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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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sagte ich und suchte eine bequemere Lage. »Muss ziemlich hart sein, in dieser Gegend als schwarz-weißes Paar zu leben.«
    »Härter, als Sie sich vorstellen können«, stimmte er zu. »Aber wir kommen zurecht. Jedenfalls tut es mir Leid, dass es Ihnen so übel ergangen ist, und ich hoffe, dass Sie Carruthers nicht gleich anzeigen. Er ist an sich in Ordnung, solange er nicht trinkt. Wenn Sie versucht hätten, mich zu erreichen, nachdem Sie meine diversen Antworten auf Ihre ViCAP-Anfrage bekommen hatten, dann hätte ich Ihnen sagen können, was Sie wissen wollten. Ich halte nichts davon, wenn man Sachen totschweigt. Im Verborgenen wird alles bald überdimensional.«
    »Ihre Antworten?«, fragte ich ratlos. »Wir haben nur eine erhalten, und Carruthers wollte uns nicht mit Ihnen sprechen lassen. Er hat Sie als minderbemittelten Dorfpolizisten bezeichnet.«
    Wieder lachte Carlton Lee. »Das sieht Nelson ähnlich. Wahrscheinlich hat er meine erste Antwort entdeckt und die anderen abgefangen. Er möchte nicht, dass über die Starks geredet wird.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich hab den ganzen Tag Zeit.«
    »Stimmt.« Er legte seinen Ordner und den Kassettenrecorder zu mir aufs Bett und setzte sich auf einen Klappstuhl. »Der Doc sagt, Sie dürfen sich frühestens heute Abend vom Fleck rühren.«
    »Carruthers rastet also jedes Jahr um diese Zeit aus?«
    »Seit meiner Kindheit, kann man sagen. Ich stelle mir das so vor wie bei der Sendung auf dem Bildungskanal, die ich letzte Woche gesehen habe. Er ist wie so ein Schlammloch im Yellowstone Park, das tagaus, tagein vor sich hin blubbert und Schwefeldämpfe verbreitet, aber einmal im Jahr für ein paar Tage richtig ausbricht.«
    »Was lässt ihn da nicht los?«
    Carlton Lee öffnete den Ordner und zog ein Bündel ordentlich abgelegter Zeitungsausschnitte und Fotografien heraus. »Das ist eine noch längere Geschichte, und die hängt mit Lucas Stark zusammen. Das war Lucas.«
    Er gab mir ein Foto, das einen großen, schlaksigen Mann in einem schlichten blauen Anzug ohne Krawatte zeigte. Ganz ähnlich wie Bruder Neal am Abend zuvor hielt er in der einen Hand ein Mikrophon, in der anderen eine Klapperschlange, die über seinem Kopf schwebte. Stark hatte breite Schultern, schmale Hüften, gewelltes blondes Haar und weiche blaue Augen in einem kantigen, sonnengebräunten Gesicht.
    »Der hätte Filmstar werden können«, bemerkte ich.
    »Das sagt jeder«, erwiderte Carlton Lee. »Schade, dass ich kein Bild von Ada Mae für Sie habe. Die sind schwer aufzutreiben.«
    Er zog weitere Mappen heraus. Einen Großteil der Zeitungsausschnitte hatten seine Eltern aufbewahrt. Er hatte die Sammlung später ergänzt und Kopien der Dokumente angefertigt, die den Brand des Gerichtsgebäudes überlebt hatten.
    »Was interessiert Sie so an einem Mord, der sich vor fast dreißig Jahren ereignet hat?«, fragte ich.
    Carlton Lee zuckte die Achseln. »Ich bin Polizist, die Sache ist in meiner Stadt passiert, und Lucas Stark war der Prediger, der mir meine erste Schlange gegeben hat.«

    Den Rest des Tages verbrachte ich mit der Lektüre der Ordner – wenn mir nicht gerade Nebraska, die große dunkelhäutige Krankenschwester, mit ihren Spritzen zu Leibe rückte – und hörte mir an, was Carlton Lee aus eigener Erfahrung und den Berichten ehemaliger Gemeindemitglieder über Lucas Stark zu erzählen wusste.
    Das Erste, was meine Aufmerksamkeit fesselte, war, dass Lucas Stark zuvor schon einmal ein Familienmitglied getötet hatte. Er war das älteste von zwölf Kindern einer Farmerfamilie im Norden Kentuckys, hatte aber schon als Teenager gegen die Härten des Landlebens rebelliert. Da wandte er sich der Sünde zu. Saufen. Glücksspiel. Huren. Raufereien. Immer wieder kam er mit dem Gesetz in Konflikt. Wilderei. Mehrere kleine Eigentumsdelikte. Versuchte Vergewaltigung als Minderjähriger.
    Der zweitälteste Bruder hieß Caleb, er war ein gut aussehender, beliebter junger Mann, der gern auf der Farm arbeitete und das Landleben genoss. Doch an Calebs einundzwanzigstem Geburtstag holte ihn Lucas ab und nahm ihn mit auf eine dreitägige Sauftour im Rotlichtmilieu von Nashville.
    Am dritten Tag hingen sie nach fünfundfünfzig Stunden unter Alkoholeinfluss in der Nottingham Lounge, einem Striplokal, herum. Die Brüder gerieten in einen bösen Streit – worum es ging, konnten die Zeugen nicht sagen. Aber die Aggression schaukelte sich rasch hoch. Caleb schlug seinem Bruder

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