Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
muslimischen Wohnungsmarkt«.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als Parvez zu schüchtern war, an seinem zwölften Geburtstag die Kerzen auf seinem Kuchen auszublasen. Er rannte aus dem Haus und überließ es mir und den übrigen Gästen, seine Mutter zu trösten (die die halbe Nacht auf den Beinen gewesen war, um den Kuchen mit einem Porsche-Rennwagen auf der Silverstone-Strecke zu verzieren, komplett mit Box und Mechanikern – keine leichte Aufgabe mit Marzipan und einem Spritzbeutel). Jetzt absolviert er öffentliche Auftritte und ist ein prominentes Mitglied des Rotary Club (Zweigstelle Leicester). Plus ça change!
Freitag, 14. Dezember
Das schmutzige Geschirr stapelt sich, und heute Morgen konnte ich lange keine saubere Unterhose finden. Bei meiner Suche öffnete ich auch Daisys Unterwäscheschublade und entdeckte drei neue BH-und-Slip-Sets in schwarzer, roter und weißer Spitze. Sie waren Klassen besser als ihre alten, nicht mehr ganz weißen Schlüpfer und durch die Wäsche leicht grau verfärbten BHs.
Fand schließlich eine Boxershorts in der Bügelwäsche.
Wann will Daisy sich um die Wäsche kümmern? So schwer ist das doch nicht – sie muss nur alles in die Maschine stopfen, Waschpulver dazu und einen Knopf drücken. Wo ist da bitte das Problem? Und was das Bügeln betrifft, jeder Trottel kann doch wohl ein Bügeleisen über ein Stück Stoff schieben, oder?
Auf dem Weg zur Bestrahlung fragte ich meine Mutter, was ich Daisy zu Weihnachten schenken sollte.
Ohne jedes Zögern sagte meine Mutter: »Eine Tasche von Marc Jacobs – das gesteppte Modell Bruna kombiniert mit Metallic-Schimmer und Goldbeschlägen. Klassisch und Cool.«
»Das klingt teuer«, sagte ich.
Etwas ausweichend entgegnete meine Mutter: »Ja, finde ich auch. Aber das wünscht sie sich.«
Ich war meiner Mutter dankbar. Sie hat mir stundenlanges Durchforsten von Geschäften erspart. Ich bat sie, die Tasche für mich im Internet zu bestellen, und gab ihr meine Kreditkarte.
Anthony liegt in einer Privatklinik in Leicester und bekommt Hauttransplantationen. Seine Eltern haben einen ihrer Gemüseläden verkauft, um die Behandlung zu bezahlen.
»Das ist aber sehr nett von seinen Eltern«, meinte ich.
»Nicht unbedingt«, gab Sally zurück. »Sie haben Angst vor ihm.«
Samstag, 15. Dezember
Auf dem Weg ins Krankenhaus sagte meine Mutter: »Wann gibst du mir eigentlich mal ein bisschen Benzingeld?«
Ich war wie vom Donner gerührt. Wie geldgierig kann man denn sein?
Ich erinnerte sie daran, dass ich bald arbeitslos sei und momentan jeden Penny meines Gehalts dringend benötige. Worauf sie ziemlich gehässig sagte: »Aber du kannst dir leisten, deiner berufstätigen Frau eine Tasche von Marc Jacobs zu spendieren.«
Sie gab mir meine Kreditkarte zurück. »Securicor liefert die Tasche heute Vormittag. Dein Vater wird sie annehmen und dafür sorgen, dass sie gut genug versteckt ist, damit Daisy sie nicht findet.«
Securicor! Warum liefern die eine Handtasche? Die über nehmen doch nur den Transport wirklich teurer Gegenstände.
Glenn und Finley-Rose haben sich verlobt. Er rief mich an, als ich auf dem Weg zur Bestrahlung war.
»Wenn ich in Afghanistan dran glauben muss, kriegt Finley eine Witwenrente«, erklärte er mir.
Ich finde, man kann Pragmatismus auch übertreiben.
Sonntag, 16. Dezember
Während ich heißes Gänseschmalz über die gebackenen Kartoffeln löffelte, fragte ich Daisy, was ich meiner Mutter zu Weihnachten schenken solle.
Sie hielt im Schneiden der Karotten inne und sagte: »Sie hätte gern eine Silberkette mit einem Rosenquarz anhänger.«
»Wo krieg ich denn so was her?«
»Auf der Website von Tiffany«, sagte sie.
Ich vergewisserte mich: »Tiffany, wie in Frühstück bei ?«
»Genau. Seit die beiden den Film gesehen haben, wartet deine Mutter darauf, dass dein Vater ihr etwas bei Tiffany kauft. Angeblich hat er, als sie aus dem Kino kamen, versprochen, ihr zu jedem Geburtstag ein Schmuckstück von Tiffany zu schenken, falls sie ihn heiraten würde.«
Ich schob die Kartoffeln in den Ofen zurück und sagte: »Nicht das einzige gebrochene Versprechen.«
Im Vorbeigehen bat ich Daisy, die Möhren etwas gleich mäßiger zu schneiden. Einige der Scheiben waren hauch dünn, andere eher klobig. Aber meine Frau kann überhaupt keine Kritik ertragen; Erwartungsgemäß wurde sie fuchsteufelswild und stampfte in der Küche herum, wild mit unserem schärfsten Küchenmesser gestikulierend. Sie kam von
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