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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gleich kommen.«
    »Ich habe ein paar Klempnerarbeiten erledigt«, erklärte der Mann. »In diesem Schlachthof gibt es mehr Abzugskanäle und Rohre als an irgendeinem anderen Ort in der Gegend. Ich wollte Sie eigentlich nur fragen, ob Sie Feuer haben. Ich kann mein Feuerzeug nirgends finden.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Tracy. »Ich rauche nicht, und ich habe leider keine Streichhölzer dabei.«
    »Da kann man nichts machen«, stellte der Mann fest. »Entschuldigen Sie die Störung.«
    »Keine Ursache.« Der Mann ging weg. Tracy seufzte erleichtert auf und kurbelte das Fenster wieder hoch. Der unerwartete Besuch hatte ihr gezeigt, wie angespannt sie war. Seit Kim in dem Gebäude verschwunden war, war sie unruhig gewesen. Doch nachdem er auch noch dem Killer über den Weg gelaufen war, hatte sie vor Angst nicht mehr aus noch ein gewußt. Zu allem Übel hatte sie seitdem nicht mehr mit ihm sprechen können. Sie wollte nur noch eins: ihm sagen, daß er so schnell wie möglich rauskommen sollte. Es lohnte sich einfach nicht, sein Leben aufs Spiel zu setzen.
    Sie riskierte einen verstohlenen Blick über den Parkplatz. Als sie sicher war, daß niemand sie beobachtete, setzte sie den Kopfhörer wieder auf und schloß die Augen. Sie mußte sich stark konzentrieren, um Kim zu verstehen. Das Getöse im Hintergrund der Schlachtfabrik war so laut, daß sie den Lautstärkeregler ziemlich weit hatte herunterdrehen müssen.
     
    Kim hatte den ausgedehnten Bereich umrundet, in dem die Tiere ausgenommen wurden, und sich einen Überblick über die gesamte Schlachtprozedur verschafft. Er hatte gesehen, wie die Rinder getötet, aufgehängt und ihre Kehlen aufgeschlitzt wurden. Danach wurden sie gehäutet und geköpft, wobei die Köpfe über ein gesondertes Deckenfördersystem weitertransportiert wurden. Nachdem die Tiere ausgenommen waren, wurden die Rümpfe der Länge nach in zwei Hälften zersägt; der Anblick war weit grauenhafter als ihn sich selbst abgebrühte Horrorfilm-Regisseure vorstellen können. Er warf einen Blick auf die Uhr, um festzustellen, in welcher Geschwindigkeit die armseligen Tiere getötet wurden. Er war baff. Das Kinn zur Brust hinuntergeneigt, sprach er in sein Mikrophon:
    »Wollen wir hoffen, daß Lee Cook sich ein geeignetes Videosystem für uns einfallen läßt«, flüsterte er. »Ich könnte wahllos draufhalten, um Marshas wichtigsten Vorwurf zu dokumentieren. Sie hat mir erzählt, daß in der Fleischindustrie vor allem die Schlachthäuser für die Verseuchung des Fleisches verantwortlich sind. Sie hat behauptet, Profit gehe eindeutig vor Sicherheit. Du kannst dir nicht vorstellen, in welchem Tempo hier gearbeitet wird. Sie schlachten alle zwölf Sekunden ein Rind! Ist das nicht unglaublich? Bei dieser Geschwindigkeit ist es absolut unmöglich, wirklich sauber zu arbeiten. Und was die Kumpanei zwischen dem Landwirtschaftsministerium und der Industrie angeht - die ist sogar auf dieser Betriebsebene unübersehbar. Oben auf den Laufstegen stehen zwar ein paar Kontrolleure herum, aber sie fallen auf wie bunte Hunde. Sie tragen keine gelben, sondern rote Helme, und ihre Kittel sind vergleichsweise sauber. Anstatt den Schlacht- und Verarbeitungsprozeß zu kontrollieren, lachen und albern sie mit den Arbeitern herum. Die Inspektion ist eine einzige Farce. Die Bänder bewegen sich viel zu schnell; die sogenannten Kontrolleure werfen kaum einen Blick auf die vorbeisausenden Rinderrümpfe.«
    Plötzlich erblickte Kim Jed Street; der Aufseher schnüffelte im Bereich der Tische und Waschbecken herum, in dem die Tiere ausgenommen wurden. Kim begann erneut eifrig zu kehren. Er entfernte sich von dem Aufseher und fand sich bald im Köpfungsbereich wieder. Die Köpfe wurden mit einer Säge abgetrennt, die fast genauso furchterregend aussah wie die, mit der die Rümpfe zerteilt wurden. Kurz bevor der Mann mit der Säge die Wirbelsäule vollständig durchtrennt hatte, fing ein anderer Mann den mehr als hundert Pfund schweren Kopf mit einem Haken auf, der von dem Deckenschienensystem herunterbaumelte. Für den Vorgang waren Koordinationsvermögen und Teamwork erforderlich.
    Er folgte dem Kopf-Förderband bis zu einer Stelle, an der das Band durch eine Öffnung in den benachbarten Raum verschwand, den er sofort wiedererkannte. Es war der Raum, in dem der Mann ihn am Samstag abend attackiert hatte. Er warf vorsichtig einen Blick über die Schulter und hielt nach Street Ausschau. Als er ihn nirgends entdecken konnte, ließ er

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