Touched
Versehen. Vielleicht habe ich gelogen, um in deine Nähe gelangen und mich wieder menschlich fühlen zu können.« Da er meine Ängste kannte, konnte er sie sich zurechtbiegen.
»Mir ist klar, was du bezwecken willst, aber daraus wird nichts.« Ich hörte die Unsicherheit in meiner Stimme. Er begann, mich zu umkreisen, als würde er über den besten Angriffswinkel nachdenken. »Asher, lass das! Das ist nicht lustig. Du spinnst, wenn du willst, dass ich wie ein verängstigtes Mädchen auf meinen Retter warte. Das hatte ich schon, vielen Dank!«
Er schüttelte den Kopf und schnaubte. »Wir spielen hierkeine komischen Mann-Frau-Spielchen. Und ich würde dich, weiß Gott, nie verängstigt nennen. Aber dein Leben ist in Gefahr, und dein Gegenüber ist ein Feind, den du unmöglich allein schlagen kannst.«
»Ich bin nicht wehrlos wie die anderen Heilerinnen. Du weißt, dass ich mit meinen Fähigkeiten andere verletzen kann.«
Ein für ihn untypisches höhnisches Lächeln verzog sein Gesicht. »Deine Fähigkeiten spielen keine Rolle, denn damit sie funktionieren, musst du Schmerzen haben, und wenn du verletzt bist, hast du schon verloren. Du bist der wahr gewordene Traum der Beschützer oder ihr schlimmster Albtraum, egal, wie man es betrachtet – Schmerz und Sterblichkeit. Wenn sie sich auf die Jagd nach dir begeben, dann kommen sie nicht allein. Glaubst du, du nimmst es mit mehr als einem auf einmal auf? Und was ist mit Ben, Laura und Lucy? Kannst du sie ebenfalls retten?«
»Lass sie da raus!« Bei der Erinnerung, wie meine Großmutter ums Leben gekommen war, drehte sich mir der Magen um.
»Wieso? Das werden die Beschützer doch auch nicht. Darauf kannst du wetten. Verstehst du denn nicht? Es gibt einen Grund, warum sich die Heilerinnen mit den Beschützern verbündet haben. Du brauchst mich, aber ich kann dich nicht vor dir selbst retten. Keine Ahnung, wie ich das sonst in deinen Kopf bekomme. Es geht hier nicht um Stolz – ob deinen oder meinen. Du schaffst das nicht allein!«
»Das kannst du nicht wissen.« Meine heisere Stimme verriet meine Angst.
»Ich bin nur ein Beschützer«, warnte er mich. »Und nun schau, ob du mich aufhalten kannst, Heilerin.«
21
Asher kauerte sich hin, und einen kurzen Augenblick später schlang jemand seinen Arm um meinen Hals und riss mich nach hinten. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Asher sich bewegt hatte, aber nun hielt er mich schraubstockartig gefangen und schnitt mir einen Herzschlag lang die Luft ab, ehe die Hitze seines Körpers verschwand.
Krampfhaft zog ich Luft in meine Lungen und geriet in Panik. Ich wirbelte herum, doch da war nichts, wo er Sekunden zuvor noch gewesen sein musste. Ich musste an Dean denken, der mich verfolgte, und daran, dass die Beschützer meine Familie angreifen könnten.
»Zu langsam, Heilerin. Du suchst an der falschen Stelle.«
Ich richtete mich nach der Stimme aus, doch wo sie gewesen war, streifte nur eine sanfte Brise das Gras. Seine Schnelligkeit machte es unmöglich, ihn in der Dämmerung aufzuspüren.
»Ich könnte dich töten. Es wäre so einfach, mir das zu nehmen, was ich möchte.« Mit heiserer Stimme fasste er seine tiefste Angst in Worte.
Eine Hand strich über meinen Arm und entfernte sich mitmeinem Schal. Im nächsten Augenblick schlang sich der Schal um meine Taille und band meine Arme an meinen Körper, ehe der Stoff zu Boden fiel. Vernunft kämpfte mit Panik, und ein Gedanke brach durch. Das war Asher, mein Beschützer.
»Du hast Unrecht. Du würdest mir nichts antun.« Trotz dieser Überzeugung pochte mein Herz wie wild.
Ich wäre machtlos gegen ihn.
Dann spürte ich, wie Finger durch meine Haare fuhren, und ich erschauderte. Wieder war da nur ein Luftzug, wo er hätte stehen sollen. Er pirschte sich an mich heran, zwang mich, das Opfer abzugeben, damit er die überlegene Kraft und Schnelligkeit der Beschützer demonstrieren konnte. Die Angst drohte, mich zu überwältigen. Müsste ich mich verteidigen, geschweige denn meine Familie, ich wäre absolut unbrauchbar.
Asher tauchte vor mir auf. »Nein, Remy. Nicht unbrauchbar. Du musst raffiniert sein. Setz deine Fähigkeiten nur dann ein, wenn du dich nicht mehr anders zu verteidigen weißt. Du hast Sinne, über die wir nicht verfügen. Mach sie dir zunutze!«
Ich hörte die Verzweiflung in seiner Stimme und begriff, dass er meine Gedanken sogar durch meinen Schutzwall hindurch wahrgenommen hatte. Auch seine Gedanken waren durchschaubar, aber lesen
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