Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
stellte sie fest, dass er ihr auf den Po schaute. “Sie sagten doch, Sie wären nicht interessiert!”, merkte sie an.
    Er grinste. “Ein kurzer Blick kann ja nichts schaden.”

6. KAPITEL
    H unter saß auf dem Beifahrersitz von Madelines Kleinwagen und schaute den Scheibenwischern zu, die müde ihre Halbkreise über die Frontscheibe zogen. Wer so einen 92er Corolla fährt, so ging es ihm kurz durch den Kopf, der kann sich jemanden wie mich vermutlich gar nicht leisten. “Sie müssten mal die Wischerblätter auswechseln. Dann würden die Dinger vielleicht sogar funktionieren.”
    Sie warf ihm einen gereizten Blick zu. “Vielen Dank für den Hinweis.”
    “Gern geschehen.” Mit den Fingern aufs Knie trommelnd, verwünschte er stumm den Moment, an dem er beschlossen hatte, in den Süden zu kommen. Was suchte er bloß hier? Eigentlich hätte er jetzt in Hawaii am Strand liegen sollen. Trotz des Regenwetters in Tennessee, trotz einer ungewöhnlichen und leicht irritierenden Begrüßung durch die Klientin, erschien ihm die Südsee inzwischen irgendwie nicht mehr so verlockend, wie es eigentlich hätte sein sollen. Er hatte den größten Teil des vergangenen Monats auf Oahu zugebracht und dort Fotos von einem gewählten Volksvertreter geschossen, der die Babysitterin seiner Sprösslinge für eine heiße Affäre heimlich einfliegen ließ. Und jetzt ohne Maria schon wieder dorthin reisen? Wozu sollte er das tun? Er neigte nicht dazu, den ganzen Tag am Strand herumzulungern – es sei denn, er musste es aus beruflichen Gründen tun, wie etwa bei seinem jüngsten Auftrag, oder er hatte jemanden in seiner Gesellschaft, der Sand und Sonne gemeinsam mit ihm genoss.
    Jemand … Hunter zog eine Grimasse. Er hatte nicht nur die Liebe und Achtung seiner Tochter eingebüßt, sondern es auch noch geschafft, den Großteil seiner Familie gegen sich aufzubringen. Weil er zu gekränkt und zu wütend gewesen war, um auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Und eine romantische Liaison – oder auch nur ein Techtelmechtel – kam ihm auch wenig erstrebenswert vor, seit er sich zwei Jahre zuvor im Alkoholrausch von Selena hatte verführen lassen, der geschiedenen Nachbarin von gegenüber.
    “Wollen wir etwa den ganzen Weg kein Wort miteinander reden?”, fragte er, bemüht, sich aus seinen Grübeleien zu reißen. Wegen dieses Fehltritts machte er sich häufig genug Vorwürfe; da brauchte er nicht schon wieder damit anzufangen. In schlaflosen Nächten plagte er sich ohnehin ständig damit herum.
    “Ich denke nach”, sagte sie.
    “Hoffentlich darüber, was Sie mir von dem Tag erzählen können, an dem Ihr Vater verschwand. Oder bin ich völlig auf mich allein gestellt? Quasi als Test, ob ich etwas tauge?”
    “Sehr witzig.” Sie fuhr dicht auf einen Lieferwagen auf, bremste ab und scherte dann auf die Überholspur aus.
    Sie hatten einen ziemlichen Fehlstart hingelegt, das war ihm klar. Eigentlich hätte er sich nach Kräften bemühen müssen, die Spannung, die sich gleich beim Kennenlernen ergeben hatte, abzubauen. Doch nach dem langen Flug fühlte er sich müde und gereizt; und er bereute sein Kommen bereits. “Sie wissen ja, wie flapsig wir Kalifornier manchmal daherreden. Besonders wir Teenager.”
    “Immerhin beenden Sie nicht jeden Satz mit ‘Alter’ oder ‘echt geil’“, seufzte sie.
    Allmählich reichte es ihm. “Ich wollte ja von Anfang an nicht herkommen. Das Ganze war doch Ihre Idee!”
    Sofort machte sie einen Rückzieher. “Stimmt. Tut mir leid. Ich hätte besser auf Sie gehört. Aber … aber ich wusste mir halt keinen Rat mehr.”
    Jetzt war sie enttäuscht. Das hörte man ihr deutlich an.
    Im Grunde hätte es ihm ja egal sein müssen – einige ihrer Bemerkungen gingen ihm mächtig gegen den Strich –, doch ihre niedergeschlagene Haltung ließ ihn nicht unberührt. Mit einem stummen Fluch riss er den Blick von ihr los und starrte geradeaus auf die nasse Fahrbahn. “Schreiben Sie mich nicht gleich ab, ja?”, sagte er. “Ich kann zwar nicht garantieren, dass ich den Mord an ihrem Vater aufkläre. Vorausgesetzt, es war überhaupt einer. Vielleicht ist eine endgültige Aufklärung gar nicht mehr möglich. Aber ich werde nichts unversucht lassen.”
    “So als Lückenfüller, während Sie auf die nächste Welle warten?” Das nuschelte sie zwar nur so vor sich hin, doch er verstand die Bemerkung trotzdem.
    “Sie sind ja nur ungehalten, weil ich gesagt habe, dass ich nicht auf sie stehe”, meinte er

Weitere Kostenlose Bücher