Touched
dass ich beschloss, Lucy zumindest einen kleinen Teil der Wahrheit zu erzählen, damit sie auf der Hut war. »Ich glaube nicht. Der Anrufer tat so, als sei er Dean. So grausam wären die beiden nie. Hast du was dagegen, wenn ich Asher anrufe und ihn bitte, herzukommen, bis Ben und Laura wieder da sind?«
Lucy spürte meine Angst, sie setzte sich mir gegenüber hin und berührte meine Hand. »Du bist wirklich völlig geschockt,was? Na dann komm, ruf ihn an. Ich würde mich auch besser fühlen, wenn er hier wäre, ehrlich gesagt.«
Asher meldete sich nach dem ersten Läuten.
»Tut mir leid, dass ich dich anrufe«, meinte ich zögernd. »Ich weiß, du hast gesagt, ich darf das nicht, aber …«
»Sie sind weg, Remy. Ich wollte mich sowieso gerade melden. Was ist denn los?«
Ich erzählte ihm, was geschehen war.
»Ich bin schon unterwegs«, meinte er, noch ehe ich meine Bitte äußern konnte. Nicht einmal zehn Minuten später rief er an und teilte mit, er würde vor der Haustür stehen.
Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich wäre ihm beinahe in die Arme gesprungen. Stattdessen trat ich zurück, um ihn hereinzulassen. Als ich Gabriel entdeckte, der offenbar eine Runde ums Haus drehte, zog ich die Augenbrauen hoch. »Was macht der denn hier?«
Asher schloss die Tür und stemmte die Hände in die Hüften. »Er prüft, ob sich da draußen jemand rumtreibt. Erzähl mir, was passiert ist.«
Ich erzählte von den Anrufen, und seine Haltung spannte sich an. »Bleibt hier«, meinte er. Ich möchte Schlösser und Fenster prüfen.«
Lucy und ich warteten im Wohnzimmer, bis er kurz darauf wieder auftauchte. Obwohl das Lucy zu überraschen schien, sagte sie nichts. Als es an der Haustür klopfte, öffnete Asher und unterhielt sich leise mit Gabriel. Ich hörte, wie er sich von seinem Bruder verabschiedete, dann kam er ins Wohnzimmer zurück.
»Nichts. Keine Spur und keine Hinweise, dass sich hier jemand herumgetrieben hat.«
Asher und ich sahen einander an. Eigentlich wollte er damit sagen, dass der Anrufer kein Beschützer gewesen war.
»Remy glaubt, es sei Dean gewesen.« Lucy strich sich das Haar nervös hinters Ohr.
»Vielleicht kann Ben ja jemanden damit beauftragen, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln. Jetzt bleibe ich jedenfalls hier, bis eure Eltern wieder da sind.« Im Klartext hieß das, dass er seinen Bruder bereits angewiesen hatte, Dean zu überprüfen.
Lucy nickte und gähnte. »Danke, Asher. Und richte deinem Bruder auch einen Gruß aus. Ich hätte nie gedacht, dass er so etwas Nettes tun würde. Nicht bös gemeint.«
»Schon gut.«
Ehe ich ihr die Illusion hinsichtlich Gabriels Motiven nehmen konnte – die mehr mit seinem Bruder und rein gar nichts mit uns zu tun hatten –, wünschte uns Lucy eine gute Nacht und ging nach oben. Asher und ich blieben wie angewurzelt stehen und sahen uns an.
Plötzlich schlang er die Arme um mich und drückte mich an sich. Er streichelte meinen Rücken, und zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich sicher. Erleichtert, ihn berühren zu können, umarmte ich ihn fest und atmete seinen Duft ein. Ich weiß nicht, wie lange wir so standen, aber es war, als kehrte ich heim.
Schließlich löste er sich von mir und betrachtete mein Gesicht. »Gabriel überprüft Dean gerade. Bald wissen wir mehr.« Er schluckte. »Spencer und Miranda sind kurz vor deinem Anruf abgereist, und ich war mir sicher, sie hatten uns was angemerkt. Ich habe noch nie so eine Angst ausgestanden!«
Ich strich ihm das Haar aus der Stirn. »Es tut mir leid. Ich wollte mit Lucy kein Risiko eingehen.«
Als ich zögerte, sah er mich misstrauisch an. »Was verschweigst du mir?«
Ich seufzte. »Ich glaube, in den letzten Tagen hat michjemand verfolgt. Nichts, was ich genau bestimmen könnte, und wenn ich mich umdrehe, ist nie jemand da. Trotzdem, ich könnte schwören, dass mir jemand nachstellt.«
Er sank auf die Couch, stützte die Ellbogen auf die Knie und fuhr sich mit einer Hand erschöpft über das Gesicht.
»Das hättest du mir erzählen müssen. Wir haben Pläne gemacht, um dir zu helfen, aber die nützen alle nichts, wenn du schweigst. Du bist nicht die Einzige, deren Leben auf dem Spiel steht. Deine Familie, meine Familie. Wir sind alle in Gefahr!«
Sofort bekam ich Gewissensbisse. Aber nachdem ich mein Leben lang auf mich selbst aufgepasst hatte, hatte mein gesunder Menschenverstand versagt. Ich setzte mich neben ihn, ohne ihn richtig zu berühren. »Es tut mir leid. Ich weiß gar nicht,
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