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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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gleich durchgehen zu können. Es war aber schon zehn. So lange hatte er schon seit Urzeiten nicht mehr geschlafen. Seit Schluss war mit dem Alkohol.
    Er putzte sich die Zähne, fuhr sich mit einem Kamm durch die Mähne und streifte dieselben Sachen über, die er schon am Vortag getragen hatte. Solange sein Gepäck noch nicht nachgeliefert war, besaß er nichts zum Wechseln. Dann ging er nach draußen. Der Boden war nach wie vor durchweicht, doch der Regen hatte aufgehört.
    Der Pfad aus roten Pflastersteinen, der zu Madelines hinterer Veranda führte, schlängelte sich vorbei an einer riesigen Weide, die am Rande eines kleinen Gartenteiches wuchs. Der Garten selbst lag stellenweise noch unter faserigen Dunstschleiern, doch bei Tageslicht ließ sich erkennen, dass es sich um eine sehr gepflegte Anlage handelte, voller Gewächse und Pflanzen, sowohl in Töpfen als auch frei gepflanzt. Unter einer knorrigen Eiche entdeckte Hunter sogar einen Gartentisch mit zwei Stühlen, und an einer Stange daneben wehte das alte Banner der Konföderierten. Die Flagge entlockte Hunter ein Lächeln.
    Und wo steckte die Südstaatenschönheit an diesem Morgen? Hatte sie etwa ebenfalls verschlafen?
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatte er den Schlüssel unter der Fußmatte entdeckt und nach dem Öffnen in die Tasche gesteckt, da hörte er Stimmen im Inneren des Hauses. Ziemlich laute.
    “Das ist zu riskant.”
    “Geht dich nichts an.”
    Wer stritt sich da?
    Sophie, die Katze, die er am Abend zuvor kurz kennengelernt hatte, erhob sich von ihrem vor der Spüle liegenden Läufer, reckte sich und kam dann herüber, um Hunter in Augenschein zu nehmen. Er kraulte sie hinterm Ohr, schon kurz davor, zu seinem Apartment zurückzukehren und zu warten, bis Madelines Besuch gegangen war. Dann aber hörte er, wie sein Name fiel. Und weil sich das Gespräch offenbar um ihn höchstpersönlich drehte, fiel es ihm schwer, einfach zu verschwinden.
    “Hunter ist ein Excop, Kirk!”
    “Na und? Du kannst nicht wissen, ob er deswegen auch ungefährlich ist.”
    “Eins weiß ich jedenfalls: Dass du kein Recht hast, mich aus dem Bett zu klingeln und dann herumzukommandieren!”
    “Ich kommandiere dich nicht herum! Ich versuche auf dich achtzugeben!”
    “Ach, dass ich nicht lache! Du tauchst doch nicht aus lauter Fürsorge so plötzlich hier auf. Du siehst deine Felle wegschwimmen! Weil ich einen fremden Mann bei mir untergebracht habe!”
    Regungslos wartete Hunter auf seine Reaktion. Das war also besagter Kirk, den sie vor sechs Wochen in den Wind geschossen hatte. Der einzige Mann, mit dem sie jemals geschlafen hatte.
    Der Kerl war ihm jetzt schon unsympathisch.
    “Der wohnt in deinem Gästeapartment”, hörte er Kirk schimpfen. “Das ist für meinen Geschmack eindeutig zu nah.”
    Eigentlich war Hunter beim Betrachten seines Kondoms zu derselben Ansicht gelangt. Es war in der Tat verdammt dicht dran. Jetzt aber hätte er das plötzlich vehement abgestritten.
    “Wenn er ein Nachbar wäre, würde es auch keine Rolle spielen”, giftete sie zurück.
    Sophie rollte sich auf den Rücken und ließ sich den Bauch kraulen.
    “Wäre es wohl!” Kirk schrie schon fast. “Du wohnst allein, du hast überhaupt keine Nachbarn! Das ist ein himmelweiter Unterschied!”
    Hunter fragte sich, ob er sich vorstellen und ein kurzes Hallo in die Runde werfen sollte. Der Zeitpunkt schien ihm jedoch denkbar ungünstig. Im Augenblick hatte er ja nicht einmal die Möglichkeit, sich zu rasieren. Allerdings wollte er sowieso alle Beteiligten nach und nach befragen. So hielt er es immer, denn auf diese Weise stieß man in der Regel auf wichtige Hinweise. Mitunter hielten Gesprächspartner wichtige Puzzleteile für ihn parat und ahnten es nicht einmal. Im Übrigen war ihm herzlich egal, welchen Eindruck er auf Kirk machen würde. Je lauter der Bursche Madeline gegenüber wurde, desto mehr drängte es Hunter dazwischenzugehen.
    “Ich kann selber auf mich aufpassen”, insistierte Madeline schon etwas leiser.
    Kirk dämpfte ebenfalls seine Stimme – was sein Glück war. “Maddy, es macht einfach keinen guten Eindruck. Überleg mal, was die Leute in der Gemeinde dazu sagen werden.”
    “Das interessiert mich nicht!”
    “Das sollte es aber! Du bist halt im Moment nicht du selbst. Dein Detektiv kann ja auch im Motel absteigen.”
    “Du kennst doch das
Blue Ribbon
. Eine Bruchbude ist das! Er hält uns doch hier sowieso schon für einen Haufen

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