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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Eigentlich war es merkwürdig, daß Bobby Bo ihn anpiepte. Schließlich wußte er, wo er war und was er gerade machte. Er riß sich den Pager vom Gürtel und stellte verwirrt fest, daß er die Nummer nicht kannte.
    »Dürfte ich mal kurz telefonieren?« fragte Shanahan und zeigte auf eine Wand in der Nähe, an der sich etliche öffentliche Fernsprecher befanden.
    »Natürlich«, erwiderte Leutmann. Er studierte einfach die Informationen über Kim.
    Auf dem Weg zum Telefon kramte Shanahan ein paar Münzen aus einer Hosentasche. Hastig wählte er die mysteriöse Nummer. Der Hörer wurde beim ersten Klingeln abgenommen. Es meldete sich Carlos.
    »Der Doktor ist hier!« flüsterte er aufgeregt in die Muschel. »Wo ist der Doktor?« hakte Shanahan nach. »Hier, bei Higgins und Hancock«, erwiderte Carlos mit leiser Stimme. »Ich bin im Aufenthaltsraum. Es muß schnell etwas passieren. Der Doc arbeitet hier als Putzmann. Er sieht völlig abgedreht aus.«
    »Wie, zum Teufel, soll ich das denn verstehen?« fragte Shanahan.
    »Er sieht absolut ausgeflippt aus«, erklärte Carlos. »Wie ein alter Rocksänger. Er hat sein Haar ganz kurz geschnitten, und das, was noch übrig ist, ist jetzt blond.«
    »Du machst wohl Witze«, entgegnete Shanahan. »Nein!« insistierte Carlos. »Er hat eine Narbe im Gesicht - genau an der Stelle, an der er mit meinem Messer Bekanntschaft gemacht hat. Ich weiß, daß es der Doc ist, obwohl ich ihn ein paar Minuten anstarren mußte, bevor ich mir hundertprozentig sicher war. Später ist er an meinem Arbeitsplatz aufgekreuzt und hat mich blöd angeglotzt - bis der Boß kam und ihn dahin gebracht hat, wo er hingehört.«
    »Welcher Boß?« fragte Shanahan. »Jed Street.«
    »Hat der Doktor dich erkannt?«
    »Klar, wieso wohl nicht?« entgegnete Carlos. »Er hat mich angestarrt. Ich habe sogar kurz befürchtet, daß er mich angreifen will. Wenn er das gewagt hätte, hätte ich ihn erledigt. Wollen Sie, daß ich ihn absteche? Ich könnte ihn mir hier in der Firma vornehmen.«
    »Nein!« brüllte Shanahan in den Hörer und verlor für einen Moment die Beherrschung. Wenn Carlos den Mann mitten am Tag vor hundert oder mehr Zeugen umbringen würde, wäre das ein Desaster. Er holte tief Luft und sagte dann ruhig und langsam: »Du machst gar nichts. Tu so, als würdest du ihn nicht erkennen, und bleib ruhig! Ich melde mich wieder bei dir. Hast du verstanden?«
    »Ich will diesen Kerl abstechen«, sagte Carlos. »Ich hab’ doch gesagt, daß ich auf die Kohle verzichte.«
    »Das ist sehr großzügig von dir«, entgegnete Shanahan. »Wobei wir nicht vergessen wollen, daß du derjenige warst, der die Sache vermasselt hat. Aber das ist im Augenblick nicht der Punkt. Ich melde mich, okay?«
    »Okay«, gab Carlos sich zufrieden.
    Shanahan legte auf. Er ließ die Hand noch auf dem Hörer liegen und sah zu Derek Leutmann hinüber. Jetzt war das Dilemma perfekt. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
     
    Tracy zuckte zusammen, als plötzlich jemand an ihre Fensterscheibe klopfte. Sie hatte zwar hin und wieder Leute kommen und in ihre Wagen steigen sehen, aber niemand hatte sich ihrem Auto genähert. Hastig nahm sie den Kopfhörer ab und sah aus dem Fenster.
    Neben ihrem Wagen stand ein gräßlich aussehender Mann in einem schmutzigen Overall und einem schmutzigen Rollkragenpullover. Auf den Kopf trug er eine Baseballkappe, deren Schirm nach hinten zeigte. Auf seiner Unterlippe klebte eine noch nicht angezündete Zigarette, die sich auf- und abbewegte, während er durch den offenen Mund ein- und ausatmete. Im ersten Augenblick wollte Tracy starten und wegfahren. Doch dann fiel ihr ein, daß die Antenne unbefestigt auf dem Dach stand, und sie verwarf die Idee schnell wieder. In dem Glauben, keine andere Wahl zu haben, kurbelte sie die Scheibe ein Stück herunter.
    »Ich habe Sie von meinem Wagen aus gesehen«, begann der Mann und zeigte über die Schulter auf den nebenan parkenden Lieferwagen.
    »Aha«, entgegnete Tracy ängstlich. Der Mann hatte eine auffallende Narbe im Gesicht, die sich von der einen Wange bis zum Nacken erstreckte.
    »Was hören Sie denn?« fragte der Mann.
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Tracy und warf einen Blick auf das Tonband. Die Spulen drehten sich immer noch. »Nur ein bißchen Musik.«
    »Ich höre gerne Countrymusik«, sagte der Mann. »Hören Sie gerade Countrymusik?«
    »Nein«, sagte Tracy mit einem schwachen Lächeln. »Ich stehe mehr auf New Age. Mein Mann arbeitet hier. Er muß

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