Touched
beide sterben.
Mir ging die Luft aus und meine Lungen schmerzten. Da sah ich plötzlich jemanden über mir durchs Wasser tauchen. Asher. Er schwamm schneller auf uns zu, als es eigentlich möglich war. Ich spürte, wie seine Mauer hochfuhr, ehe er einen Arm um meine Schultern und den anderen um Brandon schlang. Dann stellte er beide Füße auf den Beckenboden, stieß sich ab und alle drei schossen wir raketengleich nach oben.
Ich durchstieß mit dem Kopf die Oberfläche und würgte gechlortes Wasser hoch, während Asher Brandon und mich an den Beckenrand zog. Fast schon gewaltsam schlug er meine Hand von Brandons Arm. Und ganz plötzlich konnte ich wieder denken.
Hank, der Hausmeister, der das Schwimmbad allabendlich abschloss – ein freundlicher Mann in den Sechzigern – half, Brandon über den Beckenrand zu ziehen, während Asher ihn hochhob. Dann hievte er sich anmutig hinaus und streckte die Hände nach mir aus. Anders als bei Brandon konnte er mich mühelos herausheben, als wäre ich ein Kind und kein schlaksiges 1,75 Meter großes Mädchen.
Er stellte mich auch nicht mehr ab.
Er legte die Arme um mich und drückte mich sanft an sich. Mein ausgekühlter Körper erwärmte sich, wo immer er mich berührte. Glühend heißes Feuer verbreitete sich, als Asher mit seiner starken Hand in mein Haar fuhr, um mein Gesicht an seine Schulter zu drücken, und ich genoss die Wärme unendlich.
So hätte es ewig bleiben können, doch Brandons Husten ließ mich aufhorchen. Ich drückte mich gegen Ashers Schulter, bis er mich abstellte. Wir gingen zu Brandon, den Hank in die stabile Seitenlage gebracht hatte. Nur halb bei Bewusstsein, würgte er eine unglaubliche Menge an Chlorwasser hoch. Die Wasserpfütze neben seinem Kopf war mit Blut vermischt. Hank bat uns, bei Brandon zu bleiben, während er in sein Büro rannte und einen Notarzt rief.
Als ich meine Hand nach Brandon ausstreckte, hielt Asher sie fest. Ich sah in seine grimmigen Augen. Mit ängstlicher und zugleich unerschütterlicher Miene schüttelte er den Kopf.
Ich lächelte ihn beruhigend an und hoffte, glaubhaft zu wirken. »Lass mich kurz los.«
»Deine Abwehr wird unten sein. Was, wenn …«
»Wenn du gehen musst, dann geh, aber versuch nicht, mich daran zu hindern.«
Asher antwortete nicht und ließ mich schließlich doch los. Ich spürte, wie er die eigenen Mauern verstärkte. »Pass auf, dass Hank nichts mitkriegt«, flüsterte ich.
Ich berührte Brandon an der Schulter, und ein Energiestrom entzündete sich, der durch mich zu ihm floss. Der Heilungsprozess, der zwei Meter unter der Wasseroberfläche begonnen hatte, setzte sich fort, als wäre er nicht dadurch unterbrochen worden, dass wir beinahe ertrunken wären. Seine Lungen würden in Ordnung sein: Er hatte den Großteil desWassers erbrochen und atmete stoßweise. An seinem Kinn prangte ein roter Bluterguss und an seinem Hinterkopf blutete es aus einem kleinen Schnitt, den er sich wohl bei dem Sturz auf den Beckenrand zugezogen hatte. Diese Wunden heilten ohne Weiteres, doch seine Gehirnerschütterung machte mir Sorgen.
Mit Annas Gehirnerschütterungen hatte ich mich immer schwergetan. Sie taten höllisch weh und brachten mich mental so durcheinander, dass ich mich oft noch Stunden danach nicht heilen konnte. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, mich zu entspannen. Mit geschlossenen Augen stellte ich mir zunächst die Wunde vor und dann, wie sie sich auflöste. Wie aus der Ferne nahm ich wahr, dass Hank zurückkam und Asher sich als Sichtschutz vor mich stellte.
Nachdem ich mein Möglichstes getan hatte, ließ ich Brandon los. Ich schlug die Augen auf und sah die vertrauten blauen Funken. Sie verblichen, als Brandon seine Augen öffnete. Und als er seinen Blick auf mich richtete, stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus. Ich bemühte mich, normal zu wirken, doch vor meinen Augen verschwamm alles und mein Kopf drohte zu platzen. Besorgt blinzelte er mich an und fragte: »Remy? Was ist passiert? Alles okay mit dir?«
Ich beugte mich zu ihm hinunter und berührte mit meiner schmerzenden Stirn seine. »Klar, Brandon«, sagte ich, zitternd durch die Nachwirkungen des Heilungsprozesses, »aber das nächste Mal, wenn du ertrinken möchtest, schaust du besser, dass ein guter Schwimmer in der Nähe ist. Asher hat uns beide rausziehen müssen.«
Brandon rieb mir sanft den Arm, um mich zu wärmen. »Was ist passiert? Ich hab dir aus dem Becken geholfen und …«
»Es war meine Schuld.
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