Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
ausgebleichtem Treibholz eine Echse, die wie ein kleiner Leguan aussah. Im zweiten kringelte sich auf braunem Kies eine Schlange mit tintenschwarzer Schnauze und rotorange eingefassten Augen. Dieses Farbmuster setzte sich über die ganze Körperlänge fort.
Der Heimwerker selbst lag in der gleichen Position wie Morgan Cook auf einem schmiedeeisernen Bett, alle viere weit von sich gestreckt. Die Fesseln waren dieses Mal nicht entfernt worden. Es waren schlichte weiße Nylonseile, knapp ein Zentimeter im Durchmesser, wie man sie in jedem Gemischtwarenladen findet, nur dass sie von den Abschürfungen an Haines’ Knöcheln und Handgelenken rot gefärbt waren. Das Gesicht war aufgedunsen, die Augen weit aufgerissen und stumpf. Kopf und Körper wirkten verrenkt, als hätte er verzweifelt versucht, sich gegen etwas zu wehren, bis er schließlich starb. In seinem Mund steckte ein grüner Apfel. In den Geruch des Todes mischte sich ein merkwürdig erdiger Duft, den ich nicht einordnen konnte.
Wie bei Cook zeigte auch die Haut von Haines rötliche Spuren eingetrockneter Körperflüssigkeit. Auch sein linker Arm und rechter Oberschenkel waren angeschwollen. Ansonsten sah die Leiche etwas anders aus als die des ersten Opfers. Solomon erklärte uns, das läge teilweise daran, dass Haines nicht so durchtrainiert war wie Cook. Der Sonartechniker hatte eine eher birnenförmige Figur und eine ziemliche Wampe, weshalb sein Körper nicht durchgängig, sondern bloß stellenweise schwarz angelaufen war. Die Innenseiten seiner Oberschenkel waren mit einer weißen Substanz eingeschmiert worden, die sich in Streifen durch sein Schamhaar bis zum Unterbauch zog.
Auf der anderen Seite des Bettes stand ein offener Kleiderschrank. An der Innentür war ein Spiegel angebracht. Mit Haines’ Blut stand darauf geschrieben: Apostelgeschichte 28,5–6 .
Alles verschwamm und wirbelte vor meinen Augen, wie immer, wenn ich mit einem gewaltsamen, unerklärlichen Todesfall konfrontiert werde. Doch diesmal stieg auch noch Übelkeit in mir auf.
»Halleluja«, sagte ich.
»Schöne Bescherung«, stimmte Rikko zu.
Mörder, die ihre Tat auf abwegige Weise mit dem Willen Gottes rechtfertigen, sind laut meiner Schwester eine besonders gefährliche Spezies. Da sie sich von einer höheren Macht geleitet fühlen, hören sie erst auf zu morden, wenn man sie geschnappt hat.
»Hier geht es nicht bloß um Sex«, sagte ich. »Da ist etwas Religiöses im Spiel. Wir sollten Christina nochmal hinzuziehen.«
»Ich rufe sie an«, erklärte Rikko. »Vielleicht kann eure Mutter als Babysitter einspringen.«
Zwei Leute von der Spurensicherung erschienen in der Tür. »Sucht hier jeden Quadratzentimeter ab«, sagte ich. »Er hat einen Fehler gemacht. Ich kann es förmlich riechen. Findet mir diesen Fehler.«
Es sollte sich jedoch herausstellen, dass Haines’ Schlafzimmer beinahe so spurenfrei war wie das von Cook. Der Fußboden war gesaugt worden. In dem Hoover, den wir auf der rückwärtigen Veranda entdeckten, fand sich kein Staubsaugerbeutel.
Die Möbel waren abgewischt worden, ebenso der Waschtisch im Badezimmer. Die weißen Streifen um Haines Geschlechtsteil entpuppten sich als Rohrreinigungsmittel, womit man nach Meinung von Solomon versucht hatte, im Schnellverfahren die im Sexualkontakt hinterlassenen DNA-Spuren zu beseitigen. An der Innenseite von Haines Oberschenkeln fand sich Samen, aber keine Scheidenflüssigkeit.
»Es wird doch wohl noch mehr Spuren geben«, sagte ich. »Irgendwelche Fasern, Fingerabdrücke, was weiß ich.«
Jorge steckte seinen Kopf zur Tür herein. »Die Nachbarn sind wir alle durch, Boss«, berichtete er. »Niemand hat etwas gehört. Wenn er nicht gerade gehämmert und gesägt hat, war der Typ so ruhig wie ein buddhistischer Mönch. Die meisten wussten nicht einmal, wer er war. Aber einer seiner Mieter ist da. Draußen auf der Veranda. Samt Rechtsverdreher.«
20
Lieutenant Commander Donald Aiken saß auf der Verandaschaukel. Er hatte den Blick in einen Styroporbecher mit Kaffee von 7 Eleven versenkt, den er zwischen den Knien hielt. Er achtete offenbar sehr auf seine Erscheinung, war Anfang dreißig und hatte auffällige Aknenarben. Neben ihm stand eine Militäranwältin, eine untersetzte Frau mit Boxergesicht, Anfang vierzig. Beide trugen khakifarbene Uniformen.
»Commander Betty Riggs«, stellte sie sich vor. »Haben Sie hier die Leitung, Sergeant?«
»Im Moment, ja«, antwortete ich. »Braucht der Lieutenant denn
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