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Touched

Touched

Titel: Touched Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Vermutung. »Asher und Gabriel haben letztes Jahr bei Dad Segelboote für die Regatta gekauft.«
    Ben betrieb in der Stadt eine Schiffsbaugesellschaft und baute unter anderem Segel- und Rennboote, die in der Sail Master’s Regatta zum Einsatz kamen. »Dort sind sie ineinandergerumst und das war’s dann mit den Booten. Sie sind ein wenig … draufgängerisch.«
    Ich nickte als Zeichen, dass ich verstanden hatte. Sie hattemehr recht, als sie wusste. Zumindest Asher war gefährlich. Vielleicht waren gute Instinkte ja erblich.
    »Wo kann ich hier denn etwas frische Luft schnappen?«, erkundigte ich mich.
    »Versuch’s im Innenhof.«
    Ich folgte ihrem Rat und steuerte auf die Seitentür zu, die in einen verlassenen Innenhof führte, der durch ein großes Vordach vor dem Schnee geschützt war. Ich suchte mir einen Tisch in der hintersten Ecke aus und rieb mir die Arme, um mich warmzuhalten. Jeder, der halbwegs bei Verstand war, blieb drinnen, aber das Gedränge erschöpfte mich. Allein im Dunkeln konnte ich meine mentalen Schutzwälle senken, ohne Angst haben zu müssen, dass ich mit jemandem zusammenstieß.
    Geplauder erfüllte die Nachtluft, als die Tür hinter mir wieder aufschwang und ein Pärchen zum Rauchen herauskam. In der Dunkelheit bemerkten sie mich gar nicht und ich schloss die Augen und lauschte ihrer leisen Unterhaltung und dem beständigen Rauschen des Ozeans in der Ferne. Diese kleine Stadt hatte etwas Friedliches an sich.
    »Es ist schön hier, nicht?«
    Beim Klang der tiefen Stimme zuckte ich zusammen. Mit einem Seufzen fuhr ich mein Abwehrsystem wieder hoch. Asher saß am Tisch nebenan. Er musste dort schon länger gesessen haben, sonst hätte ich ihn kommen hören müssen. Aus der Nähe sah er noch besser aus, war noch attraktiver, hatte einfach noch mehr von allem, als ich in Erinnerung hatte. Die Narbe, die durch seine Braue verlief, wurde durch seine hohen Wangenknochen und das aus der Stirn gestrichene lange Haar noch hervorgehoben. Diese Unvollkommenheit erinnerte mich daran, dass er meiner Gesundheit schaden konnte. Das und der kleine Anflug von Zorn, den ich in seinen Augen erkennen konnte.
    Seine Augen leuchteten herausfordernd. »Ich bin Asher Blackwell.«
    Er stellte sich vor, als wären wir uns noch nie begegnet. Ich brauchte eine Minute, bis ich begriff, dass er mir seine Hand entgegenstreckte. Dabei schüttelte ich nie Hände. Niemals. Selbst mit meinem mentalen Schutzwall war ich vor Schmerzen nicht gefeit. Nach dem Vorfall am Strand würde ich ihn nicht so schnell berühren. Ich nickte in seine Richtung und ignorierte die Hand.
    Als hätte er diese Schlacht gewonnen, grinste er.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Paar zu, bemerkte aber aus dem Augenwinkel, dass er mich beobachtete. Die tiefe Neugierde, die ich dabei spürte, beunruhigte mich. Er war nicht wie ich, die ich heilen konnte. Er war anders, doch auch bei ihm war – wie bei mir – Energie im Spiel. Meine Mauern blieben oben, während ich ihn geflissentlich ignorierte.
    »Und du bist?«
    »Remy O‘Malley.« Meine Stimme klang heiser.
    Das ließ ihn aufhorchen und er sah mich verblüfft an. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich meinen Blick nicht abwenden können.
    Wieder zog er eine Braue hoch. »Lucys Schwester?«
    Persönliche Fragen beantwortete ich höchst ungern und rutschte auf dem Stuhl herum. »Wir haben denselben Vater, also scheint da was dran zu sein!«
    Er legte mein Unbehagen falsch aus. »Du magst sie nicht?«
    »Klar mag ich sie. Das, was ich von ihr kenne.«
    Er wartete darauf, dass ich fortfuhr und beugte sich vor, als könne er mich dadurch zum Sprechen bewegen. Als ich weiterhin schwieg, schnippte er mit den Fingern. »Ach, richtig. Du bist ja neu hier. Du bist die andere Tochter.«
    Die andere Tochter. Prima. Man hatte mir ein Etikett verpasst. Ich zuckte die Achseln und diese nichtssagende Geste schien ihn ebenso zu ärgern, wie mich sein Achselzucken am Strand geärgert hatte.
    »Hat dein Umzug hierher etwas mit den blauen Flecken an deinem Hals zu tun?«
    Das Blut wich mir aus dem Gesicht. Er hatte zwar leise, aber ziemlich wütend gesprochen, und ich schaute, ob das Paar ihn gehört hatte. Das Mädchen warf einen neugierigen Blick in unsere Richtung, doch ihr Freund beachtete uns gar nicht.
    »Stellst du immer so viele Fragen?«
    Wieder hob sich Ashers Augenbraue, und ich machte es ihm nach. Scher dich um deinen eigenen Kram. Er grinste, und ich drehte mich wütend von ihm weg.

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