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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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nicht mit mir sprechen. Und ich bin so weit weg. Ich kann ihm das noch nicht einmal persönlich erklären. Was soll er auch denken? Wenn er wenigstens auch die anderen Bilder erhalten hätte. So könnte ich ihm erklären, dass es sich um Schnappschüsse am Weihnachtsabend handelte.
    In ihrem Kopf dreh te sich alles. Ihr wurde schlecht.
     
    „Was war das denn?“ Isabelle sah besorgt zu Constantin hinüber. „Hat Anna zu viel getrunken?“
    „Weiß ich nicht, Mama. Ich glaube ein Glas Champagner vorhin bei der Bescherung und ein Glas Rotwein beim Essen. Meinst du , das war zu viel?“
    „Ich habe keine Ahnung, was sie verträgt. Ich kenne sie doch nicht.“ Isabelle sah ihren Sohn verzweifelt an.
    „Ich glaube auch nicht, dass es der Alkohol war. Sie war echt schockiert, dass Alexander das Bild versehentlich an ihren Freund geschickt hat.“
    Nachdenklich sahen beide auf Annas Handy, welches sie auf dem Tisch hatte liegen lassen.
    Das Gerät summte und eine Nachricht blinkte auf.
    Constantin sah auf das Display. Er zog erstaunt die Auge nbrauen hoch und schob das Handy über den Tisch zu seiner Mutter.
    „Lies mal, Mama.“
    „Aber ich kann doch nicht ...“
    „Doch. Du kannst und du solltest, wenn dir etwas an Anna liegt.“
    Beunruhigt zog Isabelle das iPhone zu sich heran und drückte auf den Aktivierungsbutton. Auf dem Display erschien eine WhatsApp Nachricht. Sie wich entsetzt zurück, als sie das in Großbuchstaben geschriebene Wort las:
     
    HURE
     
    Ganz langsam schob sie das Handy wieder über den Tisch zurück. Constantin nahm es und legte es wieder an seinen ursprünglichen Platz.
    „Ich werde das nachher Alexander erzählen“, murmelte Isabelle.
    „Und dann? Meinst du , dass das klug ist? Anna hat mir vorhin erzählt, dass Alexander sie am 30. Dezember nach Hamburg zurückfliegen lässt, damit sie dort mit ihrem Freund Silvester feiern kann. Wenn du ihm das erzählst, wird er ihren Flug niemals umbuchen und du bist die Böse.“
    „Aber der Junge kann mit ihr doch nicht so sprechen. Es war doch nur ein Foto.“
    „Er scheint sehr, sehr eifersüchtig zu sein.“ Constantin zuckte mit den Schultern. „Du weißt ja auch gar nicht, wie Anna auf diese Nachricht reagieren wird. Vielleicht lässt sie sich das auch gar nicht gefallen. Sie wirkt nicht gerade wie ein Mädchen, mit dem man machen kann, was man will.“
    „Ich hoffe , dass du recht hast. Aber ehrlich gesagt, wirkte sie dafür eben zu schockiert. Sie sah fast aus, als ob sie Angst hätte.“ Isabelle griff nach ihrem Weinglas und nahm einen Schluck.
     
    „Brauchst du noch etwas? Soll ich dir einen Tee machen?“ Alexander strich Anna über den Kopf. Es war wie früher, als sie krank war und ihr Vater, abends nach der Arbeit, an ihr Bett kam.
    „Kein en Tee, Papa. Nur mein Handy bitte. Es liegt noch auf dem Tisch.“
    Ihr Vater nickte und verließ das Zimmer. Anna lag mit R ock und Blazer angezogen auf ihrem Bett und starrte an die Decke.
    Kurze Zeit später reichte ihr Vater ihr das Handy. Sie wartete , bis er das Zimmer wieder verlassen hatte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie zögerlich auf den Home-Button ihres iPhones drückte.
     
    HURE.
     
    Wie eine Ohrfeige traf sie Domeniks Nachricht. Hatte ihr Vater das gesehen? Nein. Dann hätte er etwas gesagt. Und auch Isabelle und Constantin hatten es wohl nicht gelesen. Isabelle hätte das wohl kaum vor ihrem Vater geheim gehalten.
    War es jetzt aus zwischen ihnen? Oder würde sich Domenik wiede r beruhigen? Was konnte sie tun? Sich rechtfertigen? Ihn anbetteln, ihr zu verzeihen? Aber würde sie ihm damit nicht die Bestätigung geben, dass es etwas zu verzeihen gab? Domenik würde sich dann endgültig darin verrennen, dass Constantin eine Konkurrenz war.
    War das auch der Grund gewesen, warum er am letzten Abend an die zwanzig Knutschflecken auf ihrem Hals und Dekolletee hinterlassen hatte? Sie erinnerte sich, wie sie ihn irgendwann gebeten hatte, damit aufzuhören. Er hatte nicht reagiert, sondern ihr beteuert, dass sie so eine Erinnerung an ihn hätte, bis sie sich wiedersahen. Aber ihr war es vorgekommen, als ob er sie als seinen Besitz markieren wollte.
    Anna erhob sich von ihrem Bett und ging zu dem Spiege l, der über der alten Kommode mit dem abblätternden Lack hing. Sie zog ihren Blazer aus und hob den dünnen Rollkragenpullover ein Stück hoch.
    Sie sah aus, als ob sie verprügelt worden wäre. Wenn das ihr Vater sehen würde. Er würde sie niemals zu Domenik fahren

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