Touched
konnte ich sie nicht. Das Wissen, dass er mir Angst einjagte, brachte ihn um. Ständig kämpfte er gegen sein Verlangen an, in meiner Nähe sein zu wollen, aus Sorge, er könnte mich in seiner Gier, mehr zu fühlen, menschlicher zu sein, verletzen. Mein Opfer hatte ihn erschreckt, und er riskierte alles, um mir zu zeigen, dass ich den Kopf nicht in den Sand stecken durfte.
Wenn die Beschützer Jagd auf mich machten – falls sie es taten –, konnte ich mich nicht allein auf meine Fähigkeiten verlassen. Ich musste aufhören, nur zu reagieren und anfangen, richtig nachzudenken. Ich straffte die Schultern und ließ ihn nicht mehr an meine Gedanken heran. Die Wahrheit zu kennen, half mir, ein gewisses Maß an Ruhe zurückzugewinnen. Ich musste um ihn kämpfen, denn ich spürte, wie er mir entglitt, wie er Abstand nahm, um mich zu beschützen.
Ich schloss die Augen, holte tief Luft und stand reglos da. Nur ein Unsterblicher konnte mein Flüstern hören: »Komm und krieg mich, Beschützer.« Dann wartete ich.
Sekunden darauf zerzauste ein Windstoß meine Haare und ich roch Ashers holzigen Duft. Warmer Atem strich über mein Gesicht, und was auch immer er vorhatte, wurde dadurch gestoppt, dass ich den Raum zwischen seinem und meinem Atem schloss, indem ich einen zarten Kuss auf seine Lippen hauchte.
Zur Erinnerung, damit ich spürte, dass er etwas für mich empfand. Zur Absicherung, damit er fühlte, dass andersherum das Gleiche galt.
Er gab einen zornigen Laut von sich und verschwand. Zu spät. Er hatte seine Gefühle verraten, als seine harten Lippen eine Millisekunde lang weich wurden.
»Was machst du, Remy? Verteidige dich!«
»Tu ich doch.« Ich senkte meinen Schutzwall, sodass ich einem Angriff seinerseits schutzlos ausgeliefert gewesen wäre.
Du tust mir nichts.
Die Erde schien zu beben, als er einen massiven Felsenbrocken wegschleuderte, der in kleine Teile zerbarst.
Du tust mir nichts.
Nur sein empörter Aufschrei warnte mich noch, bevor er mich angriff und zu Boden warf. Mein Hirn registrierte, dassAsher seine Kraft mäßigte und den Sturz mit seinem Körper abfing. Dann rollte er mich herum, sodass er auf mir landete. Mein Körper registrierte, dass mich ein Mann, größer und stärker als ich, aufs Gras drückte, und die Frage war, ob ich auf meinen Instinkt oder meinen Verstand hören sollte. Vor einer Woche, einem Tag, ja, noch vor fünf Minuten hätte meine panische Angst gewonnen, und ich hätte mich in einem roten Dunst aus Zorn und Furcht gegen meinen Angreifer gewehrt. Ich wollte schreien, und es bedurfte größter Anstrengung, mich daran zu erinnern, dass es Asher war, der mich auf den Boden presste.
Du tust mir nichts.
»Nein, ich könnte dir nie etwas antun«, murmelte er mir ins Ohr.
Er rollte uns so herum, dass meine weicheren Kurven auf seinen härteren Muskeln ruhen konnten, doch er machte keine weiteren Anstalten, mich zu berühren. Jeder seiner Atemzüge hob mich, und sein Herzschlag verlangsamte sich unter meinem Ohr zu seinem ungewöhnlichen Tempo. Noch nie hatte ich mich jemandem näher gefühlt. Ashers Arme schlossen sich zu einer festen Umarmung um mich, und ich fuhr ihm durchs Haar.
Als mein Puls zur Ruhe kam, hob ich den Kopf und blickte in sein gequältes Gesicht. Dann boxte ich ihn, so fest ich konnte, in den Arm.
»Verdammt, Remy!«
Er rieb sich die Stelle, und ich funkelte ihn. »Mach so was nie wieder. Hörst du, niemals!«
»Mach ich nicht. Es tut mir leid. Aber ich wusste nicht, wie ich es sonst in deinen Kopf kriege, dass …
»Nicht damit. Ich schwebe in Gefahr, und du hast mir etwas gezeigt, das ich nicht sehen wollte. Versuch doch beimnächsten Mal lieber, mit mir zu reden. Ich bin eine relativ vernünftige Person.«
»Und was dann?«
Ich umfasste sein Gesicht. »Gib mir den Laufpass! Es ist mir egal, du Blödmann, ob du glaubst, dass ich mich ohne dich sicherer fühle. Wir stecken gemeinsam in diesem Schlamassel! Wenn du da rauswillst, sag’s einfach, und wir machen auf der Stelle Schluss!« Mit harter Stimme forderte ich ihn heraus, zu lügen, wenn er das für die bessere Lösung hielt.
Ich konnte erkennen, dass er durch meine ungeschützte Nähe wieder Schmerzen hatte, trotzdem ließ er mich nicht los. Die Nachtluft strich kühl über meinen Rücken, und ich genoss seine Wärme.
»Ich weiß, es ist ein Fehler, Remy, aber ich glaube, selbst wenn ich es versuchen würde, ich könnte dich nicht verlassen. Meine Güte, Remy, ich hab mich in dich
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