Toxin
kümmere mich sofort darum.«
»Reinigen Sie die Klos gründlich!« sagte Conrad. »Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, auch wenn Sie es bis elf nicht schaffen! Verstanden?«
»Die Toiletten werden blitzen vor Sauberkeit«, versprach Kim. Conrad warf den Mängelbericht auf den Tisch zu den anderen Papieren. Kim nutzte die Gelegenheit und zog sich schnell den Kopfhörerstecker aus dem Ohr. Den Hals wieder strecken zu können, war ein gutes Gefühl. »Um die Papiere sollen sich die Sekretärinnen kümmern«, sagte der Aufseher. Er ging zur Aktenregistratur und schob die offenstehende Schublade zu. »Jetzt machen Sie, daß Sie rauskommen! In diesem Raum haben Sie nichts zu suchen!« Kim ging voraus, Conrad folgte ihm. An der Tür hielt der Aufseher kurz inne und sah sich ein letztes Mal um. Erst dann knipste er das Licht aus und machte die Tür zu. Um sicherzustellen, daß so etwas nicht noch einmal passierte, holte er einen großen Schlüsselbund hervor und schloß ab. Kim war dabei, seinen Mop auszuwringen, als Conrad sich noch einmal an ihn wandte: »Ich behalte Sie im Auge«, warnte er ihn. »Ich komme nachher noch mal vorbei und sehe nach, ob die Toiletten sauber sind. Es ist also nicht ratsam, sich einfach aus dem Staub zu machen!«
»Ich tue mein Bestes«, versprach Kim.
Der Aufseher bedachte ihn mit einem letzten geringschätzigen Blick. Dann ging er zurück in den Aufenthaltsraum. Als Conrad außer Sichtweite war, stopfte Kim sich den Kopfhörer wieder ins Ohr.
»Hast du alles mitbekommen?« fragte Kim. »Natürlich«, erwiderte Tracy. »Hast du jetzt endlich genug von diesem Unsinn? Komm sofort raus!«
»Nein«, widersprach Kim. »Ich will diese Papiere haben. Das Problem ist nur, daß dieser Penner die Tür abgeschlossen hat.«
»Was willst du denn mit den Papieren?« fragte Tracy. Sie war der Verzweiflung nahe.
»Dann habe ich etwas in der Hand, was ich Kelly Anderson zeigen kann«, erwiderte Kim.
»Aber wir haben doch schon die Laborergebnisse«, erinnerte Tracy ihn. »Das müßte ihr doch eigentlich reichen, um per Gerichtsbeschluß einen Fleischrückruf zu erwirken. Darum geht es dir doch, oder etwa nicht?«
»Natürlich«, entgegnete Kim. »Das mindeste, was wir erreichen müssen, ist, daß die gesamte Mercer-Meats-Produktion vom neunten Januar zurückgerufen wird. Aber diese Papiere beweisen darüber hinaus, daß die Industrie kranke Kühe kauft, Kontrollen umgeht und es dann auch noch durchgehen läßt, daß ein besudelter Kuhkopf weiterverarbeitet wird, als wäre nichts geschehen.«
»Glaubst du, das war der Grund für Beckys Krankheit?« fragte Tracy bewegt.
»Könnte gut sein«, erwiderte Kim ebenso aufgewühlt. »Wahrscheinlich lag es an dem heruntergefallenen Kopf und daran, daß ihr Hamburger nicht ordentlich durchgebraten war.«
»Da sieht man mal, an welch seidenem Faden unser Leben hängt. Unglaublich, daß es durch so etwas Banales wie einen heruntergefallenen Kuhkopf und einen nicht durchgebratenen Hamburger mir nichts, dir nichts ausgelöscht werden kann.«
»Es führt einem aber auch vor Augen, wie wichtig unser gewagtes Unterfangen ist«, fügte Kim hinzu. »Und wie willst du an die Papiere kommen, wenn das Archiv abgeschlossen ist?« fragte Tracy.
»Ich weiß es noch nicht so genau«, gestand Kim. »Das Loch in der Scheibe ist mit einer dünnen Spanholzplatte zugenagelt. Die ließe sich wahrscheinlich ziemlich einfach abbrechen. Aber ich muß mich wohl oder übel um diese beiden Toiletten kümmern. Der Aufseher kommt bestimmt in ein paar Minuten zurück, um meine Arbeit zu inspizieren. Ich mache mich am besten sofort ans Werk.«
Er musterte die beiden gegenüberliegenden Türen, zwischen denen sich der Flur befand, und beschloß, sich zuerst die Herrentoilette vorzunehmen. Damit der Eimer nicht umkippte, bugsierte er ihn vorsichtig über die erhöhte Türschwelle auf die Fliesen. Dann schob er ihn weiter in den Raum und ließ die Tür hinter sich zufallen.
Der Raum war relativ groß. Rechts waren zwei Toiletten und zwei Urinale und links zwei Waschbecken mit darüber befestigten Spiegeln. Direkt neben der Tür gab es an der Wand mehrere Garderobenhaken. Die einzigen weiteren Objekte in dem Raum waren zwei Papierhandtuchspender und ein Abfalleimer.
Geradeaus, in der Mitte der Wand, befand sich ein Fenster, das zum Parkplatz hinausging. »Wenigstens ist diese Herrentoilette nicht besonders schmutzig«, sagte Kim in sein Mikrophon. »Ich hatte schon befürchtet, sie sähe so
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