Touchdown
gern erwürgt, denn der Gedanke, den Ball zwanzigmal pro Spiel an Richter Franco zu übergeben, war nicht sehr anheimelnd. »Ich hab keine Wahl, Rick«, sagte Sly, noch leiser, noch trauriger. »Meine Frau hat heute Morgen angerufen, sie ist schwanger und sehr überrascht darüber. Sie hat die Nase voll. Sie will einen richtigen Ehemann haben, und zwar zu Hause. Und was mache ich überhaupt hier? Den Mädchen in Mailand nachlaufen, als wäre ich noch im College? Wir machen uns doch was vor.«
»Du hast dich verpflichtet, diese Saison zu spielen. Wenn du gehst, haben wir kein Laufspiel mehr, Sly. Das ist nicht fair.«
»Nichts im Leben ist fair.«
Die Entscheidung war gefallen, und alles Schimpfen würde daran nichts ändern. Als Amis in einem fremden Land waren sie zwangsläufig aufeinander angewiesen. Sie hatten gemeinsam überlebt und es hatte Spaß gemacht, aber sie würden niemals echte Freunde werden.
»Die werden jemand anders finden.« Sly straffte sich und war bereit zum Aufbruch. »Die holen ständig neue Spieler.«
»Während der Saison?«
»Aber hallo. Achte mal drauf. Bis Sonntag hat Sam einen neuen Tailback.« Rick beruhigte sich ein bisschen.
»Kommst du im Juli nach Hause?«, fragte Sly.
»Klar.«
»Wirst du irgendwo Probetraining machen?«
»Weiß ich noch nicht.«
»Wenn du mal nach Denver kommst, rufst du mich an, okay?«
»Klar.« Eine schnelle Umarmung nach Männerart, dann war Sly weg. Rick sah ihm nach, wie er durch die Seitentür schoss, und wusste, dass er ihn nie wiedersehen würde. Und Sly würde auch Rick nicht wiedersehen oder Sam oder irgendeinen von den Italienern. Er würde aus Italien verschwinden und nie mehr zurückkehren.
Eine Stunde später gab Rick die Neuigkeit an Sam weiter, der einen sehr langen Tag in der Gesellschaft von Hank und Claudelle verbracht hatte. Sam warf tatsächlich eine Zeitschrift gegen die Wand, während er den erwarteten Schwall von Schimpfwörtern ausspuckte, und als er sich etwas beruhigt hatte, sagte er: »Kennen Sie irgendwelche Runningbacks?«
»Ja, einen richtig guten. Franco.«
»Haha. Amerikaner, vorzugsweise College-Spieler, die echt schnell laufen können.«
»Fällt mir auf Anhieb keiner ein.«
»Können Sie Ihren Agenten anrufen?«
»Könnte ich, aber er war in letzter Zeit ziemlich zögerlich, mich zurückzurufen. Ich glaube, er hat mich inoffiziell abserviert.«
»Sie haben ja ʹne richtige Glückssträhne.«
»Bisher war es ein ganz toller Tag, Sam.«
17. Kapitel
Um acht Uhr am Montagabend trudelten die Panthers langsam beim Training ein. Die Stimmung war düster. Die Niederlage war ihnen peinlich, und die Nachricht, dass die halbe Offense soeben aus der Stadt geflüchtet sei, trug nicht dazu bei, den Trübsinn zu verscheuchen. Rick saß auf einem Hocker vor seinem Spind, der Mannschaft den Rücken zugekehrt und den Kopf im Playbook vergraben. Er spürte die Blicke und den Groll, und er wusste, dass er sich furchtbar getäuscht hatte. Gut, vielleicht war es nur ein Spiel von Amateuren, aber es bedeutete ihnen etwas, zu gewinnen. Sich für die Mannschaft zu engagieren bedeutete ihnen sogar noch mehr.
Langsam blätterte er die Seiten um, blickte ausdruckslos auf die Formationen der X und der O. Wer auch immer sie aufgemalt haben mochte, er war davon ausgegangen, dass die Offense einen Tailback hatte, der laufen konnte, und einen Receiver, der in der Lage war, den Ball zu fangen. Rick konnte den Ball auf den Weg bringen, aber wenn am anderen Ende niemand war, der etwas damit anzufangen wusste, würden die Statistiken einfach einen weiteren unvollendeten Spielzug verzeichnen.
Niemand hatte Fabrizio gesehen. Sein Spind war leer.
Sam bat um Aufmerksamkeit und richtete einige gemessene Worte an das Team. Schreien und Schimpfen hat te keinen Sinn. Seine Spieler waren deprimiert genug. Das gestrige Spiel war vorbei, das nächste wartete in sechs Tagen. Er verkündete die Nachricht über Slys Abgang, doch das entsprechende Gerede hatte ohnehin schon die Runde gemacht.
Ihr nächster Gegner war Bologna, ein traditionell starkes Team, das meistens im Super Bowl spielte. Was Sam über die Warriors zu sagen hatte, klang wild und gefährlich. Ihre ersten beiden Spiele hatten sie leicht und locker gewonnen, dank einer furiosen Bodenattacke, angeführt von einem Tailback namens Montrose, der einst in Rutgers gespielt hatte. Montrose war neu in der Liga, und sein Ruf wuchs sich bereits zur Legende aus. Am Tag zuvor, gegen die Rome
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