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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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»Möhren« über meine »Egozentrik« und »Dr. Pearce« auf »Pandora«. Eine Zeit lang hielt sie sich bei meiner Besessenheit mit »muffigen alten Büchern« auf und galoppierte dann wieder voran mit »Du hast jedes Interesse an mir verloren, emotional, sexuell und romantisch«. An dieser Stelle verstummte sie und brach in ohrenbetäubendes Schluch zen aus.
    Gracie kam herein, bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Blick und sagte: »Wenn du Mami zum Weinen bringst, musst du ins Gefängnis.«
    Ich erklärte dem Kind, dass das lächerlich sei, dass niemand wegen Brüllens ins Gefängnis käme.
    »Doch, eben schon. Das hab ich im Fernsehen gesehen. Das nennt man einen ›Absatz 5‹.«
    Nun rief Daisy: »Wir können uns nicht mal in Ruhe streiten! Entweder unterbricht Gracie uns, oder deine Eltern lauschen an der Wand!«
    Ich rief zurück: »Warum kaufst du dir seit neuestem Spitzenunterwäsche?«
    Das löste bei ihr eine weitere ausgedehnte Tirade über meine »Gemeinheit«, mein »asoziales und misstrauisches Verhalten« aus, und schließlich schrie sie, was unverzeihlich war: »Und deine Schreiberei ist ein Witz. Gegen dich kommt einem Barbara Taylor Bradford vor wie eine Nobelpreisträgerin. Du bist eine totale Niete. Überleg doch mal, Adrian – warum wollte noch nie jemand was von dem veröffentlichen oder senden, was du seit fünfundzwanzig Jahren schreibst?«
    Ich würdigte sie keiner Antwort. Vielmehr holte ich meine wärmste Jacke, Handschuhe, Schal und Mütze und knallte die Tür mit den Worten hinter mir zu: »Könnte sein, dass ich länger weg bin.«
    Blöderweise war es schon 15:30 und fast dunkel, also lief ich ein paarmal den Weg auf und ab und ging dann zurück ins Haus, wo ich zu meinem Erstaunen feststellte, dass es erst 16:05 war.
    Mit Daisy sprach ich an dem Abend nicht mehr, ich sagte nur, als ich ihr meine Kreditkarte gab: »Für die Kette.«
    Montag, 17. Dezember
    Bei der Bestrahlung berichtete ich Sally, dass ich beim Wasserlassen starke Beschwerden hätte.
    »Wie stark auf einer Skala von eins bis zehn?«, fragte sie.
    »Ich bin Schriftsteller, Sally«, gab ich zurück. »Ich wähle meine Worte mit Bedacht.«
    »Sie neigen außerdem zur Übertreibung, Adrian«, sagte sie.
    Warum sind alle Frauen in meinem Leben so schwierig? Männer korrigieren nicht die Ausdrucksweise anderer Menschen oder kritisieren ihren Charakter oder beschuldigen sie sexueller Gleichgültigkeit.
    Vom Krankenhaus aus ging ich in den Buchladen und fand dort zu meinem Erstaunen eine ziemlich große Menschenmenge vor. Es handelte sich um Bernards Trinkkumpane, wie sich herausstellte. Er hatte allen versprochen, ihnen einen 50-prozentigen Rabatt auf sämtliche Weihnachtsbücher einzuräumen. Mir fiel auf, dass viele der ausgewählten Titel etwas mit Alkohol zu tun hatten. Einer von Bernards Bekannten, ein Mann mit einer zur Jahreszeit passenden roten Nase, kaufte das Drehbuch zu Die Tage des Weines und der Rosen für seine Mutter.
    Dienstag, 18. Dezember
    Es belastet mich immer mehr, dass ich nicht mit Daisy spreche. Wir benehmen uns wie zwei Taubstumme, kommunizieren über Zeichen und kurze Grunzer. Bald werde ich mein Schweigen brechen müssen, weil ich mit ihr über die Weihnachtsvorbereitungen reden muss.
    Auf dem Weg zur Bestrahlung fragte ich meine Mutter, ob sie mich für einen guten Schriftsteller halte. Lange Zeit gab sie keine Antwort, dann rannte ein Fuchs vor uns über die Straße, und sie trat auf die Bremse. Als wir weiterfuhren, wiederholte ich meine Frage: »Bin ich ein guter Schriftsteller?«
    »Ein paar von deinen Sachen gefallen mir«, sagte sie.
    Ich forderte ein Beispiel.
    »›Der Wasserhahn‹«, sagte sie. »Das hat mir gefallen.« Und schon rezitierte sie: »Der Wasserhahn tropft und hält mich wach, bald steigt das Wasser bis unters Dach.«
    »Dir gefällt ein banales Gedicht, das ich mit dreizehn drei Viertel geschrieben habe? Was ist mit meinem späteren Werk?«
    Tagebuch, ich war stark versucht zu gestehen, dass ich Die Flasche meiner Mutter gelesen hatte, und ihr den guten Rat zu geben, das unweigerlich zum Scheitern verurteilte Projekt aufzugeben, aber ich hielt meinen Mund.
    Später am Vormittag ging ich zum Krippenspiel des Kindergartens von Mangold Parva. Daisy saß bereits in der ersten Reihe neben meinem Vater in seinem Rollstuhl. Er hatte seinen Camcorder dabei. Ich setzte mich zwischen die beiden. Zu meinem Ärger war auch Daisys Vater Michael Flowers gekommen mit seinem furchtbaren

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