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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zischte er durch die zusammengebissenen Zähne, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    Als Carlos wieder nichts sagte, öffnete er die Augen und starrte seinen Komplizen ungläubig an. Er mußte sich schwer zusammenreißen, um nicht auszurasten. »Okay, wen hast du angerufen? Weißt du nicht, daß man den Anruf zurückverfolgen kann? Wie kann man nur so blöd sein!«
    »Ich habe meine Mutter in Mexiko angerufen«, gestand Carlos mit schlechtem Gewissen.
    Shanahan verdrehte die Augen und kam zu dem Schluß, daß er nun wohl auch Carlos verschwinden lassen mußte. Bei solchen Aufträgen durfte nichts schiefgehen; ansonsten glitten einem die Fäden schnell aus der Hand.
    »Aber meine Mutter hat kein eigenes Telefon«, fügte Carlos schnell hinzu. »Ich habe sie in dem Geschäft angerufen, in dem meine Schwester arbeitet.«
    »In was für einem Geschäft?« fragte Shanahan. »In einem großen Geschäft«, erwiderte Carlos. »Wo alles mögliche verkauft wird.«
    »Eine Art Kaufhaus?«
    »Ja, so ähnlich wie ein Kaufhaus.«
    »Wann hast du sie angerufen?«
    »Gestern abend«, gestand Carlos. »Samstag abends ist das Geschäft länger geöffnet. Meine Mutter holt meine Schwester dann immer ab.«
    »Wo in Mexiko hast du angerufen?« fragte Shanahan. »Mexico City«, erwiderte Carlos.
    Shanahan war erleichtert. Ein anonymer Anruf in einem großen Kaufhaus in der größten Stadt der Welt würde sich wohl kaum zurückverfolgen lassen.
    »Und sonst hast du nirgends angerufen?« fragte Shanahan. »Nein, nur dieses eine Mal nach Mexiko.«
    »Noch mal zu dem Doktor«, wechselte Shanahan das Thema. »Weiß er, was mit der Frau passiert ist?«
    »Wahrscheinlich ja«, erwiderte Carlos. »Er hat das Blut gesehen.«
    »Ob er Bescheid weiß oder nicht - er ist eine Gefahr. Er muß beseitigt werden. Wir zahlen dir die restlichen hundert plus dreihundert extra, wenn du ihn erledigt hast. Was sagst du dazu?«
    »Wann?« fragte Carlos.
    »Heute abend«, erwiderte Shanahan. »Wir wissen, wo er wohnt. Er lebt allein. Irgendwo in Balmoral.« Carlos zögerte. »Ich weiß nicht. Er ist ein ziemlich kräftiger, großer Kerl.«
    »Hätte nicht gedacht, daß das für dich ein Problem sein könnte«, spottete Shanahan.
    »Ihn umzulegen, ist ein Kinderspiel«, sagte Carlos. »Die Leiche und das Blut zu beseitigen, ist viel schwieriger.«
    »Darum brauchst du dich nicht zu kümmern«, versuchte Shanahan ihn zu überzeugen. »Leg ihn einfach um, und hau ab! Vielleicht kannst du das Ganze ja wie einen Raubüberfall aussehen lassen und Geld und Schmuck mitnehmen. Aber laß bloß nichts mitgehen, dessen Herkunft man zurückverfolgen kann!«
    »Ich weiß nicht«, wiederholte Carlos. »Die Polizei mag es nicht, wenn Mexikaner sich in Balmoral rumtreiben. Ich bin da schon mal angehalten worden.«
    »Jetzt paß mal auf, Carlos.« Shanahan verlor immer ziemlich schnell die Geduld. »Es ist nicht etwa so, als hättest du die Wahl, ja oder nein zu sagen. Du hast gestern abend Scheiße gebaut. Du hattest genügend Zeit, den Doc um die Ecke zu bringen. Außerdem solltest du nicht vergessen, daß du nicht einmal eine Aufenthaltsgenehmigung besitzt.« Carlos verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere und rieb sich die Arme. Trotz der Kälte trug er keinen Mantel und hatte unter seiner Lederweste kein Hemd an. »Okay«, willigte er schließlich ein. »Wo wohnt er?«
    »Das klingt schon besser«, entgegnete Shanahan und reichte ihm die auf ein Kärtchen getippte Anschrift.
     
    Kim kümmerte sich nicht um das Verbot. Er machte wie gewohnt seine Runde und besuchte seine stationären Patienten. Die meiste Zeit verbrachte er bei denen, die er am Freitag operiert hatte. Tom Bridges hatte sein Versprechen gehalten und sich um die Nachsorge der frisch Operierten gekümmert. Kim war erleichtert, daß es ihnen gutging und keine Komplikationen aufgetreten waren. Als er das Krankenhaus verließ, war der Nachmittag bereits fortgeschritten.
    Er hatte hin- und herüberlegt, ob er Kelly Anderson anrufen und mit ihr einen Termin vereinbaren sollte, war dann aber zu dem Schluß gekommen, daß er besser einfach bei ihr vorbeifuhr. Ihre Telefonnummer hatte er sowieso nicht, und vermutlich würde die Auskunft sie ihm auch nicht geben. Kelly Anderson lebte in Christie Heights in einem Haus im Präriestil. Die Gegend war nicht ganz so nobel wie Balmoral, aber auch nicht viel schlechter. Kim fuhr an den Straßenrand, hielt an und stellte den Motor aus. Dann warf er einen Blick

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