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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Deshalb nahm er Kontakt mit dem Zoo auf und veranlasste die Bereitstellung von Taipan-Gegengift samt Behandlungsplänen im Krankenhaus.
    Als der Helikopter endlich landete, befand sich Rikko in einem Zustand der Verwirrung. Halb auf Hebräisch, halb auf Englisch brabbelte er unzusammenhängende Geschichten vor sich hin, die offenbar von schlimmen Erlebnissen im Nahen Osten handelten. Speichel troff ihm vom Mund. Er hatte Schluckbeschwerden, und bevor das Ärzteteam – es wurde ausgerechnet von Walter geleitet – ihm das Gegenmittel spritzte, legten sie ihm wegen des Würgreizes einen Schlauch in die Speiseröhre. Magenkrämpfe schüttelten ihn.
    Inzwischen hatte eine Komponente des Giftes Rikkos Muskelgewebe angegriffen. Zerstörte Muskelzellen fanden den Weg in die Blutbahnen. Erst zeigten sich rechtsseitig Lähmungserscheinungen, bald darauf dehnte sich dies auf die linke Körperhälfte aus. Obwohl er nun die erste Spritze des Gegenmittels erhalten hatte, setzte seine Atmung aus, und das Herz meines besten Freundes blieb stehen.
    Walter verabreichte ihm ergebnislos drei Elektroschocks. Erst beim vierten Versuch setzte das Herz wieder ein, schwach zwar, aber es schlug. Rikko atmete langsam und schwer.
    Einige Minuten später fiel sein Blutdruck auf achtzig zu sechzig, und wieder hing er zwischen Leben und Tod. Walter setzte Rikko noch eine Spritze mit Gegengift, woraufhin er kurzfristig wieder zu Bewusstsein kam.
    Rikko erkannte die Stimme meiner Schwester, die gerade gekommen war. Er musste sich übergeben, wobei er so heftig würgte, wie es weder Walter noch die anderen Ärzte je erlebt hatten. Was er erbrach, roch Christinas Worten zufolge wie alter Pferdeurin. Sie glaubte, die letzte Stunde ihres Mannes hätte geschlagen.
    Um Mitternacht herum gab Walter Rikko eine dritte Dosis mit Gegengift, und für einen Moment schien es ihm besser zu gehen. Er konnte wieder ein wenig sehen, wenn auch verschwommen. Etwa um ein Uhr ließ die Übelkeit nach. Sein Blutdruck lag nun bei hundertfünfzig zu fünfundsiebzig und blieb auch in der folgenden Stunde stabil. Um zehn vor zwei wurde seine Atmung wieder unregelmäßig. Um zwei Uhr fünfundzwanzig, fünf Minuten bevor ich ins Krankenhaus kam, ordnete Walter künstliche Beatmung an. Rikko verlor zum dritten Mal das Bewusstsein.
    »Ich habe solche Angst, dass er es nicht schafft«, sagte Christina, die mir aus der Intensivstation entgegenkam. Sie sah furchtbar aus. Ihre Jacke und ihre Bluse waren nicht richtig geknöpft, und ihr langes rotes Haar, auf das sie stets sehr viel Mühe verwandte, hing ihr strähnig über die Schultern. Ihre ansonsten stets zarte Gesichtshaut wirkte jetzt trocken und spröde. Ich sah sie wieder vor mir, wie sie damals, mit acht Jahren, lautlos schluchzend, beobachtete, wie die Ehrenwache den Sarg unseres Vaters hinaustrug.
    »Natürlich schafft er es«, antwortete ich und nahm sie in die Arme. »Rikko ist der zäheste Bursche, den ich kenne. Wer passt auf die Mädchen auf?«
    »Mutter ist bei ihnen«, antwortete sie, legte den Kopf an meine Schulter und flüsterte: »Was soll ich bloß tun, wenn …? Was soll aus den Mädchen werden …?«
    »Pst«, beschwichtigte ich sie. »Denk gar nicht erst an so etwas.«
    Christina stieß mich von sich. »Ich muss aber doch, Shay. Ich kann nichts dafür. Ich sehe ja schon aus wie Mutter. Und das macht mir Angst. Mir ist, als würde ich in dieses schwarze Loch schauen und … «
    Sie konnte nicht weitersprechen, suchte nach einem Taschentuch. Ihre Angst verstärkte noch meine Ohnmacht und die Wut, die in mir tobten, seit ich den Parkplatz am Pier verlassen hatte. Mir war danach zumute, mit der Faust die Glastür der Intensivstation zu zertrümmern, einfach nur, um sie zersplittern zu hören.
    Doch meine Schwester gehört zu den Menschen, die sich auch in Augenblicken größten Kummers beherrschen können. Sie putzte sich die Nase und sah mich an. »Was ist los?«
    »Was los ist? Mein bester Freund und Schwager kämpft mit dem Tod, das ist los.«
    »Da ist noch etwas anderes. Mir kannst du nichts vormachen, Shay.«
    »Bitte, Chrissy, lass es ausnahmsweise mal sein, dir über die Probleme anderer Gedanken zu machen. Hier geht es jetzt ausschließlich um Rikkos Leben, um sonst nichts.«
    Bei diesen Worten begann ihre Unterlippe zu zittern, und sie warf sich mir wieder in die Arme. Die folgenden zwei Stunden saßen wir vor der Intensivstation und versicherten uns gegenseitig, dass unser großer Quatschkopf von

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