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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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ableckte.
    “Großartig”, erwiderte sie. Sie warf Kennedy einen Blick zu und bekam ein ironisches Lächeln zurück, woraufhin sie andeutungsweise mit den Schultern zuckte. Kennedy fragte sich, wie Joe und die anderen nur dazu kamen, irgendetwas Schlechtes von ihr zu denken. Vielleicht war sie ja reserviert, aber sie hatte ein gutes Herz. Vielleicht war genau das ja ihr Problem.
    Kennedy drehte die Marshmallows, die er auf seinen eigenen Stock gespießt hatte, und achtete darauf, dass sie kein Feuer fingen. Wenn sie richtig gut wurden, wollte er Grace etwas davon anbieten …
    “Ist das nicht toll?” Teddys Bart aus Schokoladensoße reichte von einem Ohr zum anderen.
    Grace rutschte ein Stück auf ihrem Baumstamm zurück, lehnte sich nach hinten und streckte ihre nackten Beine aus. Kennedy hatte ihr vorsichtshalber eine Moskitosalbe verordnet, damit sie nicht gestochen wurde. “Ja”, sagte sie. “Es ist wirklich toll.”
    “Du bist gern mit uns zusammen, stimmt’s?”, fragte Heath.
    Kennedy merkte, dass sie kurz zögerte. Bestimmt hatten die Jungs davon nichts mitbekommen, er aber schon.
    “Auf jeden Fall”, sagte sie.
    Teddy spießte zwei weitere Marshmallows auf seinen Stock. “Also stimmst du
nicht
für Vicki Nibley?”
    Wieder trafen sich die Blicke von Grace und Kennedy durch den aufsteigenden Rauch hindurch. “Aber irgendjemand muss doch auch für Vicki Nibley stimmen, oder?”
    “Aber du doch nicht”, sagte Heath. “Was ist denn mit unserem Dad?”
    “Es gibt doch ganz viele Leute, die euren Vater toll finden.”
    “Man kann nie genug Freunde haben”, sagte Kennedy und hielt seine Marshmallows dahin, wo sie nicht gleich verbrannten.
    Nah am Feuer war es sehr heiß. Sie wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. “Du musst wohl um jede Stimme kämpfen”, stellte sie fest und sah ihn herausfordernd an.
    “Ich will dich nur davor bewahren, deine Stimme an eine aussichtslose Kandidatin zu verschleudern”, erwiderte er lächelnd.
    Sie lachte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. “Die aussichtslose Kandidatin scheint mich offenbar mehr zu brauchen als du.”
    Das war nun allerdings die Frage. Kennedy hatte bemerkt, dass er den Blick nicht von ihr abwenden konnte. Immer schaute er hinter ihr her oder verstohlen zu ihr hin – und fragte sich dabei, wie sich ihre Haut wohl anfühlen würde, wenn es ihm gestattet wäre, sie zu berühren.
    Er hob seinen Stock etwas höher, damit das Feuer die Marshmallows nicht ruinierte. Ihm war klar, dass er sie nur ganz langsam und vorsichtig erobern könnte. Er musste viel Geduld haben, wenn er ans Ziel kommen wollte.
    “Dad, deine Marshmallows fallen runter!”, rief Heath ein paar Minuten später.
    Sie waren jetzt schön braun geröstet, drohten aber zu schmelzen. Kennedy hielt eine Hand darunter, damit sie nicht zu Boden fallen konnten, und ging um das Feuer herum zu Grace. “Die werden dir im Mund zerschmelzen”, sagte er.
    Aber sie machte eine abwehrende Handbewegung. “Nein danke, nimm sie nur selbst.”
    “Wirklich? Aber ich hab sie doch extra für dich gegrillt.”
    Ihr überraschter Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie hatte verstanden, dass es ihm wichtig war, ihr ein kleines Geschenk zu machen. Damit hatte er sich eine Blöße gegeben und wünschte, er hätte es nicht so deutlich getan. Es war ihm peinlich, und er wandte sich ab, um zu seinem Platz zurückzugehen. Da griff sie nach seiner Hand.
    “Die sehen wirklich sehr lecker aus. Ich glaube, eins schaffe ich noch”, sagte sie.
    Und das war der Augenblick, in dem ihm klar wurde, dass er recht hatte, was den Charakter von Grace Montgomery betraf, und dass alle anderen, vor allem Joe und seine Mutter, sie vollkommen falsch einschätzten.
    Als Grace’ Handy klingelte, war es schon drei Uhr morgens, aber das störte sie nicht. Sie lag schon seit vier Stunden in ihrem Zelt und versuchte vergeblich zu schlafen. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Kennedy vor sich. Sie hörte sein Lachen, als er sie alle drei ins Wasser geworfen hatte, und spürte die Kraft seiner Arme, als er sie zum Campingplatz zurücktrug. Und sie rief sich seine jungenhafte Freude ins Gedächtnis, die auf seinem Gesicht geschrieben stand, als sie den Marshmallow von ihm angenommen hatte.
    Und gerade deswegen war sie froh, jetzt Georges Namen auf dem Display zu lesen. “Na, endlich”, murmelte sie.
    “Da bist du ja”, sagte sie. “Ich dachte schon, du hast mich vergessen.”
    “Tut mir leid, ich

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