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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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Gedanken stürmt er los.
     
    „Warte, ich bin noch nicht fertig!“ Bernd läuft
weiter. „Warte!“ Bernd reagiert nicht und biegt um die nächste Ecke. „Warte!“,
brüllt Anna und hört gleich darauf ein hallendes: „Ich warte eh!“ Während sie
ihr Kleid zuknöpft, folgt sie der Stimme in den kühlen Gang.
    Als sie
Augenblicke später vor Bernd steht, sagt sie: „Schatz, wenn ich Warte! sage, dann meine ich: Stell in der Sekunde jegliche Aktivität inklusive
Atmung und Stoffwechsel ein! Merkst du dir das?“ – „Ja, Liebling. Aber wenn
ich Warte! höre, verstehe ich: Bringe dich in eine Position, die es
dir ermöglicht, dort ohne Schaden an Körper und Geist zu verweilen, bis Hilfe
kommt. Verstehst du das?“ – „Nein. Aber gut zu wissen, dass du mich auf dem
Schlachtfeld liegen lässt, wenn´s hart auf hart kommt.“ Bernd zieht Anna zu
sich, küsst sie und sagt: „Ich lass dich niemals alleine, mein Engel! Ich liebe
dich!“ –„Ich liebe dich, Bernd! Aber lass mich nie wieder einfach so irgendwo
sitzen!“ Sie gibt Bernd einen Kuss und sagt: „Und jetzt erzähl.“  - „Aber du
darfst nicht lachen, versprochen?“  Anna nickt und folgt Bernd um die nächste
Ecke.
    „Also, ich hab mich gefragt, wie ein so kleiner Staat
wie Österreich wohlhabender und erfolgreicher sein kann als der ganze Rest von
Europa zusammen. Ich meine, ohne Dreck am Stecken zu haben? Aber nach allem,
was wir bisher herausgefunden haben und vor allem jetzt, nach dem Film …
Vielleicht haben Felix und seine verrückten Forscherfreunde mit diesem
komischen Mittel damals tatsächlich eine neue Spezies geschaffen. Dadurch ein
Wesen hervorgebracht, für die der Tod nicht das Ende ist.“ – „Wie in diesen
grauslichen Filmen, die du dir immer mit Katja ansiehst?“ Bernd bleibt stehen.
Sie sind zu einer Gabelung gelangt. Bernd wirft einen Blick auf den Plan.
“Links“, sagt er, nimmt Anna an der Hand und geht weiter. „Also? Ist es so?“
    „Äh … Ah ja.
Ganz genau. Durch die Wiedererweckung nach dem Tod kommen da auch immer die
niedersten Instinkte zum Vorschein. Mal angenommen, dass das bei manchen
Menschen nicht Fressen, Pinkeln und Vögeln ist? Sondern individuelle
Begabungen, die im Leben schon sehr ausgeprägt gewesen sind und durch eine spezielle
und nebenbei tödliche Behandlung hundertfach verstärkt werden? Körper und Seele
werden dem Geist geopfert. Hochbegabtenförderung mit Todesfolge quasi.
Nebenwirkungen wie vollständige Emotionslosigkeit, körperlicher Verfall und
unkontrollierte Fressanfälle wären vernachlässigbare Folgeerscheinungen. Oder
vielleicht sogar geduldete Konsequenzen. Ohne Gefühle passieren weniger Fehler
– jeder Computer würde das sofort bestätigen. Ein bisschen Verwesung hat noch
keinem geschadet. Zumindest hat sich bisher nachweislich keiner der Betroffenen
beschwert. Und was die Ernährungsgewohnheiten betrifft: Die Frau Lehrer hat uns
schon in der Volksschule erklärt, dass der Mensch zu den Allesfressern zählt.“
– „Bernd. Liebling. Ich hab versprochen, nicht zu lachen. Und nach diesem Film
von vorhin weiß ich ehrlich nicht mehr, was ich denken soll. Aber das ist absurd! Müssen wir da rauf?“
    Anna und Bernd stehen am Absatz einer ausgetretenen
Holztreppe, die hinauf zu einer in die Decke eingelassenen Metallplatte führt. Die
beiden haben tatsächlich den Aufgang gefunden. Bernd gelingt es mit einiger
Mühe, den soliden Riegel, der die Tür über seinem Kopf verschließt, zu lockern.
Mit einem angestrengten Keuchen hebt er schließlich die massive Metallplatte
ein kleines Stück hoch, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. „Und?
Sind wir endlich irgendwo gelandet, wo´s ein bissl menschlicher zugeht?“, fragt
Anna. „Kannst du was sehen?“
    Und ob Bernd was sehen kann. Unter anderen Umständen
würde er jubelnd losstürmen und die Ehrenmitgliedschaft des Laientheaters
beantragen, das da vor seinen Augen Die letzten Tage der Menschheit völlig neu interpretiert. Nun sind es aber unabänderlich diese und keine
anderen Umstände. Bernd nimmt mit aufsteigender Übelkeit zur Kenntnis, dass es
tatsächlich ein Leben nach dem Tod gibt.
    Die Szene, die sich im Schein einiger Laternen
abspielt, ist an Grausamkeit und Wahnwitz kaum zu überbieten. Weit mehr als 100
Menschen sind in einen großen Käfig in einem Innenhof eingesperrt. Etwa ein
Drittel dieser Gefangenen ist tot oder nahe dran. Der Rest von ihnen ist tot
und damit beschäftigt, es sich nicht

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