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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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blutigen Köpfen der frischgeschlachteten Tiere, waren die Augen bei diesen Köpfen zusammengeschrumpft, und der danebenhängende Knorpel war schwarz. An vielen Köpfen war ein klaffendes Loch erkennbar, das der Schuß mit dem Luftgewehr hinterlassen hatte.
    Angeekelt von dem Anblick und dem Geruch wollte er die Klappe gerade wieder fallenlassen, als ihm ein Schrei entfuhr. Im Strahl seiner Taschenlampe wurde ein besonders grausamer Fund sichtbar: Teilweise begraben unter unzähligen Rinderköpfen lag der abgetrennte Kopf von Marsha! Schockiert ließ er die schwere Klappe fallen. Sie krachte zu und verursachte in dem engen Raum einen ohrenbetäubenden Lärm.
    »Was ist passiert?« fragte Tracy panisch. Bevor Kim antworten konnte, begann es so grauenvoll und durchdringend zu quietschen, daß ihm und Tracy fast das Trommelfell platzte. Die herunterkrachende Klappe hatte irgendeine Maschinerie in Gang gesetzt.
    Er riß die Taschenlampe hoch und leuchtete in die Richtung, aus der das schreckliche Geräusch kam. Ein verrostetes Kipptor öffnete sich.
    Er hörte Tracy immer wieder fragen, was los sei, aber er wußte nicht, was er antworten sollte. Er hatte keine Ahnung, was um ihn herum passierte. Hinter dem sich öffnenden Kipptor kam ein verdreckter Gabelstapler zum Vorschein, der plötzlich zum Leben erwachte, als wäre er eine futuristische Horrorkreatur. Seine immer wieder aufblinkenden roten Scheinwerfer tauchten den Raum in ein sattes Blutrot.
    Als das Kipptor sich genügend weit geöffnet hatte, gab das fahrerlose Gefährt hohe, schrille Huptöne von sich und fuhr ruckartig los. Um sich vor einem Zusammenstoß mit dem ominösen Fahrzeug zu retten, sprang Kim von der Plattform herunter und preßte sich gegen die Wand. Der Gabelstapler krachte mit voller Wucht gegen den Container und verursachte einen noch ohrenbetäubenderen Lärm als die Klappe, die er hatte zufallen lassen. Der Container bebte kurz, dann hob er sich vom Boden. Der Gabelstapler setzte zurück, und die Rutsche, die den Container mit dem Kopfknochenauslöseraum verband, löste sich. An die freigewordene Stelle schob sich ein leerer Container, der neben dem vollen bereitgestanden hatte. Die Rutschte schnappte automatisch wieder an die richtige Stelle.
    Der Gabelstapler hielt an, drehte um und rumpelte in die Dunkelheit davon.
    »Kim«, kreischte Tracy. »Ich weiß nicht, ob du mich hörst oder nicht. Aber ich komme jetzt!«
    »Nein!« schrie Kim in sein Mikro. »Mit mir ist alles okay. Ich habe aus Versehen eine automatische Entsorgungsmaschinerie in Gang gesetzt. Ich komme raus, bleib also, wo du bist.«
    »Soll das heißen, du kommst zum Auto?« fragte Tracy hoffnungsvoll.
    »Ja«, seufzte Kim. »Ich brauche eine Verschnaufpause.«
     
    Derek Leutmann hielt Shanahan O’Brian zwar für einigermaßen glaubwürdig, doch er wußte, daß dieser ihm bestimmt nicht die ganze Geschichte erzählt hatte. Außerdem ging er bei seiner Arbeit immer nach einer streng festgelegten Methode vor. Menschen umzubringen war ein Geschäft, bei dem man gar nicht vorsichtig genug sein konnte. Anstatt direkt zum Haus von Kims Ex-Frau zu fahren, wie Shanahan vorgeschlagen hatte, suchte Leutmann erst einmal das Haus von Kim auf. Er wollte die Zuverlässigkeit von Shanahans Informationen überprüfen und mehr über sein nächstes Opfer in Erfahrung bringen.
    Er fuhr nach Balmoral und steuerte ohne zu zögern Kims Haus an. Aus Erfahrung wußte er, daß er auf diese Weise weniger Verdacht erregte, als wenn er erst die Nachbarschaft auskundschaftete.
    Er parkte in der Auffahrt vor der Garage und öffnete seinen Zero-Halliburton-Metallkoffer, der neben ihm auf dem Beifahrersitz lag. In einem maßgefertigten Fach aus Styropor befand sich eine Neun-Millimeter-Automatik. Er nahm sie heraus und setzte mit geübten Bewegungen den Schalldämpfer auf. Dann steckte er die Waffe in die rechte Tasche seines Kamelhaarmantels. Er hatte die Tasche extra ändern lassen, damit die Pistole auch mit aufgesetztem Schalldämpfer hineinpaßte. Er nahm seine Aktentasche und stieg aus. Ein schneller Blick in die Garage zeigte ihm, daß sie leer war. Dann steuerte er auf die Haustür zu. Jeder, der ihn sah, mußte ihn für einen erfolgreichen Geschäftsmann halten. Er klingelte. Erst jetzt ließ er seine Blick über die Nachbarhäuser schweifen. Von Kims Veranda aus waren nur zwei zu sehen, deren Bewohner nicht da zu sein schienen.
    Er klingelte noch einmal. Als niemand öffnete, drehte er den Knauf.

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