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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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rauchte und starrte vor sich hin. Die beiden Männer auf den Barhockern sahen Fischer an.
    »Warum habt ihr das damals niemandem erzählt?«, sagte er. »Ihr hättet zur Presse gehen können. Wir waren unter Druck, die Reporter hätten euch mit offenen Armen empfangen.«
    Kare trank und betrachtete wieder sein Glas, als wundere er sich über dessen Leere. »Wer braucht Reporter? Ich nicht. Die waren eh überall im Viertel. Ich muss mich nicht im Fernsehen sehen, ich hab denen kein Interview gegeben. Denen erzähl ich nichts. Was denn erzählen?« Er stellte sein Glas auf die andere Seite des Tresens. Krumbholz machte keine Anstalten, ein neues Bier zu zapfen.
    In der Küche war es still.
    »So eine Geschichte muss man doch erzählen«, sagte Fischer. »Ein Kommissar hat ein Verhältnis mit einer Tatverdächtigen. Wer verschweigt so eine Geschichte?«
    »Frag doch deinen Verein«, sagte Kare laut. Hastig griff er nach seiner Zigarettenschachtel, die leer war. »Gib mir deine Karte, Hardy, ich brauch Nachschub. Pass auf, Fischer, jetzt noch mal: Ich gehör nicht zu den Leuten, die was rumerzählen, was ich nicht beweisen kann. Verstehst? Das mit dem Bullen haben die Leute in Ramersdorf erzählt, die haben behauptet, sie hätten den Polizisten in der Lukasstraße, wo die Michaela gewohnt hat, ein und aus gehen sehen. Ich nicht. Ich hab den da nicht gesehen. Die Leute, die das behauptet haben, kenn ich, die reden kein Zeug, die wollen sich genauso wenig wichtig machen wie wir. Trotzdem hab ich den Bullen nicht mit eigenen Augen in der Lukasstraße gesehen. Verstehst? Darum gehts.«
    »Den Mord an Scarlett konnte niemand beweisen«, sagte Fischer. »Trotzdem ist der Jockel verurteilt worden.«
    Krumbholz hob den Kopf. »Er hat ein Geständnis abgelegt«, sagte er mit belegter Stimme. Er blickte zwischen Fischer und Kare hindurch zur Tür. »Und der Psychologe hat in seinem Gutachten geschrieben, dass der Jockel die Tat begangen haben könnt. Und der Kommissar Koburg hat uns genau erklärt, wie alles passiert ist. Der ist extra zu uns in die Wohnung gekommen, allein, der Chef von der Soko. Der hat bedauert, dass er den Jockel verhaften muss. Hat er gesagt. Zu meiner Frau und zu mir. Ob da jemand ein Verhältnis gehabt hat, ist scheißegal.« Mit einer ruckartigen Bewegung griff er nach Kares leerem Glas, spülte es aus und stellte es unter den Zapfhahn.
    »Ich habe alle Akten noch einmal gelesen«, sagte Fischer. »Was wirklich passiert ist, steht nicht drin.«
    »Was?« Krumbholz stellte das volle Glas auf Kares Bierdeckel.Dann warf er Fischer einen abweisenden Blick zu und machte einen Strich auf einem der Zettel für die Tresengäste. »Was soll da sonst drinstehen, in den Akten? Das hat der Koburg doch da alles reingeschrieben.«
    »Vermutungen. Die Kollegen haben keine Blutspuren gefunden, keine DNA, keine Fingerabdrücke. Niemand kennt den Tatort. In Ihrer Wohnung haben wir nichts gefunden, Herr Krumbholz. In den Akten steht, dass Scarlett in Ihrer Wohnung gestorben ist und dass Sie die Leiche im Auto weggebracht haben. In Ihrem Auto waren keine Spuren.«
    Krumbholz zündete sich eine Zigarette an, schnaufte, trank Kaffee aus einer weißen, mit Blumen verzierten Tasse. Als Fischer sich zu den Tischen umdrehte, bemerkte er, dass Willi aufgehört hatte zu lesen und zuhörte.
    Eine Zeit lang sagte niemand ein Wort.
    Dann hob Hannes den Zeigefinger. »Deswegen, sag ich doch, ist der Jockel ja auch unschuldig. Die Mutter ist verstrickt. Die Mutter von der Scarlett. Aber die Mutter … hat der Kare ja gesagt, die Mutter geht nicht, weil … Beischlaf mit einem Kommissar.«
    »Ich glaube euch kein Wort«, sagte Fischer.
    Das war nicht das, was er sagen wollte. »Ist Ihre Frau gegangen, Herr Krumbholz?«
    Der Wirt nickte. Fischer fand es ungewöhnlich, dass Luisa Krumbholz sich nicht von ihrem Mann und den Stammgästen verabschiedet hatte.
    »Ist sie zu Hause?«
    Krumbholz reagierte nicht. Es sah aus, als wäre er versteinert.
    »Heut Abend komme ich wieder«, sagte Fischer und hielt dem Wirt einen Zwanzigeuroschein hin. »Vielleicht fällt euch noch etwas ein, was mir helfen könnte, Jockels Unschuld zu beweisen.«
    »Wieso denn?«, sagte Kare. »Du bist doch mit schuld dran, dass er verurteilt worden ist. Was willst du überhaupt von uns? Dein schlechtes Gewissen kannst du dir sparen. Und jetzt schleich dich.«
    »Bis heut Abend«, sagte Fischer.
    »Mal nachdenken«, sagte Hannes und prostete Fischer zu.
     
    »Bist du

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