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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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Handgelenk entpuppt sich bei dieser
Gelegenheit als eine Art Datenerfassungsgerät. Der beinahe unsichtbare
Lichtstrahl, der von dort ausgeht, wo anständige Uhren ein Ziffernblatt haben,
blendet ein wenig in den Augen. Jedem Einzelnen hält er das Gerät ins Gesicht
und lauscht.
    Bei Johann gibt
es ein leises Piepsen von sich. Bei Anna und Bernd blinkt der winzige
Bildschirm grün auf, bleibt aber stumm. Bei Katja und Jo beginnt das
Instrument, wie wild zu surren und dunkelrot zu leuchten. „Hoppla, die zwei
hier sind Anarchisten. Naja, die da jetzt auch. Aber sie sind halt noch nicht
registriert.“
    Jo hat sich schon viele Namen gefallen lassen müssen:
Psycho, Hirni, Marillo-Ficker. Aber Anarchist – das geht zu weit. In seinem
ganzen Leben hat er noch nie etwas Unrechtes getan. Das bisschen Rumspionieren
im Internet und das Aufstellen von ein paar Verschwörungstheorien zu einem
Hochverrat aufzubauschen ist doch reichlich übertrieben! Und dann auch noch
Katja, die doch überhaupt kein Wässerchen trüben kann, über denselben Kamm zu
scheren, ist sowieso eine bodenlose Frechheit! Mit einem erbosten Grunzen
richtet er sich auf und stürmt auf den Verleumder zu, der diese haltlosen
Gemeinheiten von sich gegeben hat. Nur einen Augenblick später macht sein
Schritt Bekanntschaft mit dem Knie des AFFEn. Unter Männern sollte es in dieser
Beziehung eigentlich so etwas wie einen Ehrenkodex geben.
    Nach einem beiläufigen Blick auf Jo, der wimmernd am
Boden liegt, meint Janus: „Soso. AO-Nachwuchs als? Ah ja. Ich weiß schon …
Gross und Fechmann, nicht wahr? Eure Eltern würden sich schämen, wenn sie das
wüssten. Und es könnten.“ Anna zuckt zusammen, als seine Faust auf den Tisch
kracht. „Aber meine Mama …“ Janus´ Augen funkeln kalt, als er antwortet: „Ich
scheiß auf deine Mama! Und Sie, äh - verdammt! - Ah, Schmid. Ich hab Großes mit
Ihnen vorgehabt. Sie sind eine Schande!“ Schwer atmend lässt er sich in seinen
Sessel zurückfallen und verfällt in dumpfes Brüten. Sein linkes Augenlid zuckt
unruhig.
    Bernds Knie werden weich. Er hat an diesem Tag schon
zu viel gesehen. Das meiste kann er vielleicht im Laufe der Zeit und nach einer
medikamentengestützten Therapie als schlimmen Traum abtun. Aber das hier ist
anders. Er spürt die Niedertracht dieses Mannes beinahe körperlich. Aber da ist
noch etwas. Wäre da nicht dieses nachhaltige Gefühl der Angst, hätte Bernd
vielleicht sogar Mitleid. Denn trotz der Autorität, die Janus verströmt, wirkt
er irgendwie … mickrig. Er verschwindet nahezu hinter dem massiven
Schreibtisch. Seine rechte Hand stützt die zerfurchte Stirn, der linke Arm
liegt schwer auf der Lehne des Sessels. Für jemanden, der es offensichtlich
gewohnt ist, das letzte Wort zu haben, kommen ihm die Sätze sehr bedacht und
kontrolliert über die grimmig verzogenen Lippen. Dass er schleppend spricht und
fallweise sogar ein wenig lallt, ist dennoch unüberhörbar.
    Was immer es ist, der Mann hat mit weit mehr als nur
inkompetenten Untergebenen und dem Vertuschen heimtückischer Unternehmungen zu
kämpfen.
    Nach einigen Augenblicken atemloser Stille scheint
sich Janus wieder gesammelt zu haben. Mit knappen Worten befiehlt er seinen
Schergen, die fünf zurück in den Käfig zu bringen. „Lasst sie nicht aus den
Augen, bis auch das letzte Futzelchen Fleisch von ihren Knochen genagt ist! Ich
wünsche künftig nicht mehr durch derartige Kinkerlitzchen gestört zu werden.
Sonst könnt ihr euch erst von euren Lieben und dann von eurem Leben
verabschieden.“
    Mit einer
ungeduldigen Handbewegung entlässt er Henker und Delinquenten und widmet sich
wieder seinen Notizen. Erleichtert aufatmend nehmen die AFFEn vor den
Gefangenen Aufstellung. Weder ihre triumphierenden Blicke noch ihre Waffen
lassen Fragen offen. Bernd hat dennoch eine.
    Bewusst, dass er wahrscheinlich die größte, aber
voraussichtlich ohnehin letzte Dummheit seines Lebens begeht, wirft er Anna
einen zärtlichen Blick zu und macht einen Schritt auf Janus zu. Augenblicklich
fühlt er die kalte Mündung einer Pistole an seiner Schläfe.
    „Komm ja nicht auf blöde Gedanken, Langer!“ Janus
blickt belustigt auf: „Einer von den ganz Mutigen?“ Das hat es überhaupt noch
nie gegeben. Mal sehen, was er will.
    „Ich kenne das nur aus Filmen. Aber steht uns nicht
ein letzter Wunsch zu?“ Menschlich betrachtet: ja. Janus hat nur schon sehr
lange nichts mehr menschlich betrachtet. Das könnte amüsant werden. Er
beschließt,

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