Toxin
Wender in der Hand und über den Grill gebeugt, sah Paul verdutzt auf.
»Nummer fünfundzwanzig waren zwei Jumbos, nicht zwei normale«, beschwerte sich Roger.
»Scheiße, tut mir leid«, entgegnete Paul. Er drehte sich zum Kühlschrank um, nahm zwei Jumbos heraus und legte sie auf den Grill. Dann drückte er sie mit dem Wender ein wenig platt. Jumbos wurden doppelt so lange wie normale Hamburger gebraten.
»Und zu Nummer fünfundzwanzig gehört eine normale Portion Pommes«, fauchte Roger und fuchtelte Paul drohend mit dem Bestellzettel vor der Nase herum.
»Schon fertig«, entgegnete Paul und füllte schnell eine Ladung Pommes in eine Papiertüte.
Roger nahm die Tüte, legte sie auf das für Nummer fünfundzwanzig vorgesehene Tablett und schob es weiter auf den Ausgabetresen.
»Okay«, wandte sich Roger an Paul. »Als nächstes ist Nummer siebenundzwanzig dran. Wo ist der Hamburger, und wo sind die Pommes? Los Paul! Sieh zu, daß wir unseren Rückstand aufholen!«
»Ist ja schon gut«, entgegnete Paul. Er schob den Hamburger, der nie richtig auf dem Grill gelegen hatte, zwischen zwei Brötchenhälften, fügte noch ein paar gebratene Zwiebeln hinzu und füllte Pommes in eine Tüte.
Wenige Sekunden später beugte sich der Teenager am Ausgabetresen über das Mikrophon und verkündete: »Nummer fünfundzwanzig und Nummer siebenundzwanzig abholbereit.«
Kim erhob sich. »Das sind wir. Ich hole das Essen. Und wenn wir fertig sind, holen wir Ginger ab. Das ist mein letztes Wort. Und ich erwarte von dir, daß du nett zu ihr bist. Okay?«
»Okay«, erwiderte Becky zögernd und stand auf. »Ich hole das Essen schon«, sagte Kim. »Bleib sitzen!«
»Aber ich möchte mir meinen Hamburger selber zurechtmachen«, sagte Becky.
»Natürlich«, entgegnete Kim. »Das hatte ich ganz vergessen.« Während Becky eine beeindruckende Menge verschiedener Soßen in ihren Hamburger quetschte, wählte Kim ein Salatdressing, das in seinen Augen noch am erträglichsten aussah. Dann kehrten Vater und Tochter auf ihre Plätze zurück. Erfreut registrierte Kim, daß der mit Ketchup bekleckerte kleine Junge inzwischen weg war.
Beckys Laune besserte sich sichtlich, als der Junge von ihrer Schule sie um ein paar Pommes bat. Kim wollte gerade von seiner Suppe kosten, als sein Handy klingelte. Er nahm das Gespräch entgegen und preßte sich das Telefon ans Ohr. »Reggis«, meldete er sich.
»Hier ist Nancy Warren«, meldete sich eine der Krankenschwestern. »Ich muß Sie leider stören. Mrs. Arnold besteht darauf, daß Sie ins Krankenhaus kommen und sich um ihren Mann kümmern.«
»Warum denn?« fragte Kim.
Becky nahm ihren Hamburger in beide Hände, führte sich das monströse Gebilde an den Mund und biß hinein. Dann kaute sie ein paarmal und musterte die angebissene Stelle. »Mr. Arnold ist sehr ängstlich«, erklärte Nancy. »Er meint, daß die Schmerzmittel nicht wirken. Außerdem hatte er verfrühte Ventrikelkontraktionen gehabt.«
Becky zog Kim am Arm, um ihm die angebissene Stelle ihres Hamburgers zu zeigen. Er gab ihr durch ein Handzeichen zu verstehen, daß sie warten solle, bis er sein Telefongespräch beendet hatte. »Sind die Ventrikelkontraktionen mehrmals aufgetreten?«
»Hält sich in Grenzen«, erwiderte Nancy. »Aber immerhin hat er sie bemerkt.«
»Bestimmen Sie seine Kaliumwerte!« ordnete Kim an. »Und verdoppeln Sie seine Schmerzmittelration! Ist der Intensivarzt da?«
»Ja«, erwiderte Nancy. »Dr. Silber ist hier. Aber ich glaube, es wäre besser, wenn Sie kurz vorbeischauen würden. Mrs. Arnold ist ziemlich hartnäckig.«
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, entgegnete Kim. »Aber warten wir erst mal auf die Kaliumwerte. Achten Sie bitte auch darauf, daß er keine übermäßige Bauchauftreibung bekommt.«
Kim beendete das Gespräch. Mrs. Arnold war eine noch schlimmere Nervensäge, als er befürchtet hatte. »Sieh dir mal meinen Hamburger an«, sagte Becky. Kim warf einen Blick auf den Hamburger und sah, daß das Fleisch in der Mitte noch rosa war. »Hmm. Genauso habe ich meine Hamburger auch gegessen, als ich so alt war wie du.«
»Echt?« fragte Becky. »Ich finde es ekelig.« Kim überlegte, daß er wohl am besten selbst mit der zuständigen Ärztin sprach und wählte die Nummer des Krankenhauses. »Ich habe meine Hamburger immer so gegessen«, sagte er zu Becky, während sich die Verbindung aufbaute. »Halb roh und mit einer rohen Zwiebelscheibe, nicht mit diesem gegrillten Zeug, und schon gar nicht
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