte in einem Haus unweit von
Stillwater Sand & Gravel
, der Baustoffhandlung seiner Eltern. Die beiden Brüder arbeiteten natürlich für Mom und Dad – vermutlich, so Madeline, weil sie anderswo keinen Job bekommen hätten. Dazu verbrachten sie zu viel Zeit mit Saufen, Spielen, Prügeleien – und damit Weibern nachzustellen.
    “Am Baggersee waren sie ganz schön laut”, betonte Madeline.
    “Ich knöpfe sie mir mal vor”, versprach sie. “Wie dem auch sei, ich jedenfalls verfolge mit Unbehagen, wie du dir mit dem Theater um deinen Vater schon wieder das Leben schwer machst. Ich bin schließlich deine Tante.” Sie wischte Madelines Einwand mit einer Handbewegung beiseite. “Du kannst da ruhig mal einen Rat von mir annehmen. Meiner Ansicht nach wird es Zeit, dass wir alle nach vorn schauen.”
    Ausgerechnet jetzt?, durchzuckte es Madeline. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Cadillac geborgen wurde? Das war doch der erste echte Durchbruch! “Und was ist mit den Sachen, die im Kofferraum gefunden wurden?”, fragte sie. “Sollen wir die etwa gar nicht zur Kenntnis nehmen?”
    “Lass es doch einfach gut sein!” Fast hätte ihre Tante ihr mit dem Finger gedroht.
    “Aber wieso?”
    Ihre Tante schmiegte sich enger in ihren Mantel und wandte sich zum Ausgang. “Hör einfach auf mich! Ausnahmsweise!”
    Lass es gut sein …
    Bemüht, das ungute Gefühl nach dem Gespräch mit ihrer Tante zu verdrängen, stand Madeline am Flughafen von Nashville und wartete auf Hunter Solozano. Sie war spät dran, doch galt das zum Glück genauso für sein Flugzeug. Das Unwetter hatte zu zahlreichen Verspätungen geführt. Madeline war umringt von Menschen, die entweder nervös von einem Fuß auf den anderen traten, nasse Regenschirme ausschüttelten oder Schilder mit den Namen von Fluggästen oder Gruppen hochhielten, die sie

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