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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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unentschieden. Quincy benötigte nicht mehr als vier Spielzüge, um erneut zu punkten. »Lass ihn ruhig rennen«, sagte Rick an der Seitenlinie zu Sam. »Er ist vierunddreißig.«
    »Ich weiß, wie alt er ist«, schnauzte Sam zurück. »Aber ich würde ihn in der ersten Hälfte gern unter fünfhundert Yards halten.«
    Bozens Defense war auf Passwürfe eingerichtet und reagierte mit Verwirrung auf das Laufspiel. Fabrizio hatte keine einzige Ballberührung bis kurz vor der Halbzeit. Bei einem Second and Goal von der Sechs-Yard-Linie täuschte Rick einen Handoff zu Franco an, um den Ball dann aber ganz locker zu seinem in der Endzone stehenden Receiver zu schnippen. Ein sehr geordnetes Spiel - für beide Teams je zwei Touchdowns pro Viertel. Der lärmenden Zuschauermenge war tadellose Unterhaltung geboten worden.
    *
    Wenn die Mannschaften in die Pause gegangen sind, können die ersten fünf Minuten in der Kabine gefährlich sein. Die Spieler sind erhitzt, schwitzen, einige bluten. Sie werfen ihre Helme in die Ecke, fluchen, kritisieren, schreien, fordern sich gegenseitig auf, sich am Riemen zu reißen und endlich zu tun, was zu tun bisher versäumt wurde. Während der Adrenalinspiegel sinkt, beruhigen sie sich ein bisschen. Trinken etwas Wasser. Nehmen vielleicht die Schulterpolster ab. Lecken sich die eine oder andere Wunde. Das war in Italien nicht anders als in Iowa. Rick war kein emotionaler Spieler, nie gewesen, er zog es vor, sich im Hintergrund zu halten, und überließ es den Hitzköpfen, das Team zu mobilisieren. Bei einem Unentschieden gegen Bozen zur Pause sah er keinen Anlass, sich Sorgen zu machen. Quincy Shoal hing die Zunge aus dem Hals, und Rick und Fabrizio hatten noch nicht mal angefangen, Werfen und Fangen zu spielen.
    Sam wusste, wann die Zeit des Trainers gekommen war, also betrat er nach fünf Minuten die Kabine und übernahm das Schreien. Quincy fraß ihnen die Butter vom Brot - hundertsechzig Yards, vier Touchdowns. »Was für eine tolle Taktik!«, tobte Sam. »Lass ihn rennen, bis er zusammenbricht!« - »So was hab ich ja noch nie gehört!« - »Ihr seid echt eine brillante Truppe!« Und so weiter.
    Je weiter die Saison fortschritt, desto mehr Eindruck machten Sams Standpauken auf Rick. Er, Rick, war schon von vielen Experten zusammengestaucht worden, und wenn er auch von Sam meistens in Ruhe gelassen wurde, so bewies der doch bemerkenswerte Fähigkeiten, wenn er sich die anderen zur Brust nahm. Und die Tatsache, dass er das in zwei Sprachen besorgen konnte, war schlicht bewundernswert.
    *
    Ab er die Kabinenpredigt zeigte wenig Wirkung. Nach zwanzig Minuten Ruhepause und körperlicher Pflege machte Quincy da weiter, wo er aufgehört hatte. Touchdown Nummer fünf war gleich beim ersten Angriffsdrive der Giants in der zweiten Hälfte fällig, und Nummer sechs, ein Galopp über fünfzig Yards, folgte wenige Minuten später.
    Eine heroische Leistung, doch sie reichte nicht. Ob es am Alter lag (vierunddreißig) oder an zu reichlich genossener Pasta, Quincy war jedenfalls am Ende. Er blieb bis zum Schluss im Spiel, war aber zu erschöpft, um sein Team zu retten. Im vierten Viertel schien die Defense der Panthers sein Nachlassen zu spüren und erwachte plötzlich zum Leben. Als Pietro ihn bei einem Third and two voll erwischte und zu Boden schleuderte, war das Spiel entschieden.
    Franco brach ein paarmal durch die Mitte, Giancarlo hopste ein paarmal über außen, dann hatten die Panthers, zehn Minuten vor Schluss, den Ausgleich erzielt. Eine Minute später punkteten sie schon weder, als Karl der Däne einen Fumble aufnahm und über dreißig Yards zum womöglich hässlichsten Touchdown in der Geschichte Italiens eierte. Zwei winzige Giants krabbelten die letzten zehn Yards wie Insekten auf seinem Rücken herum.
    Zur Sicherheit und um in Übung zu bleiben, taten Rick und Fabrizio sich drei Minuten vor Schluss noch zu einem Long-Post-Pass zusammen. Das Endergebnis lautete 56:41.
    *
    Nach dem Spiel ging es ganz anders zu in der Kabine. Sie umarmten sich, feierten, und einige schienen sogar den Tränen nahe. Dafür, dass das Team noch vor wenigen Wochen schlaff und lustlos gewirkt hatte, waren sie plötzlich sehr nahe dran, eine große Saison zu spielen. Als Nächstes stand das mächtige Bergamo auf dem Spielplan, aber die Lions mussten nach Parma reisen.
    Sam gratulierte seinen Spielern und gab ihnen exakt noch eine Stunde Zeit, den Sieg zu genießen. »Dann hakt es ab und fangt an, euch auf Bergamo zu

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