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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vollzug unserer Ehe dar.
    Musste nachts oft aufstehen, um aufs Klo zu gehen. Gegen Morgen war ich so erschöpft, dass ich kaum aus dem Bett kam, um zur Bestrahlung zu fahren.
    Donnerstag, 27. Dezember
    Als wäre alles nicht schon schlimm genug! Michael Flowers hat sich heute zum Mittagessen eingeladen. Ich war derjenige, der den Anruf entgegennahm.
    »Du stehst in letzter Zeit oft so was von auf dem Schlauch, Adrian. Warum hast du ihm nicht einfach ir gendeine Ausrede aufgetischt? Oder mir einfach den Hörer gegeben? Ich bin eine großartige Lügnerin, beinahe schon ein Profi.«
    Ich war entrüstet. »Das ist nichts, worauf man sich etwas einbilden sollte, Daisy, Wahrheit ist die größte aller Tugenden. Ohne Wahrheit sind wir nichts als Tiere.«
    Mit einem Lächeln sah sie mich direkt an. »Ach ja, wie lautet denn dann die Wahrheit über dich und Pandora die Schlampe Braithwaite, hä, Wahrheits-Mann?«
    Das kam so unerwartet, dass ich einen Moment lang völlig aus dem Konzept gebracht war. Schließlich stammelte ich: »Wir sind nur gute Freunde.«
    »Das klang aber in deiner SMS an sie ganz anders«, entgegnete Daisy. Aus ihrer grünen Tasche auf dem Tisch holte sie ihr Notizbuch, blätterte die Seiten durch und zeigte dann auf die Zeile:
    Sehr enttäuscht, dich Weihnachten nicht zu sehen.
    »Sie war meine erste Liebe, Daisy«, sagte ich. »Über seine erste Liebe kommt man nie richtig weg.«
    »O doch, das kommt man. Meine erste Liebe war Kartenabreißer beim Autoscooter. Er hatte strähnige schwarze Haare und Spinnentattoos auf den Knöcheln beider Hände. Über den war ich am selben Tag weg, als das Volksfest aus unserem Dorf abgezogen ist.«
    Freitag, 28. Dezember
    Gestern waren wir zu neunt beim Mittagessen, plus ein Kind. Gott weiß, wie wir das gemacht haben – der Küchentisch hat nur vier Stühle. Wir mussten zwei Gartenstühle, den Plastikhocker aus dem Badezimmer, eine Milchflaschenkiste aus dem Schuppen und Gracies alten Kinderstuhl vom Speicher holen. Dadurch saßen wir alle auf unterschiedlichen Höhen, ein paar konnten kaum über die Tischkante sehen.
    Es gab Daisys traditionelles Truthahncurry, Basmatireis und diese köstlichen Chapatis, deren Zubereitung Daisy von Parvez’ Frau gelernt hat. Für ihren Vater hatte Daisy ein vege tarisches Curry aus dem ganzen matschigen Gemüse im untersten Kühlschrankfach gekocht.
    NOTIZ AM RANDE: Warum macht unser Kühlschrank eigentlich genau das Gegenteil von jedem anderen mir bekann ten Kühlschrank? Sprich, er hält die Lebensmittel nicht frisch.
    Flowers tauchte mit Daisys Schwester Marigold und deren Mann, Streber Henderson, auf, die jedem außer Brett und Bernard einen Star-Trek-Becher schenkten. Zu Brett sagte Marigold: »Wir wussten nicht, dass du hier bist, wir dachten, du wärst im Sandy Lane Hotel auf Barbados, wie jedes Weihnachten.«
    »Das Blatt hat sich gewendet«, sagte ich.
    »Mir macht es nichts aus, keinen Becher zu bekommen«, schaltete Bernard sich ein. »Ich boykottiere amerikanische Waren seit den McCarthy-Prozessen.«
    Brett, der auf der Milchkiste saß, blickte zu uns allen auf und sagte: »Will denn niemand mal den Wein aufmachen?«
    Michael Flowers hatte vier Flaschen von seinem Quitte-Pflaumen-Wein mitgebracht. Ich habe das fiese Zeug nicht getrunken, aber alle anderen schienen es zu genießen oder zumindest zu ertragen. Bevor das Essen aufgetragen wurde, teilte Flowers Weihnachts-Knallbonbons aus, die er selbst gebastelt hatte. Ich fand sie ziemlich kläglich, sie waren aus selbst geschöpftem Papier mit Rindenstückchen darin, und keines davon knallte auch nur einigermaßen vernünftig. Die kleinen Geschenke darin bestanden aus winzigen Keksen in einer Hülle aus undefinierbaren Samen. Es gab auch keine Kalauer, sondern Papierstreifen mit Zitaten von Nelson Mandela, Kant und Nigel Farage von der United Kingdom Independent Party. Immerhin war es aufmerksam von Flowers gewesen, Papierhütchen zu machen, wenn auch aus dem Wirtschaftsteil des Independent gebastelte Hüte etwas Trostloses haben. Auf dem Hut meiner Mutter stand: »NORTHERN ROCK: BROWN SCHREITET EIN.«
    Bei meinem Vater stand die Schlagzeile auf dem Kopf, aber ich konnte sie trotzdem entziffern: »JEDER BRITE IM DURCHSCHNITT MIT 12 700 £ PLUS HYPOTHEK VERSCHULDET.«
    Als ich meinen eigenen Hut absetzte, las ich: »2,5 MILLIONEN ARBEITSLOSE.«
    Mit Blick auf Daisys Hut fragte meine Mutter: »Was ist denn ein Subprime-Kredit?«
    Brett sah zu meiner Mutter auf. »Das ist

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