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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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abholen wollten.
    Sie wünschte sich, ebenfalls so ein Schildchen gemalt zu haben. Aufgrund Solozanos miesepetriger Stimme stellte sie sich einen Mann mittleren Alters vor – übergewichtig, mit schütterem Haar, einem Doppelkinn und zehn plumpen Wurstfingern. Doch als nach der Landung die Passagiere zu den Gepäckförderbändern strömten, sah sie nur einen, der diesem Bild so einigermaßen entsprach, und der wurde sofort von jemandem angesprochen.
    Nachdem sämtliche Fluggäste ihre Koffer abgeholt hatten, machte Madeline sich allmählich Sorgen. Hatte Solozano etwa den Flieger verpasst? Kein angenehmer Gedanke nach drei Stunden Autofahrt im strömenden Regen!
    Sie zog ihr Handy aus der Tasche, überprüfte die Signalstärke und gab Solozanos Nummer ein. Wer brauchte in der heutigen Zeit schon so ein albernes Schild? Ein simpler Anruf genügte doch. Falls er tatsächlich gelandet war, konnte sie ihm mitteilen, er möge sich mit ihr an Gepäckband 5 treffen. Und sollte er tatsächlich …
    Dass er sich nicht unter den Fluggästen befand, daran mochte sie lieber gar nicht denken. Tante Elaines eindringlicher Warnung zum Trotz, setzte sie darauf, dass er die Mutmaßungen und Zweifel ein für alle Mal würde ausräumen können.
    “Ich glaube, allmählich bin ich reif für eine Auszeit”, murmelte sie und hielt sich das Handy ans Ohr. In dem Moment aber erblickte sie einen Mann, der sich soeben vom Meldeschalter für die Gepäckermittlung abwandte und geradewegs auf sie zusteuerte. Sie brach den geplanten Anruf ab. Der Kerl war vorhin erst an ihr vorbeimarschiert. Aber … aber das war doch nicht etwa ihr Detektiv, oder?
    “Hunter Solozano?”, fragte sie zögerlich.
    Er musterte sie von Kopf bis Fuß. Außer Verärgerung verriet seine Miene kaum eine Gefühlsregung. “Sie haben es erraten.”
    Er hatte eine Gitarre dabei, stellte Madeline verwundert fest. Zwar galt der Flughafen Nashville als Durchgangsstation für jede Menge Countrymusiker, Solozano sah nun wirklich nicht wie ein Cowboy aus, sondern eindeutig wie ein waschechter Westküsten-Snob.
    “Ist das alles an Gepäck?”, wollte sie wissen. Neben der Gitarre trug er lediglich leichtes Handgepäck, dem Anschein nach eine Tasche mit einem Laptop.
    Er fuhr sich durch das blonde Haar, das etwas zu lang war und sich an den Spitzen kräuselte. “Der Rest ist leider verloren gegangen.”
    “Darf ja wohl nicht wahr sein!” Das galt allerdings nicht nur für seinen Koffer. Er sah aus wie … ja, wie ein Bilderbuch-Surfer: Circa einsfünfundachtzig groß, eisblaue Augen, ein hageres, wettergegerbtes Gesicht und herrlich sonnengebräunte Haut. Schlimmer noch: Durch seinen Drei-Tage-Bart wirkte er viel zu leger, als dass man ihn spontan für clever oder gar scharfsinnig gehalten hätte. Seine muskulöse Figur ließ erkennen, dass er sich wohl eher auf einem Surfboard im Pazifik aufhielt als auf einem Bürostuhl hinter dem Schreibtisch.
    “Kein Scherz”, sagte er. “Aber es wird mir nach Stillwater nachgeliefert, wurde mir versichert. Sobald es auftaucht. Ich gehe mal davon aus, dass es irgendwann morgen eintrudelt.”
    Was hast du dir da bloß eingebrockt!
Erwartet hatte sie einen dynamischen, abgebrühten Schnüffler. Jemanden, der die Fähigkeit besaß, ein Rätsel zu lösen, an dem sich die vermeintliche Elite von Stillwater zwanzig Jahre lang die Zähne ausgebissen hatte. Stattdessen handelte sie sich einen Beachboy ein – für tausend Dollar am Tag!
    “Na dann …” Sie konnte sich nur mit Mühe ein Stöhnen verkneifen. Er trug zwei T-Shirts übereinander, das obere mit langen Ärmeln, dazu abgewetzte, löchrige Jeans und an den Füßen … Flip-Flops!
    Badelatschen!
Betroffen kratzte sie sich die Stirn.
    “Ich sagte, sie liefern es nach!”, wiederholte er, wobei er sie auf merkwürdige Weise musterte.
    “Ich hab schon verstanden, danke.”
    Er fasste sich an seine breite Schulter und rückte den Trageriemen der Laptoptasche zurecht. “Also … wo liegt das Problem?”
    Sie ließ ihre Hand sinken, kurz entschlossen, offen zu ihm zu sein. “Ich nehme mal an, Ihr Vater oder Ihr älterer Bruder stecken hier noch irgendwo?”
    Er lupfte eine Augenbraue. Erst jetzt bemerkte Madeline, dass die Brauen viel dunkler waren als sein sonnengebleichtes Haar. “Ich verstehe Sie nicht. Wie meinen Sie das?”
    “Sie sind zu jung”, stellte sie fest.
    “Zu jung? Wofür? Ich bin zweiunddreißig. Wie alt müsste ich denn sein?”
    “Na, jedenfalls älter. Ich

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