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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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verwirrt. Er konnte sich nicht vorstellen, weshalb das Aussehen des Mannes wichtig sein sollte.
    »Können Sie ihn beschreiben?« bat Webster. »Er sieht wie ein Punker aus«, erwiderte Street und überlegte, wie sein vierzehnjähriger Sohn den Mann wohl beschreiben würde. »Gebleichtes Haar, Ohrring, Tätowierungen, Lederhose.«
    »Ist der Mann ziemlich groß?« wollte Webster wissen. »Ja. Bestimmt einsfünfundachtzig.«
    »Hat er eine frischgenähte Wunde im Gesicht?«
    »Ja«, erwiderte Street. »Woher wissen Sie das, Sir?«
    »Hat er gesagt, wo er wohnt?« fragte Webster zurück. »Nein«, erwiderte Street. »Aber ich habe ihn auch nicht gefragt. Er war ziemlich dankbar, als ich ihm gesagt habe, daß er hier arbeiten könne. Er war sogar bereit, eineinhalb Schichten zu übernehmen.«
    »Soll das heißen, Sie haben ihn für die Reinigungsschicht heute abend eingeteilt?« hakte Webster nach. »Ja«, erwiderte Street. »Einer unserer Männer hat sich heute morgen krank gemeldet.«
    »Gut«, stellte Webster fest. »Sehr gut. Gut gemacht, Mr. Street.«
    »Danke, Sir«, brachte Street hervor. »Wünschen Sie, daß ich Mr. Ramerez zu irgendeiner speziellen Arbeit einteile oder ihm etwas ausrichte?«
    »Nein«, erwiderte Webster. »Machen Sie gar nichts. Und bitte erzählen Sie niemandem von unserem Gespräch! Kann ich mich auf Sie verlassen?«
    »Selbstverständlich, Sir«, versprach Street. Im nächsten Augenblick stellte er völlig verdattert fest, daß sein Chef ohne ein weiteres Wort die Verbindung beendet hatte. Für eine Sekunde starrte er zweifelnd den Hörer an, dann legte er auf.
     
    Da er sich auf keinen Fall im Kopfknochenauslöseraum erwischen lassen wollte, wo es nichts zu kehren gab, hatte Kim sich wieder in den eigentlichen Schlachtbereich zurückgezogen. Obwohl er jetzt den gesamten Weg verfolgt hatte, den die Rinderköpfe durch die Anlage nahmen, hatte er immer noch keine Ahnung, worauf Marsha hinausgewollt hatte, als sie von dem Kopf des zuletzt geschlachteten Rinds gesprochen hatte. Das einzige, was er noch nicht wußte, war, was mit den Köpfen geschah, nachdem sie in das schwarze Loch geplumpst waren. Er kehrte jetzt wieder an den Stellen, an denen er schon ein paarmal mit seinem Besen gewesen war. Das Frustrierende an seinem Job war, daß einige Bereiche schon nach fünfzehn Minuten wieder so aussahen, als ob er dort nie gefegt hätte. Trotz seiner Ohrstöpsel hörte er plötzlich ein anhaltendes schrilles Klingeln. Er unterbrach seine Arbeit, richtete sich auf und sah sofort, daß die Rinderrümpfe sich nicht mehr weiterbewegten. Die Bänder waren angehalten worden, und es wurden keine weiteren Tiere mehr getötet. Die bemitleidenswerten Rinder, die vor ihrem Henker zum Stehen gekommen waren, wurden vorerst noch einmal verschont. Der Mann, der sie niederstreckte, hatte sein Werkzeug beiseite gelegt und war dabei, den Hochdruckschlauch zusammenzurollen. Die Tiere, die schon getötet worden waren, wurden noch so lange weitertransportiert, bis das letzte ausgenommen war. Dann wurde auch dieser Teil des Bandes gestoppt. Der irrsinnige Lärm hörte schlagartig auf, und es trat eine unheimliche Stille ein.
    Kim brauchte ein paar Sekunden, bis ihm bewußt wurde, daß es ihm deshalb so mucksmäuschenstill vorkam, weil er immer noch die Stöpsel in den Ohren hatte. Als er sie herausnahm, hörte er, wie die Arbeiter ihre Elektrowerkzeuge geräuschvoll verstauten und sich angeregt unterhielten. Einige sprangen einfach von den Laufstegen hinunter, andere benutzten Treppen und Leitern.
    Er hielt einen seiner Kollegen an und fragte, was los sei. »Ich nicht sprechen Englisch«, erwiderte der Mann und lief weiter.
    Kim versuchte sein Glück bei einem anderen Arbeiter. »Sprechen Sie Englisch?«
    »Ein bißchen«, erwiderte der Mann. »Was ist los?« fragte Kim.
    »Mittagspause«, erklärte der Mann und eilte seinem Kollegen hinterher.
    Kim beobachtete, wie etwa hundert Arbeiter eine Schlange bildeten, um die Feuertür zu passieren. Sie wollten alle in den Aufenthaltsraum und zu ihren Schließfächern. Ebenso viele Arbeiter kamen aus dem großen Knochenauslösebereich. Trotz des allgegenwärtigen Todes und des üblen Gestanks schien das Betriebsklima gut zu sein. Die Arbeiter schubsten sich gegenseitig und lachten dabei.
    »Wie hier irgend jemand an Essen denken kann, ist mir ein Rätsel«, flüsterte Kim in sein Mikrophon. Plötzlich entdeckte er den Mann, der ihn attackiert hatte. Er ging mit seinem Kollegen

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