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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ich hätte wissen müssen, dass eine solch betrübliche Pflicht Ihnen Schmerz bereiten würde.«
    Ich versprach Mr. Carlton-Hayes, dass Bernard und Hitesh noch heute vor Ladenschluss erfahren würden, dass sie im neuen Jahr keine Stelle mehr haben.
    Mitternacht
    Ich konnte es nicht. Morgen erzähle ich es ihnen, gleich als Erstes.
    Dienstag, 11. Dezember
    Nach der Bestrahlung setzte meine Mutter mich am Buchladen ab. Hitesh humpelte in seinem Gipsbein herum, während Bernard auf dem Sofa saß und Vanity Fair las (das Buch, nicht die Zeitschrift). Ich rief sie zusammen und brachte ihnen schonend bei, dass der Buchladen schließen würde.
    Bernards Gesichtszüge entgleisten. »Tja, das war’s dann also endgültig. Ich mach Schluss. England will keine alten Penner wie mich mit unseren Hämorrhoiden und unserem Mundgeruch. Die weißen Tauben sind …«
    Hitesh unterbrach ihn. »Habe ich Anspruch auf eine Abfindung?«
    »Ich mache mich kundig«, bot ich an.
    »Das heißt für mich also Weihnachten im Arbeitshaus«, sagte Bernard.
    Er sei herzlich eingeladen, Weihnachten bei mir und meiner Familie zu verbringen, sagte ich ihm.
    Warum? Warum? Warum hab ich den Mund aufgemacht und diese Einladung über meine Lippen kommen lassen?
    »Da bin ich Ihnen sehr verbunden, junger Herr«, entgegnete Bernard. »Ich bring auch was zu trinken mit.«
    Später googelte ich »Abfindungen gesetzliche Bestimmun gen GB« und erklärte Hitesh, er habe keine Ansprüche, da er noch keine zwei Jahre für Mr. Carlton-Hayes arbeite.
    »Mein Cousin hat einen KFC. Vielleicht kann der mir einen Job geben«, meinte Hitesh.
    »Was ist denn KFC?«, wollte Bernard wissen. »Der Ketteringer Fußballclub?«
    Hitesh und ich lachten länger, als Bernards Ahnungslosigkeit es rechtfertigte. Ich denke mal, wir mussten etwas von unserer Anspannung ablassen.
    Dann kam meine Mutter herein und fragte, ob sie ihre Weihnachtseinkäufe im Hinterzimmer abstellen könne. Ich half ihr, die Sachen nach hinten zu tragen, und erhielt die strikte Anweisung, auf keinen Fall in die Tüte von Marks & Spencer zu schauen. Auf dem Weg hinaus sagte sie: »Hier drin herrscht eine grauenhafte Atmosphäre. Habt ihr Mädels euch gestritten?«
    Ich erzählte ihr, dass der Buchladen schließen würde.
    »Das überrascht mich nicht«, sagte sie. »Wo sind bei euch die heiteren Frauenromane und die Promi-Biografien? Euer Schaufenster sieht aus wie die Bibliothek von Miss Haversham, an den blöden Mistelzweigen hängen keine Beeren mehr, und die Stechpalmen und der Efeu sind so trocken wie eine Nonne zwischen den Beinen.«
    Später inspizierte ich die Tüte von Marks & Spencer. Sie hatte mir einen zitronengelben Pulli mit V-Ausschnitt in Größe XL aus 100 Prozent Acryl gekauft.
    Ich hoffe, sie hat den Kassenzettel aufgehoben.
    Mittwoch, 12. Dezember
    Habe mit Daisy über Gracies Weihnachtsgeschenke gesprochen. Mein Vorschlag war, ihr etwas Kleines zu schenken – vielleicht Filzstifte – und eine Geldsumme an Save the Children oder eine ähnlich verdienstvolle Hilfsorganisation zu spenden. Außerdem schlug ich vor, im Namen meiner Eltern eine Oxfam-Ziege für die Dritte Welt zu kaufen.
    »Komm ja nicht auf die Idee, mir auch ein Stück Vieh zu schenken«, warnte Daisy mich.
    Ich habe ihr noch nicht erzählt, dass ich Bernard zu Weihnachten eingeladen habe.
    Müde und niedergeschlagen ging ich um 19:15 ins Bett. Daisy blieb noch auf und bastelte schlecht gelaunt aus Alufolie und Drahtbügeln ein Stern-von-Bethlehem-Kostüm für das Krippenspiel nächste Woche.
    Als Daisy kurz nach Mitternacht ins Bett kam, streichelte sie mir den Rücken und fragte: »Alles okay bei dir?«
    Ich tat, als schliefe ich, und schließlich drehte sie sich um und stellte im Radio den BBC World Service ein. Es kam eine Dokumentation über Kindersterblichkeit in Afrika. Ich beschloss, für jeden in der Familie zu Weihnachten ein Nutztier zu spenden.
    Donnerstag, 13. Dezember
    Bestrahlung.
    Anthonys Krankenversicherung hat sich bereiterklärt, ihn zurück nach England zu fliegen. Sally gegenüber äußerte ich mein Erstaunen, dass Anthonys Versicherungsschutz über haupt noch bestand. Es gab doch bestimmt irgendwo in der Police eine Klausel, die davon abriet, Freundschaft mit Wölfen zu knüpfen?
    Rief Parvez an, um mich über Arbeitslosen- und Krankengeldansprüche zu informieren, aber er befand sich gerade auf einer Konferenz des Verbandes der Bausparkassen. Er hält eine Rede über »Scharia-Gesetze und den

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