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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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Bewacher grob zurückgehalten.
    „Ich kümmere mich um sie.“ Das ist die Stimme des
fremden Mannes. Sanft streicht er das Haar aus Annas Gesicht. Sie hebt den
Kopf. Vor ihr hockt Johann Schmid und wischt ihr mit einem Taschentuch, das
nach Maiglöckchen duftet, das Gesicht ab. Ehe sie auch nur einen Laut von sich
geben kann, hält er ihr den Mund zu und flüstert: „Keine Zeit für Erklärungen.
Kannst du laufen?“ Als Anna vorsichtig nickt, springt er auf und stürmt auf den
nächststehenden AFFEn zu. Mit einem heiseren Schrei springt er ihn an und
versucht, ihm die Pistole aus der Hand schlagen. Überrumpelt vom Angriff
stolpert der Beamte nach hinten und reißt Johann mit sich zu Boden.
    Katja nutzt das Überraschungsmoment, versetzt ihrem
Bewacher erst einen Schlag in die Magengrube und dann in den Nacken. Dann
hechtet sie los und wirft sich auf die beiden Kämpfenden. Während Johann
erstaunlich feste Schläge auf den Beamten einregnen lässt, löst sie fluchend
die Waffe aus dem klammernden Griff des AFFEn. Sie ruft über ihre Schulter:
„Jo! Bernd! Kümmert euch um die anderen!“
    Das Geräusch,
das als nächstes zu ihr dringt, ist nicht das erhoffte. Weder hört sie die
Tritte von Bernds langen Beinen noch das triumphierende Jubeln von Jo, dem es
endlich mal gelungen ist, auf etwas anderes als die Tastatur seines Computers
einzuprügeln. Sie hört nur das Spannen eines Abzugshahns.
    „Jo und Bernd sind indisponiert, Süße. Lass die
Pistole fallen, leg deine Hände an den Hinterkopf und steh auf. Langsam!“ -
„Scheiße!“
    Als Katja sich vollständig aufgerichtet hat, blickt
sie in das hämisch grinsende Gesicht des Beamten, den sie zuvor niedergeschlagen
hat. Mit einem Wink seiner Waffe deutet er Johann, sich neben sie zu stellen
und nicht zu bewegen, sollte ihm der Rest seines eigenen oder des Lebens der
anderen etwas wert sein. Um die Ernsthaftigkeit seines Befehls zu
unterstreichen, tritt er ein wenig zur Seite und gibt die Sicht auf Jo und
Bernd frei, die von seinem Kollegen und dem Kommandanten in Schach gehalten
werden. Bernd blutet aus einer Wunde am Kopf. Er muss also zumindest einen
Versuch gewagt haben, sich und seine Freunde aus der verzwickten Lage zu
befreien. Jo blutet aus der Nase. Entweder hat er wider jegliche Vernunft auch
gekämpft oder er glaubt tatsächlich, die Situation mittels seiner
Pfefferkorn-Therapie zum Positiven meditieren zu können. Anna drückt sich an
die kalte Mauer. Als wollte sie darin verschwinden. Der Kommandant führt sie zu
ihren Freunden zurück, während er meint: „Guter Versuch, Leute. Ich kenn das.
Eindringlinge und Spione haben wir schon öfters gehabt. Sie alle haben da oben
Bekanntschaft mit den Hirnlosen gemacht. Aber ein Verräter aus den eigenen
Reihen ist neu.“ Er sieht Johann an: „Janus wird nicht erfreut sein.“
    Mit Tritten und Stößen treiben die AFFEn ihre nunmehr
fünf Gefangenen eine breite Treppe hoch. Anna sieht nachdenklich zu Johann
rüber. Der Kampf hat sie aus ihrer Lethargie gerissen. Ihr Herz ist noch immer
wie betäubt, aber ihr Hirn hat sich mittlerweile wieder so weit im Griff, dass
sie einigermaßen klar denken kann.
    Abgesehen von all den Dingen, die Anna im Moment
nicht begreift, kann sie Johanns Handeln nicht ganz nachvollziehen. Erst sorgt
er dafür, dass sie zu einem Janus gebracht werden, der vermutlich ein Angst
einflößendes, hohes Tier ist und daher nicht sehr nachsichtig mit ihnen umgehen
wird. Und dann will er ihnen in einer ambitionierten, aber von Anfang an zum
Scheitern verurteilten Aktion zur Flucht verhelfen, was die Lage nur noch
schlimmer gemacht hat. Ist das sein Plan? Die vier so richtig schön reinzureiten,
damit die zu erwartende Strafe noch härter ausfällt? Das hätte er einfacher
haben können. Und ohne dabei selbst in die Schusslinie zu geraten.
    Trotz seines nach wie vor tadellosen
Erscheinungsbildes wirkt er geknickt. Mit gesenktem Kopf geht er neben Anna her
und murmelt tonlos vor sich hin. Ab und zu schlägt er sich gegen die Stirn, um
gleich darauf den durcheinandergeratenen Scheitel glatt zu streichen. Irgendwie
ist er schon ein seltsamer Typ. Anna wird bewusst, dass sie nicht viel über
Johann weiß, obwohl sie ihn schon lange kennt. Immerhin ist er ihrem Vater seit
Jahren treu ergeben. Sie hat ihn regelmäßig gesehen, wenn er in Friedrichs
Auftrag Geschenke gebracht und dessen Fernbleiben mit fadenscheinigen
Erklärungen entschuldigt hat. Allein das hat ihn in ihren Augen

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