Totgeschwiegen
zugewiesenen Platz geparkt hatte, sprangen die Jungs raus und sprachen erwartungsfroh über die Marshmallows, die sie später grillen würden. Als Grace ebenfalls aussteigen wollte, hielt Kennedy ihre Hand fest. Er fühlte sich schuldig, weil er sie damals so schlecht behandelt hatte, und wollte etwas sagen, das seine Schuld ausmerzen würde. Leider fehlten ihm die richtigen Worte.
Er drehte ihre Handfläche nach oben und fuhr mit dem Finger eine der Linien entlang. “Ich glaube, du kennst mich viel besser, als ich dachte”, sagte er und öffnete die Tür.
10. KAPITEL
G race wurde einfach nicht schlau aus Kennedy. Sie wanderten, sie angelten, sie warfen Steine in den See. Er schleuderte Teddy und Heath ins Wasser. Dann warf er sie hinterher. Aber später bestand er darauf, sie huckepack zu nehmen, damit sie ihre nassen Tennisschuhe nicht schmutzig machte. Er baute ihr Zelt auf und gab ihr die beste Matte und den besten Schlafsack, den sie hatten. Als Teddy und Heath einen Strauß Wiesenblumen für sie gepflückt hatten, organisierte er eine alte Dose, füllte sie mit Wasser, damit sie sie darin auf den Picknicktisch neben dem Lagerfeuer stellen konnten.
“Teddy hat mir erzählt, dass du gern draußen in der Natur bist”, sagte er, als sie zusammen mit Teddy und Heath auf einem Baumstamm hockten und Kreuzworträtsel lösten.
“Ja, das stimmt”, sagte sie lächelnd und freute sich über den Geruch der Fische, die er auf den Grill gelegt hatte. Seltsamerweise konnte sie sich nicht erinnern, jemals so entspannt gewesen zu sein. Hier war sie weit entfernt von Stillwater und allem, was dort passiert war. Es lag an Kennedys Charme. Sie fühlte sich pudelwohl in seiner Gegenwart.
“Was ist vier senkrecht?”, fragte Heath und brachte sie wieder dazu, sich dem Kreuzworträtsel zum Thema Ferien zu widmen. “Ein murmelndes Etwas?”
“Eine Art von Wasser”, sagte sie, um ihm zu helfen, es herauszufinden.
“Ein Bach?”
“Bach hat einen Buchstaben zu wenig. Es müssen fünf sein.”
Teddy dachte scharf nach. “Hm. See hat nur drei …”
“Fluss hat fünf”, sagte Heath.
“Aber der letzte Buchstabe muss ein
M
sein”, stellte Grace fest.
“Ich weiß es!”, rief Heath. “Strom?”
Sie klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. “Gut gemacht.”
“Jetzt kommt sechs waagerecht”, sagte Teddy. “Ein Gutenacht… Was denn?”
“Gutenachtgeschichte”, sagte Heath, korrigierte sich aber sofort. “Nein, das kann ja nicht sein, es fehlen ja nur vier Buchstaben. In der Mitte ist ein U.”
“Kuss?”, schlug Kennedy vor.
Grace schaute auf und bemerkte, wie er sie ansah. Ihre Blicke trafen sich, und sie spürte wieder dieses merkwürdige Gefühl im Bauch, das sie an die Zeit erinnerte, als sie ihn als ihren Helden verehrt hatte, damals, als sie noch viel jünger gewesen war – und sofort schaute sie wieder nach unten auf ihr Kreuzworträtsel.
“He, ich glaube, Dad hat recht”, stellte Teddy fest. “Es muss Kuss heißen, Gutenachtkuss.”
“Und was kommt als Nächstes?”, fragte Kennedy.
“Neun senkrecht”, sagte Heath. “Was sagt man am Valentinstag? Sei … was?”
“Mein Valentin!”, rief Teddy.
“Das sind doch zwei Worte, du Dummkopf”, sagte Heath.
“Aber es war kein schlechter Gedanke”, schaltete Grace sich ein, um Heaths Kritik zu mildern. “Aber in diesem Fall heißt es wahrscheinlich einfach nur ‘mein’, ‘sei … mein’.”
Wieder spürte Grace Kennedys Blick, aber sie tat so, als würde sie ihn nicht bemerken.
“Hast du jemanden, der das zu dir sagt?”, fragte Teddy, während sie die Buchstaben eintrug.
Sie rutschte ein Stück zur Seite, damit Heath nicht auf einem hervorspringenden Astknoten sitzen musste. “Was meinst du?”
“Einen Freund.”
Sie dachte über Georges abweisende Art nach. “Nein, das ist nicht richtig.”
“Nicht richtig?”, wiederholte Heath.
“Wir haben uns getrennt”, erklärte sie.
Teddy lehnte sich nach vorn, um an ihren Haaren vorbei in ihr Gesicht zu schauen. “Aber du magst ihn?”
“Ja, klar mag ich ihn.”
“Wirst du ihn
heiraten?”
, fragte er und setzte eine bedeutungsvolle Miene auf, die Grace zum Lachen brachte.
“Vielleicht irgendwann einmal.”
“Warum denn nicht jetzt?”, wollte Heath wissen.
Grace hoffte, dass Kennedy dieser peinlichen Befragung ein Ende setzen würde, aber er tat so, als wäre er mit der Vorbereitung für das Abendessen beschäftigt. Dabei hatte sie den Verdacht, dass er sehr
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