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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Problem abmühten. Rick erstarrte und für einen Sekundenbruchteil erwog er wieder, sich davonzumachen und es in einer anderen Straße zu versuchen. Doch dann setzte etwas in ihm aus. Er riss die Tür auf, zeigte dem BMW den Vogel und marschierte auf ihn zu. Das Hupen ging weiter. Rick trat zum Fahrerfenster, schrie etwas von Aussteigen. Die Hupe tönte unverdrossen. Am Steuer saß ein vierzigjähriges Arschloch in dunklem Anzug, dunklem Mantel und Autofahrerhandschuhen aus dunklem Leder. Er sah Rick nicht an, zog es stattdessen vor, auf die Hupe zu drücken und starr geradeaus zu blicken.
    »Steig aus!«, schrie Rick. Das Hupen ging weiter. Jetzt stand ein weiteres Auto hinter dem BMW, ein drittes näherte sich. Es gab keine Möglichkeit, an dem Fiat vorbeizulenken, und dessen Fahrer war nicht fahrbereit. Das Hupen ging weiter. »Steig aus!«, schrie Rick erneut. Er dachte an Richter Franco. Gott segne ihn. Das Auto hinter dem BMW begann jetzt ebenfalls zu hupen, und sicherheitshalber zeigte Rick auch ihm einen Vogel.
    Wie sollte das eigentlich weitergehen? Der Fahrer des zweiten Wagens, genauer gesagt eine Fahrerin, kurbelte ihr Fenster runter und rief etwas Unschönes. Rick schrie zurück. Weiteres Gehupe, weiteres Geschrei, weitere Autos, die sich näherten auf einer Straße, die bis vor wenigen Minuten vollkommen still dagelegen hatte.
    Rick hörte eine Autotür zuschlagen, drehte sich um und sah eine junge Frau, die seinen Fiat anließ, blitzschnell den Rückwärtsgang einlegte und einwandfrei in die Parklücke setzte. Leicht und locker, ohne Beulen oder Schrammen, ohne zweiten oder dritten Versuch. Es schien physikalisch unmöglich. Der Fiat blieb mit einem Abstand von exakt dreißig Zentimetern zu dem Auto davor stehen und mit einem ebensolchen Abstand zu dem Auto dahinter.
    Der BMW preschte vorbei, ebenso die anderen Autos. Unterdessen öffnete sich die Tür des Fiats, die junge Frau sprang heraus - zehenfreie Pumps, verdammt hübsche Beine - und begann sich zu entfernen. Rick sah ihr nach, sein Herz klopfte noch immer nach der Konfrontation, das Blut rauschte in den Adern, die Fäuste waren geballt. »He!«, schrie Rick.
    Sie zuckte weder zusammen noch verlangsamte sie ihren Schritt. »He! Danke!« Sie ging weiter, begann in der Dunkelheit zu verschwinden. Rick sah ihr nach, ohne sich zu rühren, wie hypnotisiert von dem greifbaren Wunder. Es war etwas Vertrautes an ihrer Gestalt, ihrer Eleganz, ihren Haaren, und plötzlich hatte er es. »Gabriella!«, schrie er. Was gab es da schon zu verlieren? Falls sie es nicht war, würde sie eben nicht stehen bleiben, oder?
    Aber sie blieb stehen.
    Er ging auf sie zu, und sie trafen unter einer Straßenlaterne zusammen. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte, daher setzte er zu so etwas Bescheuertem wie »grazie« oder dergleichen an. Doch sie kam ihm zuvor. »Wer sind Sie?«
    Englisch. Schönes Englisch. »Ich heiße Rick. Ich bin Amerikaner. Danke für, äh, das da eben.« Er deutete verlegen in die ungefähre Richtung seines Autos. Ihre Augen waren groß und weich und immer noch traurig.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte sie.
    »Ich hab Sie gestern Abend auf der Bühne gesehen. Sie waren großartig.« Ein Moment der Überraschung, dann ein Lächeln. Das Lächeln gab den Ausschlag - perfekte Zähne, Grübchen, ein Funkeln in den Augen. »Danke.«
    Aber er hatte den Eindruck, dass sie nicht oft lächelte.
    »Na, wie auch immer, ich wollte einfach, äh, Hallo sagen.«
    »Hallo.«
    »Wohnen Sie in der Gegend?«, fragte er. »Ziemlich in der Nähe.«
    »Hätten Sie Zeit für einen Drink?« Noch ein Lächeln. »Sicher.«
    *
    Der Pub wurde von einem Waliser geführt und zog hauptsächlich Engländer an, die es nach Parma verschlagen hatte. Zum Glück war es ein Montagabend, und es ging recht ruhig zu. Sie fanden einen Tisch in der Nähe des Vorderfensters. Rick bestellte ein Bier, Gabriella einen Campari auf Eis, ein Getränk, von dem er noch nie gehört hatte. »Ihr Englisch ist wunderbar«, sagte er. In diesem Augenblick war alles an ihr wunderbar.
    »Ich habe sechs Jahre in London gelebt, nach der Uni«, sagte sie. Er schätzte sie auf Mitte zwanzig, möglich aber, dass sie eher auf die dreißig zuging.
    »Was haben Sie in London gemacht?«
    »Ich habe zuerst an der London School of Music studiert, dann an der Londoner Oper gearbeitet.«
    »Kommen Sie aus Parma?«
    »Nein, aus Florenz. Und Sie, Mr. ...«
    »Dockery. Das ist ein irischer Name.«
    »Kommen

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