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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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Schicksal. Ein letztes Mal denkt er an Anna. An seine Eltern. An Katja,
die in solchen Momenten mit einem gelangweilten Seufzen ihre Zigarette
ausdämpfen, sich langsam erheben und dann mit einem Griff in die Nasenlöcher
des Angreifers alle Sorgen auf einmal beseitigen würde.
    Das Schöne an Träumen ist, dass sie manchmal wahr
werden. Meistens nicht dann, wenn man es wirklich dringend braucht. Aber hin
und wieder meint es das Schicksal gut. Heute ist so ein Tag. Eine der Kreaturen
auf Bernds Rumpf wirbelt plötzlich herum und stößt den Untoten mit einem
gezielten Schlag auf den Brustkorb von Bernds Hals weg. Laut krachend schlägt
der Kopf auf der Metallplatte der Tür auf und platzt mit einem ungustiösen
Schmatzen.
    „Werd endlich
erwachsen, Bernd. Ich kann dich nicht jedes Mal retten. Und du, Jo, hör auf zu
wimmern. Steh auf und hilf mir, die scheiß Tür aufzumachen!“ Pragmatismus in
Zeiten höchster Not. Das kann nur Katja sein. Bernd hat nie an Gott geglaubt.
Er ist bereits vor Jahren aus der Kirche ausgetreten. Angesichts der aktuellen
Ereignisse ist auch künftig eine Bekehrung unwahrscheinlich. Aber er überlegt
ernsthaft, Katja heiligsprechen zu lassen.
    Anna macht sich Sorgen. Während der kurzen
Zeitspanne, in der die Luke offen gewesen ist, hat sie seltsame Geräusche
gehört. Außerdem Bernd hat sehr verstört gewirkt, ehe er erneut einen Blick an
die Oberfläche geworfen hat. Und dann ist er für seine Verhältnisse viel zu
schnell nach draußen verschwunden. Bernd ist ein wunderbarer Freund. Ein
hervorragender Koch. Aber der unsportlichste Mensch, den es je gegeben hat. Und
überhaupt. Wie kann er es wagen, sie hier unten allein zu lassen? So etwas
macht man nicht. Grundsätzlich nicht, und schon gar nicht, wenn man
widerrechtlich in ein fremdes Gebäude eingedrungen ist und Gefahr läuft, jeden
Moment von der Putzfrau, einem Sicherheitsbeamten oder einer hochbegabten Leiche
überrascht zu werden.
    „So viel zum
Thema Ich lass dich niemals alleine, mein Engel .“ Ächzend stemmt sich
Anna gegen die Tür. Sie ist eine emanzipierte Frau. Intelligent und belesen.
Aber wie man ohne gröberen Aufwand eine Metallplatte anhebt, die in etwa
doppelt so viel wiegt wie man selbst, steht in keinem Buch. Zum Glück haben
Frauen in Stresssituationen die Fähigkeit, über sich hinauszuwachsen. Wenn sie
auf natürlichem Weg ein Kind auf die Welt bringen, zum Beispiel. Oder beim
Winterschlussverkauf um dasselbe Paar Stiefel kämpfen. Oder wenn sie sich auf
den Weg machen, um ihrem Liebsten mal so richtig den Arsch aufzureißen. Mit
letzter Kraft stößt Anna die Tür weit auf und lässt sie hinter sich auf den matschigen
Boden fallen.
    Eine einzelne wiedererstandene Tote auf der Leinwand
ist eine Sache. Viele von ihnen und das direkt vor der eigenen Nase eine ganz
andere. Vor allem, wenn drei dieser Kreaturen gerade über dem eigenen Freund
hängen und sich um ihn prügeln. Den entsetzten Aufschrei, der sich ihrer Kehle
entringt, kann Anna gerade noch unterdrücken. Nicht aber den Impuls, nach
draußen zu stürmen, um Bernd zu retten. Doch in dem Moment, als sie ihre Finger
zu kampflustigen Krallen formt und zu einer Flugrolle ansetzt, segelt einer der
Untoten wie von Zauberhand durch die Luft und landet auf der Tür hinter ihr.
Die beiden anderen balgen noch ein wenig auf Bernd herum, bis sie sich
schließlich schwerfällig erheben und ihn mit hochziehen.
    „Jo? Katja? Seid
ihr tot?“ Blöde Frage. Die Toten hier sind definitiv sehr talentiert. Aber sie
können mit Sicherheit weder Befehle erteilen, noch währenddessen ihr Haar zu
einem praktischen Pferdeschwanz binden. Mit einem erleichterten Aufatmen stellt
Anna fest, dass sowohl ihr Freund als auch die beiden vermissten Freunde zwar
vollkommen verdreckt, jedoch eindeutig unverletzt und im Vollbesitz aller
Vitalfunktionen sind. Das wäre also geklärt. Einer Flucht in die Geborgenheit
des gruseligen Kellers steht nichts mehr im Wege. Wenn sie jetzt noch Max
finden, ist der Tag gerettet.
    „Opa? Bist du da? Habt ihr Max gesehen?“ Anna sieht
sich um. Keine Mullbinde. Kein geblümter Pyjama. Kein Max. Aber dafür jemand
anderer, der ihr bekannt vorkommt. Irgendwo hat sie diesen Menschen, oder was
von ihm übrig ist, schon mal gesehen. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde
sie sagen, dass die Reste keine fünf Meter vor ihr Schanne sind. Der groß
gewachsene Untote, der schmatzend über ihm hängt, hat nicht viel von ihm
übergelassen. Die speckige

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