Totgeschwiegen (Bellosguardo)
einmal gesagt, dass ein Unterschied zwischen verliebt und lieben besteht. Verliebtheit könne wieder verfliegen, tiefe Liebe nicht. Woher sollte sie mit ihren 17 Jahren wissen, ob ihre Gefühle für Domenik wieder verfliegen könnten? Im Moment wusste sie nur eines: Noch nie zuvor hatte sie für einen Jungen so viel empfunden. Und ganz sicher war das, was sie für Domenik empfand, mehr als eine kleine Verliebtheit.
Domenik hatte sich ihr in seinen Nachrichten zu Füssen geworfen. Er liebte sie ganz offensichtlich.
Sie konzentrierte sich auf den Domenik, der sie leidenschaftlic h vor dem Clubhaus geküsst und ihr gezeigt hatte, was Schmetterlinge im Bauch bedeuten. Sie würde ihm noch eine Chance geben und mit ihm Silvester feiern. Und das bedeutete, dass sie ihm verzeihen musste, auch wenn er nicht direkt um Verzeihung gebeten hatte. Also schrieb sie ihm:
Ich verlasse dich nicht. Ich liebe dich auch.
Sofort war Domenik online. Er musste auf ihre Antwort gewartet haben.
Wann kommst du?
Am 30. Ich werde das gleich mit meinen Vater besprechen. Er möchte aber deine Mutter sprechen, bevor ich zu euch komme.
Warum?
Weil er wissen möchte, wo ich bin.
Meine Mutter ist gerade nicht da.
Er kann sie ja morgen anrufen. Schick mir doch bitte mal ihre Telefonnummer.
Muss das wirklich sein?
Ja. Sonst lässt er mich nicht fahren. Wo ist das Problem? Weiß deine Mutter gar nicht, dass ich komme?
Doch. Ich habe es ihr gesagt. Meine Mutter ist Alkoholikerin. Ich habe Angst, dass dein Vater sie zur falschen Zeit erwischt und er dich dann nicht fahren lässt.
Das wusste ich gar nicht. Warum hast du es mir nicht erzählt?
So etwas erzählt man nicht gerne.
Aber ich bin deine Freundin. Ich liebe dich.
Du bist mein Ein und Alles.
Und was machen wir jetzt mit meinem Vater?
Wenn ich ihm eine E-Mail im Namen meiner Mutter schicke? Sie müssen ja nicht persönlich miteinander sprechen.
Ganz wohl fühle ich mich dabei aber nicht.
Bitte, Anna. Du musst gar nichts tun. Ich regel das mit deinem Vater. Vertraue mir. Es ist besser so.
OK. Ich muss jetzt runter und beim Abendessen helfen.
Du fehlst mir.
Du mir auch.
Anna zögerte, bevor sie ihr Handy in die Nachttischschublade zurücklegte. Es gefiel ihr nicht, ihren Vater anzulügen. Aber sie musste das wohl für Domenik tun. Der Arme. Saß über Weihnachten zuhause mit einer ständig betrunkenen Mutter. Kein Wunder, dass er leicht aggressiv und verzweifelt war. Sie würde mehr Geduld mit ihm haben müssen und ihm zeigen, dass er sich wenigstens auf sie verlassen konnte. Und wenn er so eifersüchtig war, würde sie das eben in der Zukunft berücksichtigen und ihm keinen Anlass mehr bieten.
20
„Isabelle, hör mal, ich buche gerade für Anna den Flug um. Sie kann ja eigentlich mit Constantin zusammen nach Hamburg fliegen. Weißt du, auf welchem Flug er am 30. Dezember gebucht ist?“
„Ach, Anna fliegt jetzt doch zu ihrem Freund?“
„Wieso? Wollte sie das zwischenzeitlich mal nicht? Ich habe gerade eine E-Mail von der Mutter dieses Domeniks erhalten, in der steht, dass sie sich sehr freut, wenn Anna mit ihnen Silvester feiert.“
„Aha. Da habe ich wohl was durcheinander bekommen.“
„Na ja. Es ist für ein junges Mädchen natürlich spannender mit dem Freund zu feiern, als mit uns zwei Alten. Constantin will ja auch mit seinen alten Freunden in Hamburg auf eine Party gehen.“
„ Constantin ist aber auch schon 20. Anna ist erst 17. Meinst du, dass es nicht ein wenig zu früh ist, dass sie bei ihrem Freund übernachtet?“
„Schatz, Anna ist das ganze Jahr im Internat. Die Kinder dort sind viel selbständiger und werden viel früher erwachsen.“
„Das kann schon sein. Ich möchte nur nicht, dass sie sich auf den falschen jungen Mann einlässt. Man kann so viele Fehler machen.“
„We nn dieser junge Mann nicht der Richtige für sie ist, wird sie das schon merken und aus ihrem Fehler lernen.“
„Ich hoffe , dass du recht hast.“
„Mach dir keine Sorgen, immerhin sind die beiden ja nicht allein in Hamburg. Domeniks Mutter ist ja auch da.“
„OK. Vielleicht mach ich mir zu viele Sorgen.“
„ Ich finde es schön, dass du dich um sie sorgst. Und ich weiß auch, dass du da skeptisch bist, weil du dich selbst so früh auf den falschen Mann eingelassen hast.“
„Ja, ich möchte Anna vor solchen Fehlern bewahren.“
„Sie wird schon nicht gleich
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