Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Bratwürstchen im Speckmantel
    • Aunt Bessie’s Brotsoße
    • Aunt Bessie’s Butterpastinaken
    • Aunt Bessie’s Rosenkohl
    • Aunt Bessie’s gestiftelte Möhren
    • Aunt Bessie’s Plumpudding
    • Aunt Bessie’s Vanillesoße
    Welch ein Schwindel! Was verbirgt sie noch alles vor mir?
    Ich werde sie nicht verraten, aber ich bin tief enttäuscht von ihr. Das Weihnachtsessen ist einfach nicht dasselbe, wenn der Koch nicht an einem heißen Herd geschwitzt und gelitten und geschuftet hat. Der einzige Beitrag meiner Mutter zu der Mahlzeit war die Mole’sche Weihnachtssoße, die sie mithilfe eines seit Generationen an die jeweils älteste Mole-Frau weitergereichten Geheimrezepts zubereitet.
    Als die Gäste schwärmten, das Essen sei ganz köstlich, und meine Mutter Daisy umarmte und sagte, es sei das beste Weihnachtsessen, das sie je gekostet habe, sah ich Daisy genau in die Augen. Ich hatte erwartet, sie würde den Kopf abwenden, aber sie erwiderte den Blick unverfroren und nahm die Komplimente entgegen. Wie hat sie wohl verhindert, dass wir das Pling der Mikrowelle hören? Hatte sie deshalb das Radio auf volle Lautstärke gestellt?
    Nachdem der Tisch abgeräumt war, übernahmen die Mole-Männer das Abspülen, wie es der Brauch ist. Später spielten wir Leicester-Monopoly. Meinem Vater unterlief eine schwere Fehleinschätzung bezüglich seiner Immobilie am Clock Tower, und er verlor sein gesamtes Geld mit dem Kauf des Grand Hotel in der Granby Street. Bernard zog ständig die Karte »Gehe ins Gefängnis von Leicester«, und meine Mutter war auf das »Frei Parken«-Feld abonniert. Daisy hat gewonnen, aber ich bin mir fast sicher, dass sie geschummelt hat. Ich habe nicht mitgespielt. Ich halte nichts von Wettbewerbsspielen. Am Ende war ich froh, als meine Eltern nach Hause gingen. Es war einfach nicht genug Platz für einen Rollstuhl und ein Trampolin in unserem Wohnzimmer. Um 21:30 fiel ich erschöpft ins Bett. Lag lange wach und überlegte, wie man Bernard loswerden soll. Er ist obdach-, arbeits- und mittellos.
    Mittwoch, 26. Dezember
    Zweiter Weihnachtsfeiertag
    Bestrahlung.
    Heute hatte ich einen estnischen Radiologieassistenten namens Stefan. In perfektem Englisch erzählte er mir, dass er die Hälfte seines Gehalts nach Hause an seine Mutter und seine weit verzweigte Großfamilie schicke.
    »Familien sind ein Alptraum, was?«, sagte ich.
    »Ich würde für meine Familie sterben«, entgegnete Stefan. »Ich habe das Gesicht meiner Mutter seit zwei Jahren nicht gesehen.«
    Es gab kalten Truthahn und Ofenkartoffeln. Mein Vater wur de ein bisschen wütend, als er bemerkte, dass Bernard seine Kleider trug. »Ich habe meine Unabhängigkeit verloren«, jammerte er. »Ich stehe schon mit einem Bein im Grab, und jetzt verschenkt meine Frau auch noch meine Scheißklamotten. Kannst du damit nicht warten, bis ich tot bin, Pauline?«
    Gutmütig klopfte Bernard meinem Vater auf den Rücken. »Ich würde sie ja ausziehen, George, altes Haus, aber meine eigenen Sachen sind in der Waschmaschine.«
    »Du bist ein egoistischer alter Sack, George«, sagte meine Mutter. »Du hast den ganzen Schrank voller Zeug, das du nie anziehst. Du wirst doch wohl Bernard noch ein paar frische Sachen gönnen?«
    Worauf mein Vater schrie: »Gönne ich ihm aber nicht. Er hatte die größte Ofenkartoffel, und er durfte neben Gracie sitzen! Eigentlich sitze ich neben Gracie!«
    »Du machst dich lächerlich, George«, brüllte meine Mutter zurück. »Bernards Kartoffel war nicht größer als deine.«
    Daisy sprang auf und kreischte: »Verdammt noch mal! Muss ich die scheiß Kartoffeln jetzt mit dem Maßband ausmessen?«
    Aber mein Vater konnte sich nicht zurückhalten. Er tobte: »Und wo war der Rotkohl? Du weißt, dass ich das Zeug liebe. Der gehört gefälligst zum zweiten Feiertag dazu.«
    Tagebuch, ich konnte nicht fassen, dass mein Vater diesen Tag mit kleinlichen Beschwerden über Rotkohl und die Größe von Ofenkartoffeln ruinierte. Eine schreckliche Stille entstand, und man hörte nur das Schaben von Besteck auf Tellern und Kaugeräusche. Dann klopfte es an der Haustür. Seufzend ging ich aufmachen.
    Es war Brett.
    Ich suchte hinter ihm nach seinem Auto, aber es stand nicht dort. Deshalb fragte ich ihn, wie er zu den Schweineställen gekommen sei.
    »Am Rastplatz Leicester Forest East Services ist mir das Benzin ausgegangen, und ich hatte kein Geld zum Tanken. Ich habe alles verloren, Adrian.«
    In seiner Hast, zu seinem zweiten Sohn zu

Weitere Kostenlose Bücher