Touched
Unterhaltung beendet. Asher schien das nichts auszumachen. Wir saßen im Dunkeln, ich spürte, wie sein Blick immer wieder zu mir wanderte, und widerstand dem Drang, seinen Blick zu erwidern.
Drinnen setzte die Musik mit einem unverkennbaren Gitarrenriff von Brandon wieder ein und ich zögerte, damit Asher als Erster gehen konnte und sich eine versehentliche Berührung vermeiden ließ. Die Raucher traten ihre Zigaretten aus, eilten hinein und ließen dabei die Tür zuknallen. Ich behielt Ashers Füße im Auge, bemerkte die teuren Lederstiefel und wartete darauf, dass er aufstand. Er tat es nicht. Aufgeladene, erhitzte Luft wirbelte zwischen uns, doch keiner von uns rührte sich.
Aha, eine weitere Kampfansage. Frustriert atmete ich aus und stand auf. Zur gleichen Zeit erhob auch er sich, ich musste zurückweichen und stolperte dabei über ein Tischbein. Meine mentale Mauer stürzte ein. Er kam zu Hilfe und packte mich mit starken Händen an der Taille. Dabei rutschte meineBluse ein wenig hoch und seine Hand berührte meine bloße Haut, wo sich umgehend Hitzefunken entzündeten. Ohne meinen Schutz stürmte die heiße Energiewelle geschossartig in mich hinein.
Die Schmerzen versengten meine Haut. Sie begannen da, wo er mich berührte, und ergossen sich dann wie glühend heiße Lava über meinen ganzen Körper. In mir demontierte das Gegenteil von Feuer meine Schutzvorrichtungen und ich schnappte nach Luft, als Eisscherben direkt zu meinem Herz rasten und es zu einem trägen Rhythmus zwangen. Als es gefror, senkte sich schwarzer Nebel über mich, und mein Fokus verengte sich auf Ashers Gesicht.
Zum zweiten Mal in einer Woche übernahm mein Körper das Kommando. Er sammelte meine ganzen Schmerzen und stieß sie nach außen. Rote Flammen schossen von meiner Haut auf seine.
Als hätte ihn das Inferno verbrannt, riss Asher die Arme zurück. Der von ihm ausströmende Energiefluss riss ab.
Ich krümmte mich und griff Halt suchend nach dem nächsten Stuhl. Mein Herz schlug doppelt so schnell wie sonst. Ich registrierte die Blässe in seinem Gesicht und den Schweiß auf seiner Stirn. Ich zog mein mentales Abwehrsystem hoch. Zu wenig, zu spät. Er stand stocksteif da. Er litt unter Schmerzen. Und ich hatte sie verursacht. Auf meinem wütenden Gesicht breitete sich grimmiger Stolz aus.
Ein Kellner trat in den Innenhof, und ich bereitete mich darauf vor, mich wieder in die Menschenmenge zu stürzen. Als ich mir sicher war, dass ich mich bewegen konnte, ohne hinzufallen, kehrte ich Asher den Rücken zu und marschierte in den Club zurück.
Die Tür hinter mir blieb geschlossen und ich machte eine Bestandsaufnahme meines Körpers. Die Schmerzen hattennachgelassen, aber ich fühlte mich immer noch schwach. Es war nicht so schlimm wie nach dem Kampf mit Dean, es war einfach anders. Diesmal hatte ich im Verlauf von … was eigentlich? … nicht die Schmerzen eines anderen übernommen. Was genau ich getan hatte, wusste ich nicht, nur dass ich nun sowohl Schmerzen verursachen als auch aufnehmen konnte. Gleich doppelter Freak.
Und Asher wusste es auch.
Er würde es sich dreimal überlegen, bevor er mich noch mal berührte.
4
Meine erste Woche an der neuen Schule war ereignislos verlaufen.
Die Blackwell Falls High School war in einem verwitterten Backsteingebäude untergebracht, das inmitten einfacher Häuser und einem kleinen Wäldchen aus Zuckerhorn- und Eichenbäumen auf einem Hügel lag. Wie angekündigt hatte uns Ben zum Campus gefahren, um mich an der Schule anzumelden. Es freute ihn zu hören, dass ich ein totaler Nerd war und es mit sturer Paukerei zur Einserschülerin gebracht hatte. Dass ich durch die Lernerei in der Bibliothek weniger Zeit zu Hause verbracht hatte und damit auch Dean weniger ausgesetzt war, hatte sicher auch nicht geschadet.
Insofern musste ich nun auch nicht allzu viel Schulstoff nachholen. Zum Glück, denn ich konnte mich höchstens 30 Sekunden lang konzentrieren, ehe meine Gedanken wieder zu Asher wanderten.
Ich hatte befürchtet, auf den Schulfluren weitere Angriffe abwehren zu müssen. Vor einem Schwall seiner Energie hatte ich mehr Angst als vor Deans Faust, aber zumindest konnte ich mich nun zur Wehr setzen. Ich betrachtete meine neue Gabe mit gemischten Gefühlen.Ich war stolz darauf, mich nun nicht mehr wie ein Tier in ein Loch verkriechen zu müssen, aus Angst, ich könnte zufällig jemanden verletzen. Aber diese neuen Fähigkeiten schienen in die entgegengesetzte Richtung zu
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