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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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strengen Maske verbarg.
    “Ich verstehe nicht, wovon Sie eigentlich sprechen.”
    “Sie haben sich in meinen Sohn verliebt.”
    “Nein”, widersprach Grace. “Wir sind völlig verschieden und haben überhaupt nichts gemeinsam. Das wissen Sie viel besser als alle anderen. Wie auch immer, ich fahre, und alles andere spielt keine Rolle.”
    “Um ehrlich zu sein”, sagte Camille. “Wäre ich nicht besonders glücklich über eine Verbindung zwischen euch beiden, aber …”
    “Oma!”, beschwerte sich Teddy.
    “Aber was?”
    “Sie haben sich für den ganzen Sommer ein Haus gemietet. Sie sollten das tun, was Sie sich vorgenommen haben, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie wir dazu stehen.”
    “
Wir
wollen, dass du bleibst”, schaltete sich Heath ein.
    Teddy fasste Grace’ Hand. “Bitte! Du hast doch gesagt, dass du den ganzen Sommer über bleibst.”
    Grace wandte ihren Blick nicht von Camille ab. “Wenn ich bleibe, können Sie dann ihrem Sohn klarmachen, dass er sich von mir fernhalten soll?”, fragte sie.
    “Ich werde es ihm sagen. Aber er wird genauso handeln, wie er es für richtig hält. Das dürften Sie inzwischen ja auch schon bemerkt haben.”
    “Und was ist mit den Vincellis?”
    “Mit unserem Verhältnis haben Sie nichts zu tun”, erklärte Camille. “Darum kümmere ich mich.”
    So eiskalt, wie das geklungen hatte, konnte man beinahe Mitleid mit den Vincellis bekommen. Sie hatten sich wirklich eine würdige Gegnerin ausgesucht.
    “Also gut”, sagte Grace.
    “Du bleibst?”, rief Heath begeistert aus.
    “Ich bleibe.”
    “Hurra!”, schrie Teddy, sprang hoch und umarmte sie. Camille nickte ihm und seinem Bruder zufrieden zu.
    “Sie passen also auf die beiden auf?”
    Grace legte jedem der beiden Jungs eine Hand auf den Kopf und sagte: “Ja, selbstverständlich.”
    “Dann werde ich sie in ein paar Stunden wieder abholen.” Camille wandte sich zur Tür, aber bevor die alte Dame nach draußen trat, hielt sie inne und sagte: “Vielen Dank für die schönen Sachen, die Sie Kennedy gestern mitgegeben haben. Sie haben mich an Evonne erinnert.” Sie sagte es sehr steif und reserviert, aber Grace fühlte sich ganz wunderbar dabei. Zum ersten Mal hatte Camille sie ebenbürtig behandelt.
    Der Anruf seiner Mutter erreichte Kennedy, während er einen Geschäftsbericht studierte. Er grübelte darüber nach, was mit der Bank passieren würde, wenn die Krankheit seines Vaters bekannt wurde.
    Seine Sekretärin und zwei Angestellte saßen zusammen mit ihm im Konferenzraum. Als er die Stimme seiner Mutter hörte, bat er sie einen Moment um Geduld und ging in sein Büro.
    “Und? Was hat sie gesagt?” Zum einen hoffte er inständig, dass seine Mutter Grace davon überzeugt hatte, in Stillwater zu bleiben. Andererseits war ihm klar, dass er und seine Familie es viel leichter haben würden, wenn Grace aus ihrem Leben verschwand. Wenn sie weg war, würden die Vincellis sich beruhigen und hoffentlich alles auf sich beruhen lassen. Wenn aber diese Bibel ans Tageslicht käme und bekannt würde, dass er mitgeholfen hatte, sie verschwinden zu lassen …
    “Die Jungs sind bei ihr. Ich werde deinen Vater jetzt zum Arzt bringen.”
    “Sie bleibt also.”
    “Ich denke schon. Jedenfalls für den Sommer.”
    Er fühlte sich unendlich erleichtert, trotz seiner Bedenken. “Das freut mich. Es wäre nicht richtig, wenn sie sich von den Vincellis aus der Stadt jagen ließe.”
    “Ich glaube nicht, dass sie die Absicht haben, sie aus der Stadt zu jagen.”
    “Aber sie wollte doch ihretwegen abreisen?”
    “Sie wollte abreisen, um
dir
Ärger zu ersparen”, korrigierte Camille.
    Was sollte er darauf antworten? Kennedy war ratlos. Er wusste, dass Grace ihr eigenes Leben lebte und niemandem Schwierigkeiten bereiten wollte. Aber ihr Drang zu flüchten, schien nicht ganz uneigennützig zu sein. Sie wollte ihren Gefühlen aus dem Weg gehen. Das, was zwischen ihnen beiden vor sich ging, machte ihr Angst. Auf gewisse Weise machte es auch ihm Angst. Keine andere Frau könnte ihn dazu bringen, einen Mord zu vertuschen, das jedenfalls war sicher. “Ich war nicht sehr freundlich zu ihr, als wir noch in der Schule waren”, gab er zu und fühlte sich wieder einmal miserabel deswegen.
    “Wir alle haben sie schlecht behandelt”, sagte seine Mutter. “Ich wollte nicht, dass du dich mit ihresgleichen einlässt, und habe dir das klargemacht. Ich habe das getan, was ich damals für richtig hielt. Und ich werde mich

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