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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Schultern hängen. “Jetzt schon?”
    “Wieso ausgerechnet jetzt?”, fragte Camille. “Und warum so plötzlich?”
    Grace zuckte nicht mit der Wimper. “Weil ich gehen muss.”
    “Beim ersten Anzeichen eines Konflikts?”
    Grace verzog das Gesicht. “Hier zu leben, war für mich immer ein Kampf. Ich wäre bestimmt nicht zurückgekommen, wenn ich Angst vor den Leuten hätte. Ich fahre aus anderen Gründen.”
    “Und die wären?”
    “Das geht Sie offen gestanden nichts an.”
    Diese Antwort gefiel Camille nicht besonders. Sie presste die Lippen zusammen und verschränkte die Arme.
    Währenddessen warf Grace einen Blick zur Straße hin, um nachzusehen, ob jemand sie beobachtete. Sie bemerkte Camilles cremefarbenen Cadillac, der direkt vor ihrem Grundstück geparkt war. “Vielleicht wollen Sie Ihren Wagen lieber woanders hinstellen”, sagte sie.
    Camille neigte den Kopf zur Seite. “Habe ich falsch geparkt?”
    “Es ist ein ziemlich auffälliges Auto. Wenn Sie die Vincellis nicht endgültig gegen Ihre Familie aufbringen wollen, sollten Sie …”
    “Die Vincellis interessieren mich nicht”, unterbrach Camille sie mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    Damit war alles erklärt. Die Archers und die Vincellis brachen eine Fehde vom Zaun. Aber Grace wollte nicht, dass Camille vor lauter Familienstolz ihren Sohn in noch größere Bedrängnis brachte. “Ich glaube, es ist besser, wenn wir hineingehen.”
    Falls Camille zu protestieren beabsichtigte, gab Grace ihr keine Gelegenheit. Sie drehte sich um und ging voran. Kennedys Mutter musste ihr folgen, falls sie weiter mit ihr sprechen wollte.
    Camille wartete eine Weile ab, trat dann aber doch über die Türschwelle und ging an Grace vorbei.
    “Weshalb sind Sie also gekommen?”, fragte Grace. Sie wollte den Grund für diesen überraschenden Besuch möglichst rasch erfahren. Die alte Dame war offensichtlich nicht erschienen, um sie zur Abreise zu bewegen. “Ich werde die Stadt innerhalb eines Tages verlassen”, erklärte Grace dennoch vorsichtshalber.
    “Gehen Sie wegen meines Sohnes?”
    “Natürlich nicht”, sagte Grace. “Ich werde in Jackson gebraucht.”
    “
Wer
braucht Sie dort?”
    “Ein … Freund. Und meine Arbeitskraft wird sowieso immer gebraucht.”
    “Ich verstehe. Das verursacht natürlich ein kleines Problem.”
    Verursacht
ein kleines Problem? Bestimmt nicht für die Archers.
    “Und zwar was für ein Problem?”
    “Jetzt, wo Raelynn von uns gegangen ist und Kennedy so viel in der Bank zu tun hat, brauchen wir diesen Sommer Hilfe mit Heath und Teddy.”
    “
Wir
brauchen dich!”, rief Teddy aus.
    Grace ging gar nicht auf seinen Ausruf ein. Sie war viel zu sehr geschockt von dem, was sie gerade gehört hatte. “Ich soll mich um die Jungs kümmern, ganz offiziell?”
    “Ich kann jemanden engagieren, wenn Ihnen das lieber ist”, sagte Camille.
    Nie zuvor hatte Kennedys Mutter ein Wort mit Grace gewechselt. Wenn sie sich begegneten, war Camille immer wortlos vorbeigelaufen. “Dann müssen Sie das wohl tun. Sie können sich doch denken, was die Vincellis von alledem halten würden.”
    “Das kann ich in der Tat.”
    “Deshalb sind Sie hier? Um zu zeigen, dass Sie sich keine Vorschriften machen lassen?”
    “Ich bin gekommen, weil mein Sohn mich darum gebeten hat.”
    “Du willst doch nicht wegfahren, oder?”, fragte Heath. Er und sein Bruder hatten sie die ganze Zeit ernst angeschaut und jedes Wort in sich aufgesaugt.
    “Es geht nicht darum, dass ich es
will”
, erklärte sie. “Ich … muss. Das ist alles.”
    “Aber was ist mit unserem Stand?”, fragte Heath.
    “Und mit dem Garten?”, fragte Teddy.
    Grace bekam einen Kloß im Hals, als sie sah, wie verzweifelt die beiden waren, aber sie wollte nicht, dass Camille das bemerkte. Sie straffte die Schultern und sagte: “Es tut mir leid, aber es hat sich einiges verändert. Und ihr habt ja noch euern Vater und eure Großmutter und …”
    Camille unterbrach sie energisch: “Wenn Sie jetzt fahren, haben die Vincellis genau das erreicht, was sie wollten.”
    “Das stimmt”, gab Grace zu, auch wenn es mehr Gründe gab, als Camille sich vorstellen konnte. “Vielleicht lassen sie das alles ja dann auf sich beruhen.”
    “Aber das würde
Ihnen
ja nichts nützen.”
    Als Grace darauf nicht antwortete, sah sie etwas in Camilles Augen aufblitzen, das sie nie zuvor gesehen hatte. Es war fast so, als hätte sie für den Bruchteil einer Sekunde die Frau gesehen, die sich hinter der

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