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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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lassen.
    Sorgfältig zupfte sie ihren Pullover wieder zurecht und kehrte zurück zum Bett. Niedergeschlagen griff sie nach ihrem Handy, öffnete erneut das Foto und sah es sich genau an. Es war ja nicht so, als ob sie und Constantin sich auf dem Bild küssen würden. Und Domenik wusste ja nun auch, dass er Isabelles Sohn war.
    Irgen detwas musste sie Domenik jetzt schreiben. Aber was?
    Am besten sie erklärte einfach , wie es passiert war. Dabei fiel ihr seine letzte Nachricht wieder ein. „Ist es sehr schlimm?“, hatte er gefragt.
    Darauf hatte er dann dieses Bild bekommen. Für ihn musste es so aussehen, als ob es gar nicht schlimm wäre, im Gegenteil es sah aus wie eine Antwort , welche ausgesprochen, in etwa lauten könnte: „Ich amüsiere mich gerade blendend“. Was nun auch nicht den Tatsachen entsprochen hatte. Aber es konnte sich auch wie ein „Hör auf, mich immer weiter gegen Isabelle und ihre Kinder aufzuhetzen“ anhören. Denn das war es, was Domenik die ganze Zeit tat. Immer wieder gab es von ihm spitze Bemerkungen darüber, dass sie hier unerwünscht sei.
    War sie das wirklich? Bis jetzt waren Isabelle und Constantin einfach nur nett zu ihr gewesen. Sie war Isabelle gegenüber reserviert aufgetreten , aber mit Constantin hatte sie sich auch heute Nachmittag ganz nett unterhalten, während sie bei Sophia im Zimmer gewesen waren. Sophia war einfach nur süß und hatte sich beim Frühstück sogar auf ihren Schoß gesetzt und sie gebeten, mit ihr Prinzessin zu spielen.
    Eigentlich konnte sie nicht feststellen, dass diese Leute ihr etwas Böses wollten.
    Vielleicht wollten sie sich ja wirklich nur einschleimen, so wie Domenik gemutmaßt hatte. Das mochte möglicherweise auf Isabelle zutreffen, aber Constantin brauchte das doch nicht. Der würde wieder zurück nach Boston fliegen. Ihm konnte es doch eigentlich total egal sein, was Anna von ihm hielt. Und die kleine Sophia? Anna konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Fünfjährige derart berechnend sein konnte.
    Ihr Herzschmerz von eben verwandelte sich allmählich in Ärger.
    Sie würde ihm jetzt schreiben und erklären, wie es zu dieser missverständlichen Nachricht kommen konnte.
    Sie begann zu tippen.
     
    Liebster Domenik, das Bild hat mein Vater gemacht und wollte es eigentlich an Maya schicken. Versehentlich hast du es bekommen. Ich schicke dir jetzt auch noch die anderen Bilder, dann weißt du auch wie mein Vater, Isabelle und Sophia aussehen.
     
    Anna dachte nach. Was machte sie jetzt mit dem Wort „Hure“? Das konnte sie nicht so stehen lassen. Oder doch? Wenn sie es einfach ignorierte? So tat, als ob sie die Nachricht gar nicht bekommen hätte? Sie scrollte zu dem grauenhaften Wort und löschte seine letzte Nachricht.
    Sie lud die anderen Bilder hoch und schickte sie zusammen mit ihrem Text ab.
    Nervös biss sie auf ihren Daumennagel.
    Domenik war offline.
    Minutenlang starrte sie auf ihr Display. Nichts.
    Sie sah auf ihre Uhr. Es war erst kurz nach neun Uhr abends. Sollte sie jetzt den ganzen Abend hier sitzen und warten , ob Domenik sich beruhigte? Bei ihrem Streit wegen Max hatte das ziemlich lange gedauert.
    Anna griff entschlossen nach ihrem Handy und legte es in die Nachttischschublade. Sie würde jetzt wieder nach unten gehen. Hoffentlich waren die anderen mit ihrem Kennlernspiel schon fertig.
     
    Der Abend war dann doch noch ganz nett geworden. Nachdem Anna ihren Vater davon überzeugt hatte, dass es nicht am Alkohol gelegen hatte, durfte sie noch ein weiteres Glas Wein trinken. Anfangs hatte Isabelle sie zwar ein paar Mal ziemlich besorgt angesehen, aber das hatte sich zum Glück schnell gelegt.
    Und dann hatte sie sich einfach entspannt. Sie hatte Constantins Geschichten über sein Studentenleben in Harvard zugehört und sogar ü ber seine Anekdoten gelacht. Dabei war ihr aufgefallen, wie Isabelle zunehmend lockerer geworden war. Und am Ende hatten sowohl Isabelle, als auch ihr Vater, lustige Begebenheiten aus ihrer Jugend zum Besten gegeben. Bei dieser Gelegenheit hatte Anna erfahren, dass Isabelle ihr Studium abgebrochen hatte, als sie mit Constantin schwanger gewesen war. Maya würde Gefallen an der neuen Frau ihres Vaters finden, soviel stand fest.
     
    „Siehst du Schatz, der Abend ist doch ganz wunderbar verlaufen.“ Alexander gab Isabelle einen Kuss, zog sie zu sich heran und schloss die Augen. Es dauerte keine fünf Sekunden und es ertönte sein leises Schnarchen.
    Zufrieden lag sie in seinem Arm .

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