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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Krankenschwestern haben sich schriftlich beschwert, weil Sie sie körperlich bedroht und an der Ausübung ihrer Pflichten gehindert haben.«
    »Und ich bin empört über Ihre Entscheidung, eine thorakale Herzmassage an Ihrer eigenen Tochter durchzuführen«, ergänzte Biddle. »Meiner Meinung nach haben Sie damit eindeutig die Grenze überschritten. Ein solches Verhalten ist von einem Arzt nicht zu akzeptieren.«
    »Sie lag im Sterben!« ereiferte sich Kim. »Die externe Herzmassage hat nicht gewirkt. Ihre Pupillen haben sich erweitert.«
    »An qualifizierten Ärzten hat es am Krankenbett Ihrer Tochter nicht gemangelt«, widersprach Rathborn. »Aber sie haben alle nur dumm dagestanden und nichts getan!« fuhr Kim den Mann an. »Sie wußten doch überhaupt nicht, was mit meiner Tochter los war. Ich wußte es allerdings auch nicht, bevor ich ihr Herz gesehen hatte.« Seine Stimme brach, und er mußte für einen Augenblick wegsehen. »Es wird eine Anhörung geben«, sagte Rathborn. »Wir werden feststellen, ob Sie für Ihre Patienten eine Gefahr darstellen oder sich sogar selbst gefährden. Während der Anhörungen haben Sie Gelegenheit, Ihre Sicht der Dinge vorzutragen. In der Zwischenzeit dürfen Sie keinen Patienten in dieser Klinik behandeln, und ich untersage Ihnen hiermit insbesondere, irgendeine Operation durchzuführen.«
    »Mit welch netten Nachrichten Sie hier in mein Büro hereinschneien«, bemerkte Kim trocken.
    »An Ihrer Stelle würde ich mir die unverschämten Sprüche lieber sparen«, warnte Biddle.
    »Ich auch«, sagte Rathborn. »Wir werden die medizinische Aufsichtsbehörde über den Zwischenfall und unsere Maßnahme in Kenntnis setzen. Sie sollten sich darauf einstellen, daß man Ihnen die Approbation entzieht.«
    Kim drehte sich um und präsentierte den beiden den seiner Meinung nach angemessensten Teil seiner Anatomie. Er beugte sich vor und beendete seine Haarwäsche.
     
    Das »El Toro« machte bei Tageslicht einen völlig anderen Eindruck. Ohne den rotleuchtenden Neonstier und den Sound der Latinomusik wirkte das heruntergekommene Gebäude total verlassen. Lediglich ein paar frisch entsorgte, auf dem Parkplatz umherrollende Bierdosen deuteten darauf hin, daß sich offenbar dort Menschen in der Umgebung aufhielten. Shanahan schüttelte beim Anblick der traurigen Szene den Kopf und fuhr seinen schwarzen Cherokee über den holprigen Parkplatz. Über ihm waberte eine Dunstglocke aus Nebel und Nieselregen. Neben Carlos’ alter Karosse, die hervorragend in die Abbruchgegend paßte, hielt er an.
    Carlos stieg aus und schlenderte auf die Fahrerseite von Shanahans Wagen. Das Fensterglas war stark getönt, so daß Carlos lediglich sein eigenes Spiegelbild sah, bis Shanahan schließlich auf den Knopf drückte und die Scheibe herunterließ. Carlos sah erst das Geld und dann Shanahan an. »Was soll das?« fragte er. »Wir hatten zweihundert vereinbart. Ich habe die Frau beseitigt, so wie wir es besprochen haben.«
    »Du hast nicht sauber gearbeitet«, entgegnete Shanahan. »Wir haben von dem Arzt gehört. »Du hättest ihn auch erledigen müssen. Du wußtest doch, daß er nach der Frau sucht.«
    »Ich habe es ja versucht«, sagte Carlos.
    »Was soll das heißen - du hast es versucht?« fragte Shanahan von oben herab. »Ich denke, du hast einen hervorragenden Ruf als Messerschlitzer. Dein Gegner war unbewaffnet.«
    »Ich hatte nicht genug Zeit«, erklärte Carlos. »Der Kerl hat den stillen Alarm ausgelöst, als er eingebrochen ist. Bevor ich ihn erledigen konnte, war die Polizei da. Ich habe es gerade noch geschafft, sauberzumachen und die Sachen von der Frau verschwinden zu lassen.«
    »Und was hast du mit ihrem Auto gemacht?« fragte Shanahan. »Steht in der Garage von meinem Cousin.«
    »Wir holen es ab. Ich will nicht, daß irgendjemand damit herumfährt. Es muß in die Presse.«
    »Mit dem Auto fährt niemand herum«, versicherte Carlos. »Was ist mit dem Handy?« fragte Shanahan. »Liegt in meinem Auto«, erwiderte Carlos. »Hol es!« befahl Shanahan.
    Carlos ging zu seinem Wagen. Eine Minute später reichte er dem Sicherheitschef von Bobby Bo das Telefon. Shanahan warf es auf den Beifahrersitz. »Du hast ja wohl nicht mit dem Handy telefoniert?«
    Carlos zog unschuldig seine dunklen Augenbrauen hoch, äußerte sich aber nicht weiter zu der Frage. Shanahan schloß die Augen, hielt sich mit einer Hand die Stirn und schüttelte entsetzt den Kopf. »Sag mir bloß nicht, daß du das Handy benutzt hast!«

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