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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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bringt Ihr Freund keine Ausbildung zu Ende?«, sagte Fischer.
    »Schwacher Charakter. Verzogen. Ist ja klar, niemand hat mit ihm gerechnet, nicht mal seine Mutter. Ein Wunschkind war der nicht. Seine Schwester ist zehn Jahre älter, die war zehn, als der Dennis daherkam. Die Eltern haben den Buben gehätschelt und getätschelt, die Schwester hat sich allein durchgeschlagen. So läuft das.«
    »Sie sind wie ein älterer Bruder für Dennis.«
    »Ich bin sein Freund, ich geb ihm Ratschläge, ich versuch zu helfen. Ich bin da, wenn die Dinge nicht passen.«
    »Er hat Ihnen von seinem Onkel erzählt, dem Taxifahrer, Dennis wollte auch Taxifahrer werden.«
    »Hab ich ihm geraten. Sag ich zu ihm: Mach den Führerschein, mach die Prüfung, besorg dir ein Auto, halt die Augen auf, in ein paar Jahren bist du dein eigner Chef. Den Führerschein hat er noch hingekriegt, wir haben geübt. Von mir hat er garantiert mehr gelernt als von dem Fahrlehrer, diesem halb verbrannten Zombie.«
    »Dennis hatte einen halb verbrannten Zombie als Fahrlehrer?«, sagte Fischer, und es klang sogar in seinen Ohren launig. Doch er hatte keine Zeit, sich dafür zu verachten.
    »Der hatte mal einen Unfall, sie mussten sein Gesicht neu zusammenkleben. Dennis hat sich vor dem gefürchtet am Anfang. Bin ich hin und hab mir den angesehen. Derbe. Ich wär nicht mit dem gefahren, aber Dennis … Zu schwach, der Junge. Der Typ hat ihn zehnmal hintereinander einparken lassen, vor, zurück, im Berufsverkehr. Also hab ich mit dem Dennis geübt, draußen in Riem, später auf der Garmischer Autobahn. Hab ich ihn fahren lassen, hab gesagt: Fahr odersteig aus und geh heulen. Ist er gefahren, bis nach Starnberg und wieder zurück, hundertvierzig. Das hat ihm Selbstbewusstsein gegeben, hat ihn weitergebracht. Die Prüfung hat er locker geschafft. So einen wie mich kannte der bis dahin nicht, keine Sau hat sich um den gekümmert. Aber: Wenn man nicht aufpasst, fällt er in sich zusammen, fängt er an zu heulen, erschrickt vorm Spiegel. Der Onkel hat ihm von Ihrer Freundin erzählt, Herr Fischer, das war das Stichwort. Sag ich zu ihm: Die schauen wir uns an, die Freundin von dem Kripohelden, da machen wir was. Haben wir getan. Was machen, darum gehts.«
    »Was lief schief beim Überfall auf Dennis’ Onkel? Hat er euch erkannt?« Weiterfragen, dachte Fischer und nichts sonst. Weiter- und weiterfragen.
    »Das war nachts, der hat niemand erkannt. Uns doch nicht. Der Mann bunkert sein Geld unter dem Sitz, Tausende Euros, denkt, da kommt ihm niemand drauf. Hat er alles seinem Neffen erzählt, alle Einzelheiten, auch über die Sicherheitsnummern, die Videos, den Funkverkehr, der war stolz auf sein Hightech. Dennis braucht Geld, ich hab ihm geholfen, welches zu kriegen. Ich steig vorn ein, Dennis hinten, passt schon. Kein Problem. Fragen Sie ihn, warum er seinen Onkel abgestochen hat. Ich hätts nicht gemacht. Hab ich ihm hinterher gesagt. Aber er: Der ist selber schuld. Keine Ahnung, was passiert ist, ich war nicht dabei, ich war schon raus aus dem Wagen. Hab nichtmal ein Messer, ist was für Kinder. Hab nicht mal gewusst, dass der Dennis eins dabeihat. Er ist noch mal zurück und hat ihn abgestochen. Fragen Sie ihn, wieso, ich habs nicht rausgefunden. Der Mann war eh fertig, von mir, ich schlag dem ins Gesicht, das reicht. Danach schlägt man nur zur Sicherheit weiter. Muss auch sein. Sache von Respekt. Der Mann hat geröchelt, kein Grund, ihn zu erstechen. Passiert. Ich hab Dennis verboten, noch mal ein Messer mitzunehmen. Er hat sich dran gehalten. Was ich ihm klarmachen wollt, war, dass man handeln muss. War nur ein Beispiel. Die Taxifahrer waren nicht wichtig, die waren nur Beispiele. Ich wollt, dass er es endlich kapiert. Reden nützt ja bei dem nichts, der hört zu, nickt, tut so, als hätt er was kapiert, und morgen fängt er wieder an zu heulen. Die Taxifahrer waren reale Beispiele. Dass er seinen Onkel ersticht, war nicht eingeplant, aber: Er hats getan. Von sich aus, Herr Fischer. Hab ihm nicht gesagt, er soll den abstechen. Hat der Dennis allein getan. Der Herr da hinter mir, hat der Sprechverbot?«
    Fischer zögerte nicht. »Möchten Sie, dass er Sie was fragt?«
    »Kommt auf die Frage an. Wie war der Name?«
    »Hauptkommissar Feldkirch«, sagte Fischer.
    »Schon recht. Frage?«
    Feldkirch ging zum Tisch und stellte sich unter das Kreuz an der Wand. Die Blicke, die Yilmaz ihm zuwarf, kamen ihm vor wie Augenrotz. Mit einem Bleistift machte Valerie sich auf

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