Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
auf das Haus. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich Mut zu machen. Kelly Anderson zu besuchen, kam für ihn einer Verschwörung mit dem Teufel gleich. Er wußte, daß er sie brauchte, aber er spürte auch, daß er sie nicht mochte. Auf dem Weg zur Haustür machte er sich darauf gefaßt, daß sie ihn vermutlich nicht einmal hineinbitten würde. Kellys hübsche Tochter Caroline öffnet die Tür. Für einen Augenblick verschlug es Kim die Sprache. Der Anblick des Mädchens weckte bei ihm schlagartig Erinnerungen an Becky. Von drinnen hörte er eine Männerstimme fragen, wer denn gekommen sei.
    »Ich weiß nicht«, rief Caroline über die Schulter zurück. »Er sagt nichts.«
    »Ich bin Doktor Reggis«, brachte Kim hervor. Hinter Caroline erschien Edgar Anderson. Er trug eine Brille mit dicken, dunkel gerahmten Gläsern, die ihn wie einen Akademiker aussehen ließ. Er hatte eine übergroße Strickjacke mit Flicken auf den Ellbogen an. In seinem Mundwinkel hing eine Pfeife.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte Edgar Anderson. Kim wiederholte seinen Namen und bat darum, mit Kelly sprechen zu dürfen.
    Edgar stellte sich vor und bat ihn ins Haus. Er führte ihn ins Wohnzimmer, das so aussah, als wäre es noch nie benutzt worden. »Ich sage ihr Bescheid, daß Sie da sind«, erklärte Edgar. »Bitte nehmen Sie Platz. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Eine Tasse Kaffee vielleicht?«
    »Nein, danke«, erwiderte Kim und setzte sich auf die makellose Couch. Er kam sich vor wie ein Bettler. Edgar verschwand. Caroline blieb hinter einem Klubsessel stehen und starrte ihn an. Kim konnte sie nicht ansehen, ohne an Becky denken zu müssen. Er war heilfroh, als Kelly endlich auftauchte. »Das gibt’s doch gar nicht!« staunte sie. »Verfolgt jetzt etwa der Fuchs den Jagdhund? Setzen Sie sich doch!« Kim war aufgesprungen, als Kelly den Raum betreten hatte. Sie ließ sich in den Klubsessel fallen. »Wie komme ich zu der Ehre dieses Überraschungsbesuches?«
    »Könnten wir uns vielleicht unter vier Augen unterhalten?« fragte Kim.
    Kelly tat so, als hätte sie Carolines Anwesenheit gerade erst wahrgenommen, und bat ihre Tochter, sie allein zu lassen. Als Caroline das Zimmer verlassen hatte, platzte Kim als erstes damit heraus, daß Becky gestorben war. Er erzählte ihr die ganze Geschichte und ließ auch die Einzelheiten seiner Unterhaltung mit Kathleen Morgan und Marsha Baldwin nicht aus. Er berichtete ihr von seinem Besuch im Onion Ring, der mit seiner ersten Verhaftung geendet hatte, und er schilderte ihr die grauenhafte Verfolgungsjagd bei Higgins und Hancock, die ihm seine zweite Verhaftung eingebracht hatte.
    Als er fertig war, seufzte Kelly und lehnte sich zurück. »Was für eine Geschichte!« staunte sie und schüttelte den Kopf. »Und was für eine Tragödie für Sie! Aber was führt Sie zu mir? Ich nehme an, ich soll irgend etwas für Sie tun.«
    »Richtig«, erwiderte Kim. »Ich möchte, daß Sie überall das berichten, was ich Ihnen erzählt habe. Die Öffentlichkeit muß darüber informiert werden. Außerdem möchte ich, daß Sie über das Verschwinden von Marsha Baldwin berichten. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, daß eine Verschwörung im Gange ist. Falls sie noch lebt, muß sie so schnell wie möglich gefunden werden!«
    Kelly kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum und dachte über Kims Anliegen nach. Ein paar Aspekte an der Geschichte interessierten sie, aber sie sah auch die Probleme. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Danke, daß Sie hergekommen sind und mir das erzählt haben. Aber als Beitrag interessiert mich die Geschichte nicht - zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt.«
    Kim fiel die Kinnlade herunter. Während er Kelly von den schrecklichen Ereignissen erzählt hatte, war er sich immer sicherer geworden, daß sie die Geschichte interessieren würde. Um so mehr enttäuschte ihn ihre Ablehnung. »Verraten Sie mir auch, warum?« fragte er.
    »Natürlich«, erwiderte Kelly. »Persönlich tut es mir furchtbar leid, daß Sie Ihre Tochter verloren haben - aber als Fernsehjournalistin interessieren mich eher andere Geschichten. Härtere, reißerischere Storys. Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Was ich Ihnen erzählt habe, finden Sie nicht reißerisch genug?« fragte Kim empört. »Becky ist an einer Verseuchung durch E. coli O157:H7 gestorben! Diese Bakterien sind weltweit auf dem Vormarsch!«
    »Sie haben ja recht«, gestand Kelly. »Aber wir haben nur einen einzigen

Weitere Kostenlose Bücher