Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Mutter: »Wenn du es schlau anstellst, könntest du vielleicht einen leitenden Posten kriegen. Du würdest einen guten Filialleiter abgeben.«
Ich hatte weder Kraft noch Lust, mit ihr zu streiten. Der Stress, die täglichen Zielvorgaben bei Tesco erfüllen zu müssen, würde mich mit Sicherheit umbringen. Warum begreift sie das nicht?
Meine eigene Mutter kennt mich überhaupt nicht.
Dreizehn Mal auf dem Klo gewesen.
Sonntag, 20. Dezember
Normalerweise habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich nach halb neun Uhr morgens noch im Bett liege, aber heute war mir das egal. Um 14:00 habe ich ein weichgekochtes Ei und eine Scheibe Brot mit Butter gegessen, dann bin ich aufgestanden und habe mir die Antiques Roadshow im Fernsehen angeschaut.
Meine Mutter kam vorbei, um sich zu beklagen, dass Brett sie und meinen Vater vehement um Geld angeht. Er brauche nur »ein paar Tausender«, um damit an der Börse handeln zu können. Immerhin hat er sie schon durch Erpressung dazu gebracht, sich eine Satellitenschüssel anzuschaffen, damit er die Entwicklung auf dem Kapitalmarkt verfolgen kann.
»Ständig heult er rum, dass dein Vater nicht ›für ihn da war‹, als er aufgewachsen ist«, sagte meine Mutter. »Angeblich warst du immer Georges Liebling.«
»Ich?«
»Ja«, seufzte meine Mutter. »Er behauptet, George hätte immer mit deinen Leistungen geprahlt. Worauf dein Vater gesagt hat: ›Da irrst du dich, Brett, Adrians Leistungen passen auf eine kleine Streichholzschachtel.‹ Ich habe dich verteidigt und ihm mitgeteilt, dass du in deinem Leben eine ganze Menge erreicht hast – du warst zweimal verheiratet und hast drei Kinder gezeugt, und du hast zahllose Briefe von der BBC bekommen.«
»Absageschreiben«, sagte ich.
»Briefe sind es trotzdem.«
Montag, 31. Dezember
Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich nachts aufstehen musste, um Wasser zu lassen. Jedes Mal habe ich mich aus dem Bett gehievt und vor der Toilette gestanden und gebetet, dass es nicht wehtun würde, aber jedes Mal war es noch schmerzhafter, ein furchtbarer, aufdringlicher, stechender Schmerz. Ein toller Start ins neue Jahr – und wir sollen es auch noch in Fairfax Hall einläuten. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werde ich, wenn Big Ben zwölfmal schlägt, auf einem von Fairfax-Lycetts vielen Klos sein.
Ich zog meinen besten dunkelblauen Anzug und die Krawatte mit dem Elefantenmuster an. Daisy trug ein schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt, das ich nicht kannte. Es sah teuer aus, aber Daisy sagte: »Das alte Ding? Das hab ich auf eBay ersteigert. Vintage Versace. Ich hab es fast umsonst gekriegt.«
Tagebuch, kann das stimmen?
Ich rief Dougie Horsefield an und bestellte ihn für acht Uhr zu uns. Er sagte: »Aber ich muss Ihnen den dreifachen Fahrpreis berechnen. Es ist Silvester, wissen Sie.«
Tagebuch, ich habe es satt, dass Leute mir ständig Dinge erzählen, die ich längst weiß.
»Dougie«, sagte ich, »glauben Sie allen Ernstes, ich wüss te nicht, dass heute Silvester ist? Haben Sie ehrlich gedacht, dieses bedeutende Datum wäre völlig an mir vorbeige gangen?«
Als er erfuhr, dass wir nach Fairfax Hall wollten, stöhnte er: »Muss das sein? Das sind nur knappe zwei Kilometer. Können Sie denn nicht laufen? Dafür lohnt es sich ja kaum, den Motor anzuschmeißen.«
Als ich auflegte, sagte ich zu Daisy: »Ich hätte gute Lust, ihm wieder abzusagen und meine Mutter zu fragen, ob sie uns fahren kann.«
»Deine Mutter trinkt schon den ganzen Tag lang, und du kannst den Wagen nicht fahren, weil du nicht bei der Versicherung eingetragen bist – genauso wenig wie ich, dafür hat sie schon gesorgt.«
Dougie erschien um 20:35, und er hatte Tony und Wendy Wellbeck auf dem Rücksitz. Es störte mich, dass wir uns den Wagen teilen und Konversation machen mussten. Ich habe gern ein paar Minuten Ruhe, bevor ich mich in Gesellschaft begebe. Die Wellbecks sahen aus, als hätten sie sich in der Abteilung »Festliche Anlässe« von TK Maxx ein gekleidet. Sie trug ein orangefarbenes Paillettenoberteil, er einen weißen Polyester-Smoking mit Fliege. Da Daisy mir leider nicht mitgeteilt hatte, dass der Dresscode »schwarze Krawatte« lautete, befand ich mich schon gleich von Anfang an im Hintertreffen. Horsefield berechnete uns 6 £ pro Nase!
Als ich mich beschwerte, sagte Tony Wellbeck: »Immerhin ist Silvester, Mr. Mole.«
Also zahlte ich, und wir stiegen aus.
Horsefield sagte noch: »Viel Spaß auf der Party. Denken Sie dran,
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