Touched
Haar auf eine Art nach hinten, die bei mir lächerlich gewirkt hätte. Ein Mädchen und ein Junge saßen am Tisch, und sie schubste den Jungen an, bis er uns Platz machte. Als wir saßen, schlenderte einer der Musiker an den Tisch, nahm sich von nebenan einen Stuhl und setzte sich zu uns. Mit seinen tätowierten Armen, dem Igelhaarschnitt und den gepiercten Ohren wirkte er gegenüber Lucys adretten Freunden wie ein Stückchen Brooklyn.
Die hübsche Brünette mit Brille stellte sich vor. »Hi, Remy. Ich bin Susan Reynolds. Tolles Shirt«, meinte sie und fuhr mit den Fingern sachte meinen Ärmel hinunter.
Ich lächelte und versuchte, meine Schüchternheit zu überwinden, die mir den Magen verknotete.
Susan deutete auf den tätowierten Jungen links neben sich. »Das ist Brandon Green. Seiner Familie gehört der Club hier.«
Ich sagte: »Hallo«, und er kommentierte meine kehlige Raucherstimme mit: »Coole Stimme, du Neue.«
Und dann war da noch der hochgewachsene muskulöse Blonde. Ich hätte all meine übrigen Pennys verwettet, dass Greg De Luca Footballspieler war, doch es stellte sich heraus, dass er lieber Schach spielte.
Als ich merkte, dass Greg und Susan mein verfärbtes Gesicht musterten, verdrehte ich die Augen. Ich hasste es, wenn man mir Mitleid oder Angst entgegenbrachte. Als wäre Deans Brutalität meine Schuld oder, schlimmer noch, als wäre es etwas Ansteckendes, das man sich durch Kontakt einfangen könnte.
»Wenn ihr findet, dass ich schlecht aussehe, dann solltet ihr euch mal den Gegenspieler angucken!«
Mein Tonfall erstickte jegliche Diskussion über meine Blutergüsse im Keim und sie sahen rasch weg.
»Remy, du kommst aus New York, stimmt’s?«
Susans Frage setzte ein Verhör über mein Leben in Brooklyn in Gang. Die Freunde meiner Schwester waren überraschend herzlich, und sie horchte mich zusammen mit den anderen aus, bis ich in ihre Richtung eine Grimasse zog. Sie kapierte und grinste. Ich konnte ihr ihre Neugierde nicht verübeln, immerhin teilten wir uns ein Badezimmer. Außerdem wollte ich, was sie anging, auch noch schrecklich viel wissen, und das, obwohl sie vor meiner Ankunft von meinem Radar kaum erfasst worden war. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich sie je kennenlernen würde und erst recht nicht, dass ich zusammen mit ihr und ihren Freunden in Clubs rumhängen würde.
Ich klopfte zum Takt der Musik auf mein Bein und mein Blick schweifte auf die andere Seite des Raums. Waldgrüne Augen sahen mich in bekannter Eindringlichkeit an.
Mir rutschte das Herz in die Hose und ich holte tief Luft.
Der Junge vom Strand rekelte sich in einem Sessel, die langen Beine hatte er unterm Tisch ausgestreckt. In dem trüben Licht wirkte sein braunes Haar schwarz. Der Schatten war von seinem gebräunten Kinn verschwunden, doch sah er nicht weniger gefährlich aus. Obwohl sich die Bühne zwischen uns befand, konnte ich die Narbe erkennen, die durch seine rechte Augenbraue verlief. Er spielte mit seinem Strohhalm und seine breiten Schultern hingen locker herab.
Mir war am Strand gar nicht aufgefallen, wie perfekt seine Körperhaltung war, bis ich ihn jetzt so entspannt dasitzen sah. Entspanntheit … passte irgendwie nicht zu ihm. Trotz seiner Gelassenheit brachte sein durchdringender Blick meinen Puls zum Rasen. Er beobachtete mich mit einer Neugier, die meine eigene widerspiegelte, und ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen.
Plötzlich ertönte Lucys Stimme. »Oh nein, vergiss es! Denk nicht mal dran!«
Ihre Worte brachen den Zauber, den diese mysteriösen grünen Augen ausgelöst hatten. Ein Song hatte den nächsten abgelöst, während ich diesen Jungen angestarrt hatte, und ich hatte es nicht einmal gemerkt. Verwirrt drehte ich mich zu ihr. »Was?«
Sie nickte mit dem Kopf zu ihm hin. »Asher Blackwell. Der klassische Bad Boy, mit schwarzem Motorrad und allem Drum und Dran.« Sie beugte sich zu mir und schrie über die Musik hinweg. »Dad würde garantiert der Schlag treffen!«
Asher Blackwell, dachte ich und war glücklich, dass ich zu dem Gesicht nun endlich einen Namen hatte.
Lucy zuliebe zwang ich mich zu einem Lächeln und bemühte mich, normal zu wirken. »Oh, oh, ein Motorrad. Wie furchtbar!«
Lucy grinste spitzbübisch. »Unser Job ist es, Dad Sorgen zu machen, nicht, ihn umzubringen!«
Als ich mich wieder umdrehte, sah Asher nicht mehr her, sondern unterhielt sich mit einem Mädchen und einem Jungen, die an seinem Tisch saßen und mir zuvor gar nicht aufgefallen
Weitere Kostenlose Bücher