Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
unsere eigene Kriminaldatenbank sowie die des Bundesstaats und anderer regionaler Polizeistationen laufen. Ergebnis von beinahe zwei Tagen Arbeit: Nicht ein Treffer.
»Welch eine Überraschung, Seeker pfeift auf Genehmigungen«, meinte Missy.
»Immer noch nichts von ViCAP?«, fragte ich Jorge.
»Nada.«
Es war später Nachmittag geworden. Dass wir so wenig Fortschritte machten, war deprimierend. Außer der vagen Beschreibung des Mannes in dem langen grünen Mantel vor dem Yellow Tail, der Phantomzeichnung nach den Angaben von Mary Aboubacar und der geheimnisvollen Botschaft auf dem Spiegel hatten wir keinerlei Anhaltspunkte.
»Machen wir Feierabend und gönnen uns einen wohlverdienten Ruhetag«, sagte ich. »Am Montag geht es dann in alter Frische weiter. Ich werde mit Jimbo zum Angeln fahren, mal sehen, ob er ein bisschen auftaut.«
»Immer noch kein Glück, wie?«, fragte Rikko.
»Fay sagt, er hockt nur in seinem Zimmer rum und brütet vor sich hin.«
Missy packte ihre Sachen zusammen. »Tut mir Leid, ich kann mich hier nicht länger aufhalten und deine kaputte Familie durchkauen, ich habe eine Verabredung. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie schwer es ist, mit meinen athletischen Schultern bei einem Typ zu landen.«
»Ich habe auch eine Verabredung«, erklärte Jorge, erhob sich von seinem Computer und zwinkerte mir und Rikko zu. »Die Blonde mit den Riesentitten, die draußen in den Heights Streife fährt.«
Missy knuffte ihn in die Seite. »Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf.«
Jorge krümmte sich vor Lachen. »Wie bitte?«
Das Telefon klingelte. Lachend hob ich ab. »Moynihan.«
»Geht ja lustig zu bei euch da oben am späten Samstagnachmittag«, meinte Lieutenant Anna Cleary, die Einsatzleiterin.
»Es geht gerade erst so richtig los, hoffe ich. Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
»Ja, arbeiten. So wie Sie. Es tut mir Leid, wenn ich Ihren Feierabend ruiniere, Shay, aber wir haben wieder einen: Schwarz, mit Blutblasen übersät und ans Bett gefesselt.«
Wie das Leben – oder der Tod – manchmal so spielt, wohnte Matthew Haines in Point Loma, nur wenige Kilometer westlich meines Liegeplatzes auf Shelter Island. Sein gelbes, rustikales Haus mit drei Schlafzimmern war von der ruhigen Straße und den Nachbarhäusern durch eine Hecke aus wilden Rosen komplett abgeschirmt. Haines war als Systemtechniker bei einer Firma namens Pantheon Group angestellt, die für die Marine arbeitete und ihren Sitz in Newport Beach hatte. Den größten Teil seiner Arbeitszeit verbrachte er mit der Wartung von Sonargeräten auf der U-Boot-Basis von San Diego.
Haines war ein schüchterner, untersetzter Fünfunddreißigjähriger mit deutlichem Glatzenansatz gewesen. Montag bis Freitag arbeitete er von acht bis vier Uhr dreißig, ansonsten werkelte er an seinem Haus herum. Um die Raten aufbringen zu können, vermietete er Zimmer an zwei jüngere U-Boot-Offiziere, die selten in San Diego waren. Einer von ihnen, Lieutenant Chuck Larsen, versah seinen Dienst gegenwärtig auf den Philippinen. Der andere, Lieutenant Commander Donald Aiken, war am frühen Nachmittag von einem dreiwöchigen Lehrgang in Virginia zurückgekommen und hatte die Haustür sperrangelweit offen und seinen Vermieter nackt ans Bett gefesselt vorgefunden.
»Der Tod ist vor mindestens fünfzehn Stunden eingetreten«, erklärte Dr.Marshall Solomon, der mich auf der Veranda begrüßte. »Schlangenbisse in der Nähe des Geschlechts, am Ellbogen und am Kinn. Der Mörder hat auch wieder eine Botschaft hinterlassen.«
»Wer hier nicht unbedingt gebraucht wird, raus!«, rief ich den Polizisten zu, die überall herumliefen.
»Und wir?«, fragte Missy.
»Rikko geht mit mir rein. Du und Jorge, schnappt euch die Uniformierten und klappert die Nachbarschaft ab. Jemand muss doch etwas gesehen oder gehört haben.«
Solomon wies Rikko und mir den Weg. Von der Küche, die gerade renoviert wurde, zweigte ein Flur ab, in dem es ebenfalls nach frischer Farbe roch. Der beige Teppichboden war neu verlegt. Zwei kleinere Schlafzimmer und ein Badezimmer lagen an diesem Flur. Die Tür zum Schlafzimmer des Vermieters war abgeschliffen, aber noch nicht gebeizt worden.
Das Zimmer dahinter war mit einem Sammelsurium von Möbeln gefüllt, die von irgendwelchen Dachböden zusammengetragen und hergerichtet worden waren. In einer Ecke standen zwei kleinere Terrarien auf Holzgestellen unter einer Batterie Wärmestrahler. Im ersten saß auf einem Stück
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